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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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so ausweichend wie möglich geantwortet.
    Noch während Marie das recht einseitige Gespräch mit der Burgherrin im Kopf herumging, trat sie in die Eingangshalle, in der Gereon und ein Knecht von Hiltruds Hof auf sie warteten. Als sie die Dienerin mit ein paar Worten des Danks entließ, wäre sie beinahe über eine ältere Magd gestolpert, die im Dämmerlicht auf dem Fußboden kniete und die Platten schrubbte. Die alte Vettel hob sich in ihrem schmutzigen, zerrissenen Kleid kaum von den Steinen um sie herum ab und wirkte so schmierig, als schliefe sie in dem Dreck, den sie zusammenfegen musste. Als Marie leicht angeekelt um das Wesen herumging, richtete es sich mit einem wimmernden Laut auf und hielt sie am Saum ihres Überwurfs fest.
    »Frau Marie? Oh, bei allen Heiligen, Ihr seid es wirklich!«
    Jetzt erkannte Marie die Alte. Es war niemand anders als Marga, ihre einstige Beschließerin auf der Sobernburg. Die einst sohochnäsige Frau war im Ranggefüge der Dienstboten offensichtlich sehr tief gefallen, denn sonst würde sie nicht eine der niedrigsten Arbeiten verrichten müssen. Marie empfand eine leichte Befriedigung, erinnerte sie sich doch noch an all die Gemeinheiten, die ihr von dieser Person zugefügt worden waren. Bei der Nachricht von Michels angeblichem Tod hatte dieses Weib sie schamlos hintergangen, sich auf die Seite Kunigunde von Banzenburgs geschlagen und dieser geholfen, sie zu demütigen und zu quälen. Daher gönnte sie Marga keine Antwort, sondern riss ihr den Saum des Umhangs aus den Händen und wollte weitergehen.
    Noch ehe sie zwei Schritte getan hatte, sprang Marga auf und klammerte sich nun an ihren Arm. »Frau Marie, habt Erbarmen mit mir und nehmt mich mit Euch! Seht Ihr nicht, wie schlecht man mich hier behandelt? Die neue Burgherrin ist hochnäsig und ungerecht und ihre Wirtschafterin ein entsetzliches Ekel, das sich immer neue Bosheiten für mich ausdenkt. Ihr seid doch jetzt die wohlbestallte Witwe eines Reichsritters und habt sicher schon einem neuen Gemahl die Hand zum Bunde gereicht. Da braucht Ihr doch eine treue Beschließerin auf Eurer Burg. Ich werde Euch noch ergebener dienen als damals, das schwöre ich!«
    Marie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Die Frau, die sie jetzt anflehte, hatte ihr früher deutlich gezeigt, wie sehr sie sie wegen ihrer Herkunft verachtete. Das Weib war auch schuld daran gewesen, dass die Banzenburgerin sie während ihrer fortschreitenden Schwangerschaft mitten im Winter in ein Turmgemach einquartiert hatte, durch das der Wind den Schnee trieb. Ohne Hiltrud und ihre ehemalige Leibmagd Ischi hätte sie Trudis Geburt nicht überlebt, sondern wäre samt ihrer Tochter dort oben umgekommen. Diesen Verrat würde sie ihrer ehemaligen Bediensteten niemals verzeihen.
    Brüsk entzog sie Marga den Arm und trat einen Schritt zurück.
    »Du hättest mit Kunigunde von Banzenburg gehen sollen. Mich bittest du vergebens um Hilfe!«
    Sie schüttelte sich innerlich vor Ekel, den dieses Weib in ihr auslöste, und wandte sich mit einem Ruck ab. In dem Moment erklang hinter ihr ein giftiges »Du elende Hure!«. Offensichtlich hatte die Frau sich um keinen Deut geändert. Marie nahm an, dass Marga Kunigunde von Banzenburg beim Erscheinen des neuen Burghauptmanns ebenso rasch fallen gelassen hatte wie sie, um sich bei der nächsten Burgherrin einzuschmeicheln. Doch im Unterschied zu den Banzenburgern war Isberga von Ellershausen mit größerem Gefolge erschienen und nicht willens gewesen, auf ihre eigene Wirtschafterin zu verzichten.
    Marie genoss das Gefühl, vom Schicksal selbst gerächt worden zu sein, und wünschte Marga noch viele schmutzige Fußböden, die diese auf Knien würde schrubben müssen. Während sie mit ihren beiden Begleitern die Sobernburg schadenfroh und in besserer Laune verließ, schälte Hulda von Hettenheim sich aus dem Schatten des Korridors und blieb vor Marga stehen. »Kennst du Frau Marie schon länger?«
    Marga nickte eifrig und musterte Frau Hulda dabei mit banger Erwartung. Die Stimme der Edeldame hatte nicht so geklungen, als wären sie und Marie Adlerin gute Freundinnen. »Ja, Herrin, ich kenne sie gut, denn ich war zehn Jahre ihre Beschließerin hier in Sobernheim.«
    Hulda hatte das kurze Gespräch zwischen Marie und Marga hinter der Tür des Rittersaals belauscht und die Magd bereits in ihre Pläne eingebaut. Jetzt musste sie das Weib nur noch zum Sprechen bringen. »Ich habe zufällig mitgehört, dass du deine jetzige Herrin verlassen

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