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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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zahlreichen tückischen Sandbänken hinter sich gebracht hatte, fiel sein Blick das erste Mal nach langer Zeit wieder auf das hufeisenförmige Tal, in dem sich die flachen Häuserreihen, palmengesäumten Straßen und bunten Gärten seiner Heimatstadt erstreckten.
    Aber wie das Auge eines jeden Betrachters wurde auch Megas’ Aufmerksamkeit unweigerlich auf das größte Gebäude der Stadt gelenkt – wie stets, wenn er mit dem Schiff in seinen Heimathafen einlief. Es war rechter Hand auf einer leichten Erhebung unmittelbar vor den steil aufsteigenden, pflanzenüberwucherten Hängen des Tals errichtet worden. Kaum zehn Schritt neben dem breiten und schneckenhausartig geformten Bauwerk rauschte ein breiter Wasserfall in mehreren Kaskaden herab, aber dies war nicht das eigentlich Bemerkenswerte. Im beinahe senkrecht einfallenden Licht der Sonne schillerten die Wände dieses Palastes so farbenfroh, als wäre es den Baumeistern dieses Gebäudes gelungen, einen Regenbogen auf das Mauerwerk zu bannen. Natürlich wusste Megas, welchem Material die Residenz seines Vaters, dem Inselherrn von Ho’Neb, dieses fesselnde Lichterspiel verdankte. Es nannte sich Perlmutt, war von einheimischen Künstlern in jahrzehntelanger Arbeit aus winzigen Einzelteilen zu unübertrefflichen Mosaiken zusammengefügt worden und schmückte nun die gesamte Fassade des Palastes wie auch die Wände mehrerer Innenräume. Die Verwendung solch verschwenderischer Mengen dieser wertvollen Substanz sollte zum Ausdruck bringen, über welch gewaltige Reichtümer die Insel verfügte. Der Fang der Perlschnecken in den Gewässern um die Stadt und das Verarbeiten ihrer regenbogenfarbenen Schalen zu allerlei Kunstwerken hatte Ho’Neb seinen Wohlstand und seine führende Stellung innerhalb des Inselreichs von Jovena eingebracht. Die Bedeutung dieser Tiere kam auch durch die außergewöhnliche Konstruktion des Palastes zum Ausdruck: So wand sich das gesamte Gebäude wie ein Schneckenhaus in die Höhe. Diese Spiralform wurde architektonisch dadurch erreicht, dass jedes der insgesamt vier kreisrunden Stockwerke einen geringeren Durchmesser aufwies als das vorige. Ganz oben beschirmte eine in den ganzen Ostlanden einzigartige, durch zahllose Fenster durchbrochene Kuppel den Thronsaal. Auf dem Dach des Palasts wehte stolz die Flagge des Inselstaats, die ebenfalls durch die Abbildung der Meeresschnecke geziert wurde.
    Ein so sehr von den Schätzen der See abhängiges Land brauchte natürlich auch eine große Flotte zu seinem Schutz.
    Einzig die Insel Tar´Tianoch, die Heimat des momentanen Königs von Jovena und Beherrschers von Citheon, Jorig Techel, konnte wegen ihrer Größe und der höheren Zahl an Einwohnern die Schlagkraft der ho’nebischen Seestreitkräfte noch überbieten. Deshalb war es auch nicht Megas’ Vater Turael Arud’Adakin gewesen, der vor mehr als dreißig Jahren zum König des Inselreichs ausgerufen worden war, sondern sein schärfster Konkurrent: Jorig Techel. Allerdings war die Wahl damals mehr als knapp zu Ende gegangen. Letztlich fehlten dem Inselherrn von Ho’Neb nur zwei Stimmen, dann hätte er zum obersten Herrn Jovenas aufsteigen können. Dieser Umstand hatte Megas seit seiner frühen Kindheit keine Ruhe gelassen und deshalb war er entschlossen, den kinderlosen König Jorig baldmöglichst abzulösen. Dafür mussten aber noch einige entscheidende Dinge ins Rollen gebracht werden und dafür kehrte er heute in die Hauptstadt Lechia zurück.
    Es dauerte eine Weile, bis der wendige Segler, der Megas von Tilet hierhergebracht hatte, in dem emsigen Hafenbecken einen Platz zum Festmachen gefunden hatte. Als das Schiff schließlich vertäut war, verlor Megas keine Zeit mehr und ging sogleich an Land, um einige der patrouillierenden Wächter über seine Ankunft zu informieren. Sie sollten die gute Nachricht so schnell wie möglich an seinen Vater weiterleiten. Dann winkte er ungeduldig nach dem Kapitän Josh Tabuk, der wie immer beim Anlegen neben dem Ruder stand und den Steuermann beaufsichtigte. In seinem unbeholfenen, staksenden Gang verließ der entstellte Schiffsführer daraufhin langsam das Achterdeck, wackelte die Planken auf den Kai hinunter und stellte sich wie befohlen zu seinem Herrn.
    »Lass Wachen aufstellen und das Schiff fertig zum Ablegen machen«, raunte ihm Megas zu. »Ich weiß nicht, wie herzlich das Wiedersehen mit meinem Vater ausfallen wird.«
    »Selbstverständlich, mein Prinz«, antwortete Josh Tabuk unterwürfig, »es ist

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