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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Milchbart als deinen Nachfolger zu bestimmen. Warum lassen wir nicht gleich die Dienstmagd regieren?« Er machte eine beschwichtigende Geste in Richtung des empörten Jungen und fügte hinzu: »Nichts für ungut, kleiner Bruder.«
    »In der Tat ist das genau, was ich plane«, bestätigte der Inselherr Megas’ Befürchtung. »Ich habe deinen Bruder Nagas kommen lassen, weil ich nicht zulassen kann, dass du Herr über mein Reich wirst. Du hast den Eid gebrochen, der uns zur Treue gegenüber dem König von Jovena verpflichtet. Du bist ein Verräter und willst noch nicht einmal für deine Taten einstehen. Stattdessen lässt du zu, dass dein Flottenkommandeur durch die Folter zum Krüppel wird. Und du erpresst ihn mit dem Leben seiner Tochter. Das ist wahrhaft verwerflich. Du bist der letzte Abschaum.«
    Das erste Mal seit seiner Ankunft konnte Megas so etwas wie Zorn in den erschlafften Zügen des väterlichen Gesichts ausmachen. Offenbar meinte er es wirklich ernst. »Da hat sich unser guter Kanzler wohl ein wenig umgehört«, bemerkte Megas ungerührt. »Ein fähiger Mann, du hättest öfter auf ihn hören sollen.« Megas machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wie auch immer, ich habe von Geburt an ein Recht auf diesen Thron. Dieser Hänfling dort ist der Zweitgeborene, wie also willst du mir die Nachfolge verwehren?«
    Den Inselherrn schüttelte ein Hustenanfall, sodass er erst nach einer ganzen Weile und einigen erstickten Würgelauten zum Antworten in der Lage war: »Ich …«, er räusperte sich noch einmal, »werde über dich den Inselbann verhängen.«
    »Den Inselbann!«, rief Megas ehrlich überrascht. »Aber meine Verbannung ist aufgehoben, ich bin durch den König persönlich begnadigt worden.«
    Turael Arud’Adakin stieß ein kehliges Geräusch hervor, das nur entfernt an ein Lachen erinnerte. »Der König hat damit nichts zu tun. Der Inselbann erstreckt sich nur auf mein Land, denn hier will ich dich nicht länger haben. Von heute an bist du kein Ho’Nebi mehr und folglich kannst du auch nicht den Thron besteigen. Der Zweite in der Rangfolge ist Nagas, also wird er der nächste Inselherr.«
    Sichtlich betroffen suchte Megas nach einer geeigneten Reaktion auf das soeben Gehörte.
    »Ein geschickter Zug, Vater«, räumte er ein. »Endlich einmal eine selbstbewusste Entscheidung von dir, das muss ich anerkennen.« Megas zögerte einen Moment, so als müsse er sich erst überwinden, dann trat er auf seinen Bruder zu und hielt ihm die Hand entgegen. »So bleibt mir nichts weiter, als dem neuen Thronfolger zu gratulieren.«
    Nagas erhob sich verwirrt und ergriff Megas’ Hand. Er brachte nichts weiter als ein gestammeltes »Danke« hervor, der erste Laut, welcher von ihm seit Megas’ Auftauchen zu hören gewesen war. Daraufhin zog der Ältere ihn zu sich heran, um ihn zu umarmen. Unhörbar für den Inselherrn flüsterte Megas seinem jüngeren Rivalen ins Ohr: »Wir kennen uns kaum, deshalb darfst du das jetzt nicht persönlich nehmen, Bruder. Aber wenn du klug bist und an deinem Leben hängst, dann lässt du alles brav geschehen und sagst kein Wort.«
    Damit riss Megas das Schwert des vollkommen überrumpelten Nagas aus der Scheide und stieß zu.
    Als die vor dem Tor postierten Wachen durch ein Poltern und laute Hilferufe alarmiert in den Thronsaal stürzten, bot sich ihnen ein Bild des Grauens. Das Licht huschte immer noch genauso verspielt über den Boden wie zuvor, doch nun bildeten die bunten Leuchtflecken einen makaberen Kontrast zu dem dunklen Blut, mit dem der gesamte Thron und auch Teile des Bodens besudelt waren. Der reglose Körper des Inselherrn Turael Arud’Adakin lag vor dem Herrscherstuhl.
    Megas kniete mit schützend über dem Kopf erhobenen Händen am Boden, eine Schnittwunde zog sich über seinen linken Unterarm. Vor ihm stand völlig verstört Nagas mit seinem Schwert in der Hand, das über und über mit Blut beschmiert war.
    »Wachen!«, schrie Megas lauthals. »Ergreift diesen Verrückten. Er hat seinen Vater, den Inselherrn, erschlagen!«
    Als Nagas diese Worte vernahm, zuckte er wie vom Blitz getroffen zusammen. Er sah die beiden Wachen und Entsetzen ließ jede Farbe aus seinem Gesicht weichen. Sein Schwert fiel klirrend zu Boden. Selbst als er von der Palastgarde ergriffen wurde, schien er unfähig, zu reagieren.
    Megas rutschte inzwischen auf Knien zum Leichnam des Inselherrn hinüber. »Vater!«, klagte er voller Verzweiflung. »Warum hast du nur diese falsche Schlange Nagas zurück

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