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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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willst und einen neuen Dienst suchst. Vielleicht nehme ich dich mit mir. Auf einer meiner Burgen fehlt eine zuverlässige Wirtschafterin.«
    Margas Augen leuchteten begehrlich auf, und sie küsste Hulda die Hände. »Ich werde Euch mit meiner ganzen Kraft dienen, Herrin.«
    »Das will ich hoffen!« Hulda lächelte in sich hinein, denn sie benötigte bei ihrem Vorhaben eine ihr ergebene und vor allem schweigsame Helferin, die keine Gewissensbisse kannte. Sie legte ihre Hand auf Margas Schulter und krallte ihre Finger so fest in den rauen Stoff, dass die Magd aufstöhnte. »Höre mir gut zu! Ich bin auf dem Weg zur Otternburg, um dort mein Kind auf die Welt zu bringen. Es muss unbedingt ein Sohn sein, verstehst du mich?«
    Marga sah sich um, ob sie jemand belauschen konnte, und nickte dann beeindruckt. »Ich verstehe! Falls Euer Kind wieder ein Mädchen wird, wollt Ihr Eurem Gemahl einen männlichen Säugling unterschieben.«
    »Mein Gemahl ist tot, gestorben durch die Schuld der Hexe, die dich eben beleidigt hat! Dafür werde ich mich an diesem Weib rächen! Wenn du mir dabei hilfst, soll es dein Schade nicht sein.« Hulda nahm erfreut wahr, dass Margas Züge sich zu einer hasserfüllten Maske verzogen. »Ihr könnt Euch auf mich verlassen, Herrin!«
    »Dann lass diesen Fußboden, wie er ist, und komm mit mir. Ich werde später mit Isberga sprechen und ihr sagen, dass ich dich in meine Dienste nehmen will. Vorher aber musst du mir alles erzählen, was du über Marie Adlerin weißt.« Frau Hulda zog Marga mit einer Kraft hinter sich her, die man ihrem schlaff wirkenden Körper nicht zugetraut hätte.

VI.
     
    A ls Hedwig Marie in der Tür stehen sah, stieß sie einen gellenden Schrei aus und stürzte ihr dann schluchzend in die Arme. Sie presste ihre Base so fest an sich, dass diese kaum noch Luft bekam, und schob sie in das Licht, welches durch ein mit handtellergroßen, gelblichen Glasscheiben verschlossenes Fenster fiel. Dort tastete sie ihr Gesicht mit den Fingerspitzen ab, als müssesie sich versichern, einen Menschen aus Fleisch und Blut vor sich zu haben, und rief dann durchdringend nach ihrem Mann.
    Der Böttchermeister Wilmar Häftli schoss aus seiner Werkstatt heraus und rannte die Treppe hoch, indem er drei Stufen auf einmal nahm. »Hedwig, was ist? Brennt es?« Er sah dabei so besorgt aus, als fürchte er, das Obergeschoss stände in Flammen.
    »Hier sieh doch, Wilmar, wer zu uns gekommen ist!« Hedwig trat einen Schritt beiseite und zeigte auf Marie.
    Wilmar starrte seine adelige Verwandte mit weit aufgerissenen Augen an und sah für einen Augenblick so aus wie ein kleiner Junge, dem eben der sehnlichste Wunsch in Erfüllung gegangen war. »Beim Jesuskind und der Jungfrau Maria! Ihr seid am Leben! Gott weiß, welche Sorgen wir uns um Euch gemacht haben.«
    »Das war aber nicht nötig. Du weißt doch: Unkraut vergeht nicht«, spöttelte Marie. Sie streckte Wilmar die Hand entgegen und ließ sich von ihm und Hedwig in die gute Stube des Hauses geleiten. Das Paar bot seinem unverhofften Gast den besten Platz an, und während Hedwig in die Küche eilte, um zusammen mit ihrer Magd einen Imbiss für den Gast herzurichten, stieg Wilmar in den Keller, zapfte einen Krug Wein aus einem besonderen Fass und kehrte so schnell zurück, als hätte er Schwingen an den Schuhen.
    »Hier, Frau Reichsritterin, kostet diesen Tropfen! Er stammt von Eurem besten Weingarten«, erklärte er, während er den silbernen Ehrenbecher füllte, der ihm als Zunftmeister der Rheinsoberner Böttcher zustand und den er als einzigen für geeignet hielt, ihn seiner hochrangigen Verwandten anzubieten.
    »Ich danke dir, Wilmar.« Marie hätte den Wein lieber mit Wasser vermischt getrunken, doch sie verstand Wilmars Stolz und sagte sich, dass dieser eine Becher gewiss nicht schaden würde. Der Wein schmeckte tatsächlich ausgezeichnet, und sie beschloss, etliche Fässer davon nach Kibitzstein zu senden. Michel würde sich gewiss darüber freuen.
    Unterdessen trugen Hedwig und die Magd eine Platte herein, die vor Leckerbissen überquoll.
    »Wenn du nichts dagegen hast, so hole ich Ischi. Sie ist ebenso wie ich aus Sorge um dich fast vergangen.«
    Hedwig wartete Maries Antwort nicht ab, sondern lief hinaus und kehrte kurz darauf mit Maries ehemaliger Leibmagd zurück. Ischi musste zu Hause alles liegen und stehen gelassen haben, denn auf ihrer rechten Wange befand sich ein Mehlfleck, und auf ihrer Schürze waren an jenen Stellen, an denen sie sich

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