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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Grigorijewitsch!«, sagte der Mann lachend und reichte dem jungen Recken einen weiteren Becher.
    »Danke, Grischa Batorijewitsch. Dein Met ist so süffig wie kein anderer. Mit so einem goldenen Wässerchen kommt dieses Teufelszeug aus dem Westen, das sie Branntwein nennen, nicht mit.«
    »Vor allem kann man viel mehr Met hintereinander trinken und länger beisammensitzen. Jenes Teufelsgebräu haut einem die Beine unter dem Leib weg, macht den Kopf wirr und lässt einen dummes Zeug schwatzen.«
    Der Methändler winkte seinem Gehilfen, Lawrenti und einige andere Begleiter des Fürsten, die ebenfalls zurückgeblieben waren, zu bedienen. Dann blickte er Andrej fragend an. »Mich wundert, dass unser Fürst ins ferne Pskow gereist ist, nur um sich den Markt anzuschauen. Das schöne, große Nowgorod liegt doch viel näher, und dort bekommt man alles, was das Herz begehrt.«
    Andrej lächelte scheinbar verständnislos, denn er würde diesem schwatzhaften Händler nicht auf die Nase binden, dass Fürst Dimitri nicht nur mit den Stadtoberen von Pskow, sondern auch mit Vertretern der Ritter des Deutschen Ordens Verhandlungen geführt hatte, um sie als Verbündete gegen Moskau zu gewinnen. Allerdings waren die Gespräche mit beiden Gruppen ergebnislos geblieben.
    Die Ritter, die knapp zwei Jahrzehnte zuvor bei Tannenberg eine fürchterliche Niederlage gegen die vereinigten polnischlitauischen Heere unter König Wladislaw und dessen Bruder, dem Fürsten Vytautas, erlitten hatten, waren immer noch zu schwach, um einen großen Krieg durchstehen zu können. Daher hatten sie kein Interesse daran, ihre polnischen und litauischen Nachbarn zu reizen, indem sie gegen deren russische Verbündete ins Feld zogen.
    Da Grischa ihn immer noch fragend anstarrte, lachte Andrej auf.
    »Unser Väterchen Dimitri Michailowitsch kann doch nicht immer nach Nowgorod reisen. Das wäre auf die Dauer nur noch langweilig, mein Guter.«
    Der Methändler nickte, als hätte der junge Edelmann eine große Weisheit von sich gegeben. »Da hast du Recht, Andrej Grigorijewitsch. Ein Mann wie unser erhabener Fürst muss viele Reisen unternehmen, um seine Aufgaben zu erfüllen.«
    Mit einem Mal kribbelte es zwischen Andrejs Schulterblättern. Das Interesse des Methändlers ging ihm zu weit, und er fragte sich, ob Grischa einer jener Spione sein mochte, von denen sein Onkel Lawrenti gesprochen hatte. Vor dem heutigen Tag hätte ersich für einen solchen Verdacht selbst verspottet, doch diese Reise hatte seine gut geordnete Welt ins Wanken gebracht, und er wusste nicht mehr zu sagen, was richtig war und was falsch.
    Um sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, beugte er sich aus dem Sattel, bis sein Kopf über dem des Methändlers schwebte, und verzog den Mund zu einem anzüglichen Grinsen.
    »Nur wenn du mir versprichst, es nicht weiterzusagen. Unsere erhabene Fürstin Anastasia ist eine wunderbare Frau – eine halbe Heilige, wie wir alle wissen. Doch unser Väterchen Dimitri Michailowitsch braucht etwas Abwechslung im Bett. Daher ist Pskow, das direkt an der Grenze zu den Deutschen liegt, ein besserer Ort, um sich zu amüsieren, als das große und leider auch ein wenig langweilige Nowgorod.«
    Grischa Batorijewitsch grinste etwas ungläubig. »Hat Väterchen Dimitri Michailowitsch sich ein paar deutsche Stuten satteln lassen?«
    Da sein Gesicht verriet, dass er dies nicht als Grund für die weite Reise gelten lassen wollte, deutete Andrej nach hinten, wo der Wagenzug immer noch darauf wartete, dass die Edelleute den Weg freigaben. Auf einem der Karren war Alika zu sehen, die die kleine Lisa in den Armen hielt.
    »Siehst du die schwarze Frau dort? So etwas bekommt man nur in Pskow. Rat mal, wie viel dieses Prachtstück gekostet hat!« Da Grischa mit seiner Zahl weit danebenlag, nannte Andrej ihm die Summe. Der Händler erblasste und schüttelte den Kopf. Für diesen Haufen Gold hätte Fürst Dimitri ein halbes Hundert kräftiger Bauernburschen in Eisen kleiden und mit Waffen ausstatten lassen können. Ein Mann, der auf Krieg aus war, schien der Methändler zu überlegen, würde eine solche Summe wohl kaum für ein paar kurzweilige Balgereien im Bett ausgeben.
    »Und nun hab Dank für deinen Trunk! Während ich mich hier verschwatze, dürfte Väterchen Dimitri den Kreml bereits erreicht haben.«
    Andrej nickte dem Methändler leutselig zu und ritt dann weiter. Als er sich noch kurz umdrehte, musste er sich ein Lachen verkneifen, denn Grischa starrte die junge

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