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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Angriff erwartet worden war. Ein schwerer Fehler, wie sich in diesem Moment herausstellte. Denn in dieser Klamm konnte Tarana nun mehrere Schatten ausmachen, die sich bergab bewegten.
    Sie erstarrte. Ihr Herz schien sich plötzlich zu überschlagen. Tarana musste jetzt eine schnelle Entscheidung treffen. Panik drohte ihre Gedanken zu überrennen. Welche Möglichkeiten blieben ihr? Wenn sie die Bogenschützen von dieser Mauerseite abzog, um die Angreifer auf der Nordseite zurückzuschlagen, bedeutete dies, Meatril und die anderen am Strand im Stich zu lassen. Tat sie es nicht, würden die Feinde schon bald die Festung stürmen. Es gab nur eine Lösung: Sie musste die Truppen aufteilen.
    »Eringar«, zischte sie, »greif dir zwanzig Schützen und folge mir. Daia, du bleibst hier und sorgst dafür, dass die citheonischen Truppen da unten am Strand nicht zum Atemholen kommen.«
    »Was ist los?«, wollte Daia wissen, doch Tarana sprang bereits vom Wehrgang auf den Festungsplatz hinunter und begann, in Richtung der nördlichen Mauer zu laufen.
    Als die Istanoit etwa in der Mitte des Burggeländes angelangt war, sah sie, wie mehrere Seilschlaufen über die Palisade geworfen wurden. Die Angreifer verloren keine Zeit. Keuchend erreichte sie eine der Holzleitern, die auf den nördlichen Wehrgang führten, und kletterte hastig die wackelnde Konstruktion hinauf. Schon schwang sich der erste citheonische Soldat über die Pfahlmauer. Tarana jagte ihm, ohne zu überlegen, einen Pfeil in den Leib. Geräuschlos kippte er rückwärts vom Wehrgang und schlug dumpf im Burghof auf. Unmittelbar hinter ihm versuchte bereits der nächste, über die Mauer zu klettern. Ein zweiter Pfeil der Istanoit vereitelte das.
    Ein kurzer Blick über die Palisade nach draußen verriet Tarana, dass sich dort bereits Dutzende Soldaten am Fuße der Mauer versammelt hatten und an mehreren Stellen versuchten, den Holzwall zu erklimmen. Kaum war Tarana wieder in Deckung gesprungen, zischten zwei Pfeile der Angreifer haarscharf über ihren Kopf hinweg. Ihre einzige Chance, die Citheonen aufzuhalten, bestand nun darin, ihre Kletterseile durchzuschneiden. Also ließ sie den Bogen zurück und zog ihr Schwert. In gebückter Haltung rannte die junge Istanoit den Wehrgang entlang und hieb eine Seilschlaufe nach der anderen entzwei. Doch es waren einfach zu viele. Plötzlich sah sie sich drei Angreifern gegenüber, die gleichzeitig auf den Wehrgang gesprungen waren. Ein Blick nach hinten offenbarte vier weitere in ihrem Rücken. Sie würden sie jeden Moment in die Zange nehmen.
    »Tarana, runter da!«, hörte sie eine Stimme vom Festungsplatz rufen. Sie gehörte Eringar.
    Tarana überlegte nicht zweimal. Sie sprang. Nur einen Herzschlag später löste sich ein surrender Schwarm aus zwanzig Pfeilen von den gespannten Bogensehnen der Fendländer Schützen. Nur zwei der citheonischen Soldaten gelang es, sich rechtzeitig abzuwenden, sodass die Geschosse von den Schilden abgehalten wurden, die sie zum Erklettern der Palisaden auf ihren Rücken geschnallt trugen. Alle anderen wurden getroffen, allerdings blieben nur drei reglos liegen. Die übrigen versuchten, sich trotz ihrer Verwundungen hinter ihren Schilden zu verbergen und gleichzeitig ihre Kameraden zu decken, die weiterhin über die Festungsmauer nachdrängten. Es wurden immer mehr. Dann sprangen die ersten mit gezückter Klinge und Schild in der Hand vom Wehrgang auf den Festungsplatz hinunter.
    »Eringar, wir müssen sie aufhalten!«, schrie Tarana, und an die Bogenschützen gewandt, befahl sie: »Weiter auf den Wehrgang zielen!«
    Sie lief den Eindringlingen entgegen. Damit die Bogenschützen weiterschießen konnten, musste Tarana die Attacken der Citheonen auf sich ziehen. Das erschien nicht besonders schwer. Lang genug am Leben zu bleiben allerdings, erwies sich angesichts der zahlreichen Gegner als weit schwieriger. Aber wenigstens war Eringar an ihrer Seite.
    Es fühlte sich an, als würden sie auf eine Mauer eindreschen. Die citheonische Infanterie stand so kompakt, dass beinahe keine Lücke zwischen ihren Schilden mehr blieb. Schritt um Schritt drängten sie die Fendländer zurück, ohne dass die Front der feindlichen Truppen auch nur an irgendeiner Stelle einbrach. Meatril war die ganze Zeit damit beschäftigt, gegnerische Speere zur Seite zu schlagen, wobei es ihm nicht gelingen wollte, mit seiner eigenen Lanze irgendeinen Treffer zu landen. Es schien, als kämpfe er nicht gegen Menschen, sondern nur gegen

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