Das Vermächtnis der Schwerter
die Kunde von Eurem großen Sieg in diesem Augenblick in alle Länder des citheonischen Großreichs getragen wird. Während Techel noch nach Süden flieht, sorgen die Priester der viergöttlichen Kirche überall dafür, dass die Feinde des Inselherrn Euren Sieg zum Anlass nehmen, um endlich das Joch des ketzerischen Jovenas abzustreifen und sich dem wahren König, dem götterfürchtigen Sohn Ecorims zuzuwenden. Eine gewaltige Welle der Reinigung wird durch die Ostlande rollen und Ihr werdet von überall her Unterstützung erhalten. Deshalb zerbrecht Euch nicht den Kopf über Verstärkung oder Ernährung des Heeres. Sammelt jene Soldaten um Euch, die noch marschieren können, und macht Euch, so schnell es geht, auf den Weg nach Tilet. Denn die Krone wartet dort nur darauf, Euer stolzes Haupt zu schmücken, königliche Majestät.«
Als Arden das erste Mal mit dem Titel angesprochen wurde, den er alsbald offiziell tragen durfte, lief ein prickelnder Schauer seinen Rücken hinab. »Königliche Majestät« – diese Bezeichnung versprach absolute Macht, märchenhaften Reichtum, andauernde Bewunderung, alles, wonach sich Arden immer gesehnt hatte. Offenbar trennte ihn nur noch ein langer Marsch von diesem Ziel, größerer Widerstand war nicht mehr zu erwarten. Fast bedauerte Arden diesen Umstand ein wenig, denn er hatte es genossen, ein ganzes Heer von Menschen in die Schlacht zu führen, als liefen sie alle am Zügel seines Willens.
»Nun gut«, meinte er grinsend und nahm sich ungefragt eine kandierte Flucht aus Maluns Schale, »dann gibt es keinen Grund, noch länger zu zögern. Morgen brechen wir auf.«
Früh am nächsten Morgen war Meatril gerade dabei, seinen Sattel festzuzurren, als er von Targ und Deran aufgesucht wurde.
»Was soll denn das mit diesem überhasteten Aufbruch?«, erkundigte sich Targ ungehalten. »Meine Muskeln schmerzen immer noch von der Schlacht und jetzt sollen wir uns schon wieder fertig machen, um gegen Tilet zu ziehen. War das Ardens Idee?«
Meatril überprüfte den Sitz des Zaumzeuges, während sein Pferd unruhig auf der Stelle trat. »Ich weiß es nicht«, antwortete er kühl. »Mir wurde genau wie euch heute Morgen der Befehl überbracht, ich solle mich zum Aufbruch bereithalten. Also tue ich, was man mir sagt.«
Targ versuchte, aus Meatrils Gesicht zu lesen, wie dieser wirklich über die Sache dachte, doch er stieß nur auf steinerne Ausdruckslosigkeit. »Wo ist denn Arden?«, fragte er vorsichtig. »Hält er es nicht mehr für nötig, uns persönlich Bescheid zu geben?«
»Genau wie du habe ich ihn seit der Schlacht nicht mehr gesehen«, erwiderte Meatril, während er seine Satteltaschen mit Proviant füllte. »Wenn du ihn sprechen willst – du weißt, wo sein Zelt steht. Ob du allerdings vorgelassen wirst, hängt davon ab, inwieweit er ein wenig Zeit erübrigen kann bei all den wichtigen Gesprächen, die er mit seinem priesterlichen Ratgeber zu führen hat.«
Targ räusperte sich verlegen. »Ich verstehe«, sagte er schlicht. »Deran und ich haben uns nur gefragt, wieso wir aufbrechen, ohne die Verstärkung und Vorratslieferungen aus Fendland abzuwarten, aber darüber weißt du dann wohl auch nichts.«
»So ist es«, brummte Meatril mürrisch.
»Jedenfalls werden uns Tarana und Eringar sicherlich nicht begleiten können«, stellte Targ betroffen fest. »Wie steht es mit Daia? Sie ist zwar unverletzt, aber so wie es aussieht, nimmt sie Taranas Zustand sehr mit.«
»Ich habe keine Ahnung, was meine Verlobte zu tun gedenkt«, herrschte Meatril den verblüfften Targ unvermittelt an. »Seit gestern reden wir nicht mehr miteinander, weil wir uns ausgerechnet wegen Arden gestritten haben.« Er schlug verzweifelt die Stirn gegen seinen Sattel. »Warum verhält sich Arden bloß so? Ich würde ihm bis in die Zwischenwelt folgen, wenn es sein müsste, aber er darf mich nicht auf diese herablassende Weise behandeln, denn das habe ich wirklich nicht verdient.«
Mitfühlend klopfte ihm Targ auf die Schulter. »Nimm es nicht so schwer, Meatril. Arden ist ein eitler Pfau, das wissen wir doch alle. Mag schon sein, dass ihm der ganze Ruhm ein wenig zu Kopf gestiegen ist, aber er trägt sein Herz auf dem rechten Fleck und er ist der Sohn Ecorims. Irgendwann wird er schon erkennen, was richtig ist, und bis dahin müssen wir eben großmütig über sein arrogantes Getue hinwegsehen.« Er lachte. »Und was Daia betrifft, die beruhigt sich schon wieder. Tarana ist ihr sehr ans Herz gewachsen und
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