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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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hinauf ins erste Stockwerk und betrat das Schlafzimmer, wo er Ferrag nach dem Verbinden zurückgelassen hatte. Dort fand er alles weitgehend unverändert vor, außer dass sich Kawrin eine Decke und ein Kissen besorgt hatte und damit auf einem Teppich in der Nähe des Fensters schlief. Barat saß noch immer auf dem gleichen Stuhl wie am Nachmittag und starrte durch das dunkle Zimmer auf den reglos im Bett liegenden Ferrag, dessen Kopfverband bereits wieder helle Blutflecken aufwies.
    »Hier ist weiter nichts passiert«, brummte der Veteran missmutig, ohne seinen Blick von dem besinnungslosen Einarmigen abzuwenden. »Ich hoffe, du bringst gute Neuigkeiten oder wenigstens überhaupt Neuigkeiten, denn unser verbeulter Patient hier hat sich kein einziges Mal gerührt. Ich dachte schon, er wäre bereits auf seinem Weg zu Xelos’ ewigem Feuer, aber er atmet noch. Zecken sind eben zähe Biester.«
    Arton nickte stumm. Er setzte sich neben Ferrag auf das Bett und betastete prüfend dessen Hals auf der Suche nach jenem sachten Pochen, das ihm verraten würde, ob das Herz des Verletzten noch schlug. Tatsächlich schien der Hundeführer noch am Leben zu sein, wenn auch nicht in bester Verfassung.
    »Barat«, sagte Arton leise, »ich werde nun etwas versuchen, bei dem ich nicht gestört werden will. Daher muss ich allein sein.«
    Barat stutzte überrascht, dann sah er sich nach Kawrin um. »Soll ich ihn wecken?«
    »Ja«, bestätigte Arton, »und schließt die Tür hinter euch.«
    Einigermaßen verwirrt kratzte sich der alte Soldat am Kopf, dann stieß er Kawrin an. »He, wach auf, sehen wir mal, ob wir in Ferrags hübschem Heim etwas zu essen finden.«
    Während Kawrin erstaunlich schnell auf die Füße kam, wandte sich Barat wieder an Arton und fragte: »Brauchst du Licht? Ich kann unten eine Öllampe entzünden und sie dir bringen.«
    Arton schüttelte den Kopf. »Nicht nötig.«
    Als Kawrin und Barat ein wenig verstimmt wegen Artons Geheimniskrämerei endlich den Raum verlassen hatten, atmete der Krieger erst einmal tief durch. Er wusste immer noch nicht genau, wie er vorgehen sollte, aber um einen Anfang zu machen, musste er seinen Geist wohl einfach in Richtung seines Gegenübers treiben lassen. So hatte er es zumindest immer getan, wenn es galt, einem Gegner Angst einzuflößen. Nur diesmal durfte er den Verstand seines Gegenübers nicht einfach mit roher Gewalt niederzwingen, sondern er musste ganz behutsam nach den gesuchten Erkenntnissen forschen. Ferrags Geist durfte nur ertastet, nicht erschlagen werden.
    Gerade das fiel Arton unerwartet schwer. Seine geistige Kraft auf diese Weise zu zügeln, erschien ihm etwa so schwierig, wie den Lauf eines Flusses aufzuhalten. Verbissen bemühte er sich, seinen Verstand nur langsam vorwärtsdringen zu lassen, bis er schließlich glaubte, die Präsenz des Hundeführers mit seinem Geist wahrnehmen zu können. Vorsichtig streckte er seine Gedanken weiter aus, umschloss den fremden Verstand, stets bemüht, keinen unkontrollierten Vorstoß zuzulassen. Quälend langsam gab er nach und nach seine Zurückhaltung auf und verstärkte zunehmend den Druck auf Ferrags Geist, um eine Stelle zu finden, an der ein Eindringen möglich war. Doch der Einarmige setzte ihm erstaunlich viel Widerstand entgegen.
    Obwohl ohne Besinnung, schien Ferrag seinen unbeugsamen Willen behalten zu haben, mit dem er sich gegen die fremden Gedanken abschottete. Arton hatte solcherlei Widerstandskraft schon bei einigen Menschen erlebt, bei denen es ihm einfach nicht möglich war, ihren Willen zu brechen. Maralon hatte beispielsweise zu diesen Unbeugsamen gezählt. Während Artons Ausbildung zum Schwertkämpfer war er des Öfteren, wenn er seinem strengen Ziehvater grollte, der Versuchung erlegen, ihn mit seiner Gabe ein wenig einzuschüchtern. Aber dies war stets misslungen, weil er Maralons geistigen Widerstand, eine Art gegenläufige Kraft, nicht hatte überwinden können. Erst als ihn dann der unkontrollierte Zorn über Maralons Weigerung, ihm den Namen seines wahren Vaters zu verraten, gepackt hatte, war es Arton gelungen, diese Sperre einfach hinwegzufegen. Das war ein Tag, bevor Maralon bei der Zerstörung der Kriegerschule durch Megas’ Meuchlerhorde den Tod gefunden hatte … und Tarana mit ihm. Unversehens traf ihn die Wucht der Erinnerung wie ein Faustschlag. Ferrags bewusstloser Geist bebte unter Artons heftigen Gefühlsregungen. Schnell schob der junge Krieger die grausamen Bilder jener Nacht zur Seite

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