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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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allgegenwärtig war noch der Schrecken des Kampfes. So nahe hatten sie an Xelos’ Feuer gestanden, dass sie immer noch seine Hitze auf der Haut zu spüren glaubten.
    »Es ist niemand auf dem Wehrgang zu sehen«, bemerkte Deran plötzlich.
    Meatril und Targ folgten seinem Blick und sahen zur Festung Königswacht hinauf. Tatsächlich ließ sich dort keine Menschenseele entdecken.
    »Vielleicht haben sie bei Ardens Ankunft ihren Posten verlassen«, versuchte Targ, eine Erklärung zu finden.
    Meatril erhob sich ächzend. »Sehen wir besser einmal nach.«
    Die drei schleppten sich zum Burgtor hinauf, das auf der östlichen Seite Einlass in die palisadenbewehrten Festungsanlage bot. Sie fanden es verschlossen vor und augenscheinlich gab es niemanden in Reichweite, der ihnen von innen öffnen konnte. Auch wiederholtes Rufen änderte nichts daran.
    »Irgendwas stimmt hier nicht«, murmelte Meatril beunruhigt. »Deran, meinst du, deine Kraft reicht noch aus, um mich auf deine Schultern zu nehmen? Von dort müsste ich den Rand der Palisaden erreichen können. Wenn du ein bisschen von unten nachhilfst, kann ich mich hochziehen.«
    Mit einiger Mühe wurde Meatril von Deran nach oben gehievt. Als er sich endlich über die angespitzten Pfähle der Palisade gequält hatte und sich auf den Wehrgang hinabgleiten ließ, fiel ihm sofort die Ruhe auf, die innerhalb der Festung herrschte. Es gab keinen Jubel, keine Stimmen, kein Waffenklirren, keine Spur von den hundert Bogenschützen, die er unter Taranas Führung hier zurückgelassen hatte. Meatril wagte es kaum, zu denken, aber das Wort, welches den Zustand der Festung Königswacht am besten beschrieb, war: totenstill.
    Wie betäubt ließ Meatril seinen Blick über die vielen leeren Zelte, Vorratswagen und Feuerstellen auf dem Festungsgelände schweifen. Vor der nördlichen Mauer sah er es dann. Dort lagen zahllose Körper kreuz und quer neben- und übereinander wie ein umgeworfener Stapel Feuerholz. Er hatte nicht geglaubt, dass ihn an diesem Bluttag noch irgendetwas erschüttern könnte, aber das Bild der hingeschlachteten Festungsbesatzung griff nach ihm wie ein Alb aus einem bösen Traum.
    Er ließ sich vom Wehrgang fallen, stolperte nach vorn und begann zu rennen. Wie eine Ewigkeit erschienen ihm die hundertfünfzig Schritte hinüber zu dem schaurigen Gemetzel. Die Leichen der Fendländer Bogenschützen lagen zwischen Toten, deren Brustharnisch mit dem Wappen Citheons gezeichnet war. In jedem Erschlagenen glaubte Meatril Daia zu sehen. Dann erblickte er inmitten der Gefallenen eine einzelne, am Boden kauernde Gestalt. Als diese ihm schließlich das Gesicht zuwandte, erkannte er seine Geliebte nicht sofort, so schwer war sie gezeichnet von Erschöpfung und Blut. Erst als sie zu sprechen begann, begriff er, wen er vor sich hatte.
    »Meatril! Ist es vorbei?«
    Der Klang von Daias wohlvertrauter Stimme trieb ihm Tränen der Freude in die Augen. Sie lebte. Sanft zog er Daia hoch und schloss sie in seine Arme.
    »Ich dachte, du wärst tot«, flüsterte Meatril.
    »Es hat nicht viel gefehlt«, antwortete sie leise, ohne seine Umarmung zu erwidern. »Aber sie haben Tarana schwer verwundet und auch Eringar ist verletzt.«
    Erschrocken ließ Meatril seine Verlobte los. Erst jetzt schenkte er der reglosen Gestalt, an deren Seite Daia eben noch gekniet hatte, Beachtung. Taranas schwarze Locken waren blutgetränkt, aus einer klaffenden Wunde am Kopf sickerte immer noch Blut. Daneben erkannte Meatril den jüngsten der Ecorimkämpfer, Eringar, dem er befohlen hatte, in der Festung zu bleiben, um ihn vor dem Kampf am Strand zu schützen. Meatril schnürte es fast die Kehle zu. Nur wegen dieser fatalen Entscheidung lag Eringar nun vor ihm, leise stöhnend, die Hände auf einen tiefen Schnitt an seiner Seite gepresst.
    »Die beiden haben zunächst nur mit einer Handvoll Männer versucht, Techels Truppen aufzuhalten«, erklärte Daia monoton. »Es müssen über hundert Feinde gewesen sein, die in die Burg eindrangen. Erst als ich mit den Bogenschützen von der Strandseite hinzukam, ist es uns gelungen, die Citheonen zu besiegen. Aber du siehst selbst, welchen Preis wir dafür bezahlt haben.«
    Meatril schluckte schwer. Hier und da bewegte sich noch jemand zwischen den Gefallenen, aber es waren wenige, kaum mehr als zehn. »Wir müssen Tarana und Eringar ins Lazarettzelt bringen und auch die anderen brauchen dringend Versorgung«, bemerkte er kraftlos. Er schüttelte den Kopf. »Dieser Sieg ist so

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