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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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seine Taten war alles, was er verlangte. Aber zwischen den Burgbewohnern und Arton hatte sich das gleiche unangenehme Spannungsverhältnis eingestellt wie damals während seiner Ausbildung in der Kriegerschule zu seinen Mitschülern, als er der Jüngste und Beste unter ihnen war: Er wurde nicht respektiert, sondern gefürchtet.
    Nur zu Rai hatte sich eine andere Beziehung entwickelt, die fast mit einer Freundschaft gleichzusetzen war, auch wenn Arton dem in der letzten Zeit vielleicht zu wenig Bedeutung beigemessen hatte. Dies war sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass er in letzter Zeit hauptsächlich damit beschäftigt war, verbissen nach ein paar Antworten zu suchen. Das hatte auch zu dem unangenehmen Zwischenfall mit Kawrin vor ein paar Tagen geführt. Rai schien jedoch kein rechtes Verständnis dafür aufzubringen, dass Arton es sich nicht leisten konnte, bei der Wahl seiner Mittel allzu zimperlich zu sein. Die Nachricht von Rais Verschwinden rief bei ihm nun allerdings unvermittelt ein Gefühl des Verlustes hervor, das Arton wieder bewusst machte, wie einsam er sich im Grunde seines Herzens fühlte. All das würde er natürlich sorgsam in seinem Inneren verschließen.
    »Dann müssen wir ihn suchen«, antwortete er daher.
    Wieder übernahm Barat das Reden, obwohl auch Erbukas und Kawrin zweifelnd die Stirn runzelten.
    »Kawrin sagte gerade, dass er schon versucht habe, Rai zu finden, aber ohne Erfolg. Außerdem ist es jetzt, glaube ich, keine gute Idee, hinunter in die Stadt zu gehen. Wir haben es gerade so mit heiler Haut wieder zurück in die Festung geschafft. Es sind zwar sicherlich nicht alle Stadtbewohner gewaltbereit, trotzdem möchte ich auf keinen Fall diesem Ferrag und seinen Männern über den Weg laufen, der die Leute gegen uns aufgewiegelt hat. Und diesem verrückten Minenarbeiter, der Rai des Mordes beschuldigt hat, traue ich auch alles zu. Wahrscheinlich stecken die beiden sowieso unter einer Decke.«
    Der junge Erenor wog rasch die Bedeutung dieser Informationen ab, kam aber zu dem Schluss, dass dies nichts Wesentliches an seiner Entscheidung ändern würde.
    »Was glaubst du wohl, Barat, wie viel Respekt die Stadtbewohner zukünftig vor der Burgbesatzung haben werden, wenn wir uns nach diesem Vorfall wie feige Waschweiber hier oben verschanzen?«
    Ungerührt erwiderte Barat Artons bohrenden Blick.
    »Wir werden ein wenig warten, bis sich die Aufregung dort unten gelegt hat«, teilte Arton seinen Entschluss mit, »dann gehen wir mit allen vierzig Gerüsteten los und werden nach Rai suchen.« Artons Worte klangen wie ein Befehl, nicht wie ein Vorschlag.
    »Barat hat doch schon gesagt, dass ich Rai nicht finden konnte«, ließ sich nun Kawrin vernehmen, der es jedoch immer noch tunlichst vermied, Arton direkt anzusehen. »Und in den Straßen der Stadt können sie uns leicht hinter jeder Ecke auflauern.«
    »Das sollen sie versuchen«, entgegnete Arton, während seine Finger wie von selbst nach dem Knauf des schwarzen Schwertes tasteten.
    Kawrin schüttelte halb verständnislos, halb beeindruckt durch diese furchtlose Antwort den Kopf.
    Barat zuckte indes nur die Schultern. »Auch ich will Rai nicht irgendwelchen machthungrigen oder rachsüchtigen Verrückten dort unten überlassen. Ich werde auf jeden Fall mitgehen. Aber wir sollten es zumindest den Minenarbeitern selbst überlassen, ob sie für den jungen Rai ihr Leben riskieren wollen oder nicht. Wer freiwillig nach ihm suchen möchte, ist in unseren Reihen willkommen, wer lieber hier bleiben will, dem sei auch das freigestellt.«
    Der grimmige Erenor musterte Barat mit einem unbestimmbaren Ausdruck auf dem vernarbten Gesicht und erwiderte dann: »Gut, wie du willst.«

 
HEIMKEHR
     
    E in keulenförmiger Felsen markierte unverkennbar die Einfahrt zum Hafen von Lechia, der Hauptstadt der Insel Ho’Neb. Der hoch aufragende Steinklotz wirkte mit seinen von Moosen, Blattranken und Farnen überwucherten Flanken und dem kleinen windgebeugten Palmenwäldchen auf seiner Spitze wie das struppige Haupt eines Riesen, der über die Wasseroberfläche spähte. Megas Arud’Adakin war zweifelsohne endlich wieder zu Hause. Nirgendwo sonst an den Küsten der Ostlande ließ sich ein solch lebendiges Farbenspiel aus dem allgegenwärtigen Grün der üppigen Vegetation, dem verwitterten Grau des Steins, dem dunklen Blau des Ozeans und dem strahlenden Weiß der sandigen Strände finden. Als Megas’ Schiff schließlich die enge Passage zum Hafen mit den

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