Das Vermächtnis der Schwerter
Pferd und sah von dort triumphierend zu Josh hinunter. »Aber bevor wir zum Palast reiten, müsst ihr mich noch zum Haus des Kapitäns Tabuk begleiten. Dort erwartet mich noch ein angenehmes Wiedersehen.«
»Aber Prinz Megas«, wagte einer der berittenen Wachen zu widersprechen, »Euer Vater erwartet Euch im Palast!«
Megas lachte laut auf. »Unser großmütiger Herrscher wird mir diese kleine Verspätung mit Sicherheit verzeihen, schließlich musste er schon mehr als zwei Jahre auf die Heimkehr seines Sohnes warten.« Schlagartig kehrte grimmiger Ernst in Megas’ Gesicht zurück. »Und jetzt stiehl mir mit deinen Belehrungen nicht länger die Zeit«, herrschte er den Gardisten an. »Tu, was ich dir gesagt habe!«
Eingeschüchtert ritten die Soldaten los und Megas folgte ihnen, wobei er Josh Tabuk noch einmal hämisch zuwinkte. Zunächst folgten sie der Hauptstraße, die in einem weiten Bogen zum Palast hinaufführte, doch nach etwa der Hälfte der Strecke schwenkten sie in eine kaum weniger breite Seitenstraße ein, die von mehreren großen Gärten gesäumt wurde. Hinter dem vielen Grün verbargen sich die Anwesen der wohlhabendsten Bevölkerungsteile Lechias, zu denen sich auch Kapitän Tabuk zählen durfte. Wie es hier üblich war, wurde keines der Grundstücke durch einen Zaun oder ein Gitter eingefasst, sodass besonders in den noblen Vierteln der Eindruck entstand, Lechia bestünde hauptsächlich aus einem großen Park, in dem sich die vereinzelten Häuser beinahe verloren. Nicht umsonst trug die Hauptstadt Ho’Nebs den Beinamen »der grüne Hafen«. Sie hatten noch keine hundert Schritt in dieser Straße zurückgelegt, als von links quer über eine Rasenfläche ein Mädchen in weißen, fließenden Gewändern herbeieilte und durch aufgeregtes Winken Megas’ Aufmerksamkeit erregte. Sie hatte braunes, gewelltes Haar, das im Nacken durch ein Tuch zusammengefasst wurde und den ganzen Rücken bis beinahe zu den Hüften herabwallte. Ihre Augen leuchteten überschwänglich, als sie den Reitern barfuss über das Gras entgegenrannte.
»Megas!«, rief sie. »Megas, du bist zurückgekehrt!« Tränen standen ihr in den Augen, während sie gleichzeitig lachte.
Megas setzte sein freundlichstes Gesicht auf und stieg vom Pferd. Er breitete die Arme aus. »Ferim! Du bist schöner als jemals zuvor.«
Mit einem Freudenschrei fiel sie ihm in die Arme und drückte ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen. »Ich habe gerade erst gehört, dass dein Schiff hier festgemacht hat. Bei den Göttern, wie habe ich diesen Tag herbeigesehnt! Warum hast du keine Nachricht gesandt? Ich war jeden Tag am Hafen und hielt nach dir Ausschau. Kein Wort habe ich von den schlimmen Dingen glauben wollen, die über dich erzählt wurden. Du würdest niemals deinen Vater hintergehen oder gegen den König aufbegehren. Das habe ich auch allen gesagt, die mir so etwas weismachen wollten. Und jetzt bist du wieder da und alles wird gut.« Sie schmiegte ihren Kopf vertrauensvoll an seine Brust.
»Sicher, Ferim«, bestätigte Megas und strich ihr übers Haar. »Das sind alles böswillige Unterstellungen. Kein Wort davon ist wahr.« Er drückte sie an den Schultern ein wenig von sich weg, um ihr in die Augen schauen zu können. »Ich bin froh, dass du zu mir hältst.«
»Natürlich halte ich zu dir«, sagte sie mit großen Augen, »du bist die Liebe meines Lebens, daran können auch irgendwelche Gerüchte und ein paar Jahre der Trennung nichts ändern! Ich wusste, dass König Jorig irgendwann erkennen wird, dass du unschuldig bist, und dich begnadigt. Aber ich hätte selbst dann auf dich gewartet, wenn deine Verbannung nicht zwei, sondern zwanzig Jahre gedauert hätte.«
Megas lächelte. »Das weiß ich, meine Teure, das weiß ich. Deshalb bist du ja auch meine Auserwählte. Nur noch ein wenig Geduld und ich werde bei deinem Vater um deine Hand anhalten.«
Voller Glück über diese lange herbeigesehnte Ankündigung umarmte Ferim ihren Geliebten ein weiteres Mal und löste ihre Umklammerung nur widerstrebend, als Megas sich schließlich zu verabschieden versuchte:
»Jetzt muss ich noch einige wichtige Dinge im Palast erledigen, die keinen Aufschub dulden. Ich bin zuerst zu dir gekommen, noch bevor ich dem Inselherrn meine Aufwartung gemacht habe. Er erwartet mich sicherlich schon.«
»Bist du mit dem Schiff meines Vaters gekommen?«, fragte Ferim, während sich Megas wieder in den Sattel schwang.
Megas nickte.
»Wie geht es ihm?«,
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