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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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äußeren und inneren Makel zum Trotz ein Erwählter des Cit sein könnte, flößte dem einsamen Kämpfer wieder mehr Lebensmut ein, als er seit dem Tod Taranas in seinem Herzen gefühlt hatte. Nur bei dem drängendsten Problem, dem Aufspüren des entführten Rai, hatte ihn Nataol im Stich gelassen. Allerdings schien der Erleuchtete großes Vertrauen in Artons Fähigkeiten zu setzen, was den Krieger nun bewog, in der Abgeschiedenheit seines Kasernenzimmers einen weiteren Versuch zu unternehmen, um die Gedanken Rais oder seines Entführers zu erfassen. Wie ihm dies jedoch genau gelingen sollte, würde sich noch zeigen müssen, denn Arton hatte noch nie eine geistige Verbindung zu jemandem hergestellt, der nicht einmal in Sichtweite war. Bislang hatte er seine Gabe überhaupt nicht auf diese behutsam forschende Art und Weise genutzt, sondern eigentlich nur, um möglichst rasch in den Geist eines anderen einzudringen und diesen zu überwältigen. Die Geistsprache im eigentlichen Sinne, so wie Nataol sie beschrieb, hatte Arton nur ein einziges Mal erfolgreich bei den Themuraia angewendet, aber dabei war ihm Tausendsturm behilflich gewesen. Die Klinge würde ihm nun allerdings nicht viel nützen, wenn er den Worten des Erleuchteten glauben durfte, denn Themuron war ausschließlich zur geistigen Führung der Themuraia geschaffen worden. Hatte es dann überhaupt einen Sinn, Rai auf diese Weise finden zu wollen? Vielleicht, überlegte Arton, war es Erfolg versprechender, zuerst noch einmal nach Ferrag zu sehen, denn möglicherweise hatte er das Bewusstsein bereits wiedererlangt und konnte befragt werden.
    Während er noch unschlüssig vor dem Tempel verharrte und seinen Blick in Gedanken über den Burghof und das Zeltdorf wandern ließ, wurde er plötzlich auf eine Gestalt aufmerksam, die unweit vom Tempeleingang zwischen zwei Stoffhütten stand. Das fahle Licht aus einer der Behausungen enthüllte ein bartloses Gesicht, wirres, langes Haar und einen knochigen, aber dennoch unverkennbar weiblichen Körper in einem groben Kleid. Die Frau schien ihn eindeutig zu beobachten, aber als sie sich seiner Aufmerksamkeit bewusst wurde, wich sie rasch in den Schutz der Zelte zurück und verschwand aus seinem Blickfeld. Arton konnte sich nicht erklären, warum diese ehemalige Sklavin so viel Interesse für ihn zeigte, aber irgendetwas sagte ihm, dass er sie eigentlich kennen sollte. Dann fiel es ihm wieder ein: Es war die ältere der beiden Frauen gewesen, die er zusammen mit Rai aus Ulags Wohnhöhle befreit hatte. Dennoch nahm ihm diese Erkenntnis nicht die Unruhe, die ihr Auftauchen bei ihm auslöste. Es musste noch eine weiter zurückliegende Erinnerung geben, die er mit ihr verband, welche aber nicht an die Oberfläche seines Bewusstseins kommen wollte.
    Schließlich gab er es auf. Es galt, sich um wichtigere Dinge zu kümmern als eine rätselhafte nächtliche Beobachterin. Er entschloss sich, zunächst einmal zu Ferrag zurückzukehren, bevor er sich auf eine gedankliche Suche nach Rai begab. Dabei kam ihm die Idee, dass es doch möglich sein müsste, auch wenn Ferrag noch ohne Besinnung war, in dessen Gedanken einzudringen und dort nach aufschlussreichen Informationen zu suchen. Natürlich hatte er auch dies noch nie bei einem Menschen versucht, schon gar nicht bei einem Bewusstlosen, und der Erleuchtete hatte ja sogar bezweifelt, dass eine derartige Verbindung mit einem Menschen überhaupt möglich war. Aber zum einen wusste Arton, dass ihn seine Gabe befähigte, in den menschlichen Verstand einzudringen, wenngleich dies auch bislang auf eher brachiale Art und Weise geschehen war, zum anderen hatte Nataol selbst ihn ermutigt, die Grenzen seines Könnens auszuloten. Daher erschien es ihm wesentlich viel versprechender, sich erst einmal an Ferrag zu versuchen, als mit seiner Gabe Rai aufspüren zu wollen. Nachdem er diese Entscheidung gefällt hatte, lenkte er seine Schritte in Richtung Stadt, und noch bevor er das Burgtor durchschritten hatte, war die Begegnung mit der seltsamen Frau beim Arbeiterlager schon vergessen.

    Auf Artons Klopfen hin öffnete eine der Wachen im Inneren die notdürftig instand gesetzte Tür zu Ferrags Haus und ließ ihn ein. Der junge Erenor registrierte anerkennend, dass offenbar die beiden Türwächter bereits abgelöst worden waren, denn es handelte sich nicht mehr um dieselben Männer wie am Nachmittag, als er das Gebäude verlassen hatte. Die Minenarbeiter hatten sich bestens organisiert.
    Er ging

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