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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Menschen zu ordnen oder mich auf einen einzelnen zu konzentrieren. Es war alles durcheinander und kaum zu verstehen. Bei den Themuraia war dies ganz anders, da stand mir jeder Gedankengang so deutlich vor Augen, als wären es Bilder in einem Buch. Aber um Rai zu finden, muss ich die Gedanken eines Menschen aufspüren, der sich irgendwo in oder nahe der Stadt aufhält, und das schaffe ich momentan noch nicht. Deshalb will ich lernen, mit dieser Geistsprache gezielter umzugehen.« Arton blickte Nataol direkt ins Gesicht. »Nun wisst Ihr also, worum es geht, und ich habe es auch nicht an Respekt mangeln lassen. Werdet Ihr nun auch mir durch die Beantwortung meiner Fragen die gleiche Höflichkeit zukommen lassen?«
    Nataol hatte ernst und aufmerksam Artons Ausführungen gelauscht. Es trat nun eine längere Pause ein, die der Gottesdiener augenscheinlich dazu verwendete, Artons Worte noch einmal zu überdenken. Der Krieger musste seine ganze Selbstdisziplin aufbringen, doch er wollte um keinen Preis durch drängendes Nachfragen eine erneute Lawine an Belehrungen lostreten, unter der seine eigentliche Frage ein weiteres Mal begraben werden würde.
    Schließlich faltete Nataol die Hände in seinem Schoß und ergriff endlich wieder das Wort: »Es betrübt mich zutiefst, dass Ihr den prüfenden Blick des himmlischen Auges nicht fühlen könnt, der zu jeder Zeit auf jedem von uns liegt. Aber auch wenn Ihr seine Aufmerksamkeit und Anteilnahme nicht spürt, so lasst Euch doch versichert sein, dass auch Eure Handlungen sowie deren Folgen dem Himmelsherrscher nicht entgehen werden. So seid Ihr bereits jetzt Teil seines göttlichen Plans, den noch nicht einmal seine höchsten Diener in aller Vielgestaltigkeit zu begreifen vermögen. Mir scheint, schon um Eurem schwankenden Glauben wieder ein festes Fundament zu geben, ist es nun wahrlich an der Zeit, Euch die Herkunft und Macht der Klinge zu offenbaren, die durch nichts anderes als Cits Willen in Eure Hand gelangt ist. Wenn Ihr dieses Ereignis als Zufall abtut, seid Ihr wie der Blinde, der behauptet, es gäbe keine Sonne, weil er sie nicht sehen kann.« Der Hohepriester richtete sich ein wenig auf und stützte die Hände auf die Oberschenkel.
    »Der Ursprung dieser dunklen Waffe an Eurer Seite geht zurück in die Zeit, als noch die ersten Kinder der Götter in den Ostlanden weilten, die göttlichen Naurain. Ich hoffe, dieses erste aller Völker ist Euch ein Begriff, Arton?«
    Der Schwertkämpfer zog geringschätzig eine Augenbraue nach oben. »Können wir diese alten Geschichten bitte überspringen und gleich auf das Wesentliche kommen? Ich kenne die Naurain-Legenden, darin kommen auch Drachen und allerlei andere Fantasiewesen vor. Was soll das mit dem Schwert zu tun haben?«
    »Das ist keine Legende«, erwiderte Nataol scharf. »Damit beginnt alles, ohne die Naurain gäbe es weder Euch noch mich. Sie waren es, die das Volk der Menschen erschaffen haben, und auch die Themuraia sind ihre Schöpfung.«
    Arton runzelte die Stirn. »Warum nennt Ihr sie eigentlich immer Themuraia und nicht Zarg?«
    »Weil das ihr wahrer Name ist, wie er ihnen von den Naurain gegeben wurde. Die Bezeichnung Zarg stammt von den Menschen und ist weit jünger«, antwortete der Priester geduldig.
    »Nun gut, diese Geschichten sind zwar interessant«, stellte Arton fest. »Den Zusammenhang mit meiner Frage nach dem Schwert verstehe ich aber immer noch nicht.«
    Beschwörend heftete der Erleuchtete die klaren grauen Augen auf sein Gegenüber: »Ihr müsst erst begreifen, dass wir alle, die wir hier stehen, ein Werk dieses göttlichen Volkes sind. Nie wieder gab es Wesen auf dieser Welt, in deren Innerem der göttliche Funke so rein und hell strahlte wie bei den Naurain. Ihre Existenz nicht anzuerkennen, heißt, unseren Ursprung zu verleugnen. Diese Wurzeln unseres Daseins sind so unentbehrlich für das Verständnis unserer selbst, dass jedes weitere Wort über die Geschichte der Ostlande sinnlos wäre, wenn Ihr diese Tatsache nicht akzeptiert.«
    »Ist ja gut«, antwortete Arton beschwichtigend. »Die Naurain haben also die Menschen erschaffen und noch dazu die Themuraia. Schon verstanden. Sprecht weiter.«
    Nataol schien nicht ganz zufrieden mit dieser halbherzigen Beteuerung, entschied sich dann aber, es für den Augenblick dabei bewenden zu lassen. »Die Themuraia«, begann der Hohepriester erneut, »sind die Werkzeuge der Götter, geschaffen, um ihren Schöpfern in bedingungsloser Treue zu dienen. Sie

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