Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Freund zur Seite gehabt hatte, der auch in gefährlichen Lagen stets einen kühlen Kopf bewahrt und gewusst hatte, was zu tun war?
    Wie viel hätte Quentin darum gegeben, seinen Onkel auch in diesen Tagen zur Seite zu haben und ihn um Rat fragen zu können. Doch Sir Walter weilte nicht mehr unter ihnen, und seine milde Weisheit, die Quentin so oft den rechten Weg gewiesen hatte, war zusammen mit ihm gest…
    Plötzlich wandte sich Quentin um.
    Was ihn dazu bewogen hatte, wusste er schon im nächsten Augenblick nicht mehr zu sagen. Es war wohl nur ein Impuls gewesen, ein unbehagliches Gefühl, der Eindruck, von fremden Augen beobachtet zu werden.
    Doch alles, was Quentin im fahlen Morgenlicht erkennen konnte, waren ein paar verstreute Gestalten, die wie er zum Broad Way unterwegs waren. Um sich vor der schneidenden Kälte zu schützen, waren sie alle in Schals gehüllt und hatten die Mützen weit herabgezogen, sodass ihre Gesichter nicht zu sehen waren. Unmöglich festzustellen, ob einer von ihnen ihn beobachtet hatte, und schon im nächsten Moment kam der Gedanke Quentin lächerlich vor.
    Er schüttelte ihn von sich wie ein lästiges Insekt und setzte seinen Weg fort, der Bloomingdale Road entgegen, an deren Ende sich das kleine, zwischen Backsteinbauten eingezwängte Häuschen befand, das Mary und er bewohnten. Es gehörte der Witwe eines schottischen Landsmanns, der sich durch Landspekulationen ein Vermögen erworben hatte, und die es ihnen für eine überaus günstige Miete überließ. Ansonsten hätten sich Quentin und Mary mit dem wenigen Geld, das er als Korrespondent der Evening Post verdiente, das Haus gar nicht leisten können. Überhaupt hatten sie das vergleichsweise angenehme Leben, das sie in New York führten, keinem anderen als Sir Walter zu verdanken, der ihren Neubeginn in den Vereinigten Staaten mit großzügigen Zuwendungen unterstützt hatte. Quentin war ihm dafür von Herzen dankbar.
    Wie für so vieles andere …
    »Verdammt!«
    So unvermittelt, wie es verschwunden war, war das Gefühl wieder da: Eine grässliche Unruhe, die ihn abermals herumfahren ließ – und diesmal glaubte er zu beobachten, wie sich einer der nachfolgenden Passanten abrupt abwandte.
    Der Mann trug einen altmodischen Dreispitz und ging leicht gebeugt. Das war auch schon alles, was Quentin erkennen konnte. Ein erster Impuls drängte ihn dazu, stehenzubleiben und den Fremden anzusprechen.
    Aber was dann?
    Wenn der Kerl bewaffnet war, hatte Quentin keine Chance. Immer wieder kam es vor, dass Diebesgesindel aus den Five Corners und dem sechsten Bezirk seinen Weg in die zivilisierten Teile der Stadt fand und dort nach Opfern suchte. Quentin verspürte nicht das geringste Verlangen, niedergestochen und ausgeraubt zu werden. Wenn ihm der Fremde tatsächlich folgte, musste er ihn abschütteln, so rasch wie möglich.
    Mit pochendem Herzen wechselte er die Straßenseite und bog in eine Seitengasse ab. Ein Blick über die Schulter verriet ihm, dass der andere ihm auch weiter auf den Fersen blieb.
    Nun gab es keinen Zweifel mehr.
    Der Kerl mit dem Dreispitz war hinter ihm her!
    Quentins Pulsschlag steigerte sich, und er beschleunigte seinen Schritt. Sein Atem ging jetzt stoßweise, während er aus dem Augenwinkel erneut zurückblickte.
    Der Vermummte war noch immer da, und auch er ging nun schneller. Quentin war erleichtert, als zur Linken eine Haustür aufging und zwei Männer heraustraten. Auf der anderen Straßenseite öffnete ein Geschäft für Lederwaren, und ein fliegender Händler war dabei, seinen Verkaufsstand aufzubauen. Je mehr Menschen die Straßen bevölkerten, desto gründlicher würde der Verfolger es sich überlegen, ehe er ein Verbrechen beging – doch noch schien er nicht gewillt, von seinem Vorhaben abzulassen.
    Er holte auf, und Quentin, von der plötzlichen Furcht getrieben, so wie sein Onkel zu enden, niedergestreckt von feiger Mörderhand, begann zu laufen …

----
    8
----
    Florenz
August 1784
    Die Besuche waren noch häufiger geworden.
    Trotz der drückenden Sommerhitze, die sich über die Stadt gesenkt und dafür gesorgt hatte, dass viele wohlhabende Bürger sie verlassen hatten, empfingen der Herzog und seine Tochter auch weiterhin nächtliche Gäste, die das Haus jeweils vor Tagesanbruch wieder verließen. Weder wurden Namen genannt noch andere Einzelheiten, doch glaubte Serena gehört zu haben, dass es Franzosen waren, die der Herzog zu nächtlicher Stunde empfing. Und das beunruhigte sie …
    »Was

Weitere Kostenlose Bücher