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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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die Hände abgewischt hatte, noch Teigspuren zu sehen. Sie schien Hedwigs Nachricht nicht so ganz getraut zu haben, denn sie schlug bei Maries Anblick die Hände vors Gesicht und brach in Tränen aus. Dann kam sie zaghaft näher, kniete vor Marie nieder und presste ihre nassen Wangen gegen die Handflächen ihrer Wohltäterin.
    »Dass Ihr nur wieder da seid, Herrin!«
    Bevor sie Anstalten machen konnte, Marie zu umarmen und dabei auch deren Kleid mit Teig zu beschmieren, wehrte diese sie lachend ab und hob ihr Kinn an.
    »Lass dich anschauen, Ischi! Die Ehe mit deinem Drechsler scheint dir gut zu bekommen.«
    »Mein Ludolf ist ein ganz besonderer Mann«, antwortete Ischi schwärmerisch und stellte dann die Frage, die auch Hedwig und Wilmar auf der Zunge lag.
    »Was ist mit Herrn Michel? Habt Ihr Euch Gewissheit über sein Schicksal verschaffen können?«
    Marie nickte lächelnd. »Das habe ich! Und nicht nur das – ich habe ihn sogar gefunden. Stellt Euch vor, er hatte sein Gedächtnis verloren und wusste nicht einmal mehr seinen Namen. Ein hoher Herr auf einer Burg in Böhmen hat ihn aufgenommen und ihn zum Hauptmann seiner Soldaten gemacht. Meine Liebe und Gottes Gnade haben mich zu ihm geführt, und gemeinsam konnten wir den hussitischen Mordbrennern entfliehen.«
    Mit diesen dürren Worten gaben sich die drei Anwesenden nicht zufrieden, und so musste sie ihre und Michels Erlebnisse ausführlich berichten. Sie tat es mit weit froherem Herzen als vorhin bei Frau Isberga, und ehe sie sich versah, ging der Spätnachmittag in den Abend über.
    Einer von Wilmars Gesellen kam, um nach dem Meister zu sehen und ihn um letzte Anweisungen zu bitten. Hedwigs Mann hätte dem Burschen am liebsten gesagt, er solle verschwinden, besann sich dann jedoch auf seine Pflichten und bat Marie, ihn zu entschuldigen.
    Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, begann sich das Gespräch der Frauen um ihre Kinder zu drehen. Hedwig und Ischi überboten einander mit Lobpreisungen auf ihren Nachwuchs, aber die Beschreibungen wurden zumindest bei Hedwig schnell von der Wirklichkeit eingeholt. Ihre beiden Kinder, ein Junge von zehn und ein Mädchen von sieben Jahren, platzten nämlich schmutzig und nass wie getaufte Katzen in die gute Stube, um nachzusehen, mit wem ihre Mutter um diese Zeit zusammensaß. Hedwig schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Bei Gott, seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Macht, dass ihr in die Waschkammer kommt! Dort schrubbt ihr euch den Schmutz ab und zieht euch um. Riechen, du vergisst hinterher nicht, den Boden sauber zu machen!«
    Die Kleine zog einen Flunsch. »Warum immer ich? Mombert hat doch viel mehr Dreck hereingebracht!«
    »Weil du ein Mädchen bist!«, antwortete ihr Bruder im Vollgefühl seiner männlichen Überlegenheit. »Jungen machen solch dumme Arbeiten nicht.«
    Seine Mutter blickte ihn strafend an. »Täusche dich ja nicht, mein Lieber! Wenn du das nächste Mal etwas schmutzig machst, wirst du ebenfalls den Putzlappen zur Hand nehmen. Haben wir uns verstanden?«
    Mombert nickte beklommen und verschwand schnell durch dieTür, bevor seiner Mutter einfallen konnte, ihn wegen einiger anderer Vorfälle doch noch zum Putzen zu verurteilen. Seine Schwester, die auf den Namen Marie getauft worden war, aber von allen nur Riechen genannt wurde, folgte ihm etwas langsamer, und die drei Frauen in der guten Stube hörten, wie sie ihrem Bruder stolz verkündete, dass sie ihre Tante und Patin erkannt habe.
    »Pah, du siehst Gespenster! Frau Marie ist zu den böhmischen Teufeln gezogen, und von da kommt niemand mehr zurück, hat der Altgeselle erzählt!«, sagte Mombert belehrend, denn er war wegen der tadelnden Worte seiner Mutter nicht dazu gekommen, sich den Gast genauer anzusehen.
    Hedwig schüttelte verärgert den Kopf. »Sonst sind sie ja lieb, aber manchmal gehen sie mir doch auf die Nerven. Ich weiß gar nicht, wie Hiltrud es mit ihrer Rasselbande aushält. Fünf wären mir zu viel.«
    »Du bist noch jung genug, um mindestens genauso viele Kinder bekommen zu können«, sagte Ischi lachend.
    Wilmars Rückkehr ließ Hedwig schnell das Thema wechseln.
    »Solltest du Marie nicht die Abrechnungen für ihre Besitztümer vorlegen? Sie muss ja sonst denken, wir wollten sie betrügen.«
    Ihr Mann lief sofort zur Tür hinaus und kehrte mit einer Schatulle und einem dicken Buch zurück. »Ihr werdet Euch freuen, Frau Marie, denn Eure Gelder und Besitzungen haben reichen Ertrag gebracht.«
    Marie hätte sich

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