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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Magd zu stoßen.
    »Was ist mit dem Weib da?« Die Frage seiner Frau riss Harro aus der genießerischen Vorstellung, was er am Abend mit der drallen Wirtsmagd anstellen wollte, und er wandte sich wieder der Gegenwart zu.
    »Sie ist für Labadaire bestimmt!« Der Satz beantwortete alle Fragen seiner Frau und glättete ihre vorwurfsvolle Miene. Auf ihren Zügen malte sich kein Mitleid ab, sondern ungezügelte Gier. Ihr war bekannt, dass Harro häufig Fracht übernahm, die den Zöllnern nicht unter die Augen kommen durfte. Sie hatte ihn sogar das eine oder andere Mal dazu gedrängt, solche Aufträge anzunehmen, denn sie liebte es, den Guldentopf auszugraben und zu füllen. Daher pflegte sie keine überflüssigen Fragen zu stellen.
    Sie beugte sich zu Marie nieder und schnupperte. »Ihr hättet sie säubern müssen. Sie hat sich selbst beschmutzt.«
    »Hier, für deine Arbeit!« Schäfflein schnellte ihr ein Goldstück zu. Sie griff danach wie ein hungriger Falke nach einer Maus, ließ es in einer der vielen Falten ihres Kleides verschwinden und begann ohne ein weiteres Wort, Marie auszuziehen und zu waschen.
    Die Männer sahen ihr eine Weile zu. Auch wenn die Wöchnerin stark abgemagert und ihr Unterleib immer noch blutunterlaufen und angeschwollen war, entzündete der nackte Frauenkörper die Sinne der drei.
    »Ich glaube, wir sollten meine Alte jetzt allein lassen. Beim Wirt wartet Wein auf uns!« Harro zupfte Schäfflein am Ärmel, um ihn an sein Versprechen zu erinnern. In dem Moment stand Xander auf, legte dem Handelsherrn den Arm um die Schulter und schob ihn Richtung der Tür.
    »Der Schiffer hat Recht! Nach dieser Reise haben wir uns einen guten Schluck redlich verdient. Und sage nicht, dass dir nicht auch nach etwas anderem der Sinn steht.« Bei diesen Worten griff der Ritter dem Handelsmann zwischen die Beine und spürte, wie sich eine recht beachtliche Beule bildete.
    Auf dem Weg in die Schenke kam Harro noch einmal auf das Geschäft zu sprechen. »Verzeih, Meister Fulbert, aber es wird nicht leicht sein, das Weibsstück mit seinem Balg rechtzeitignach Koblenz zu schaffen. Es ist ein weiter Weg bis dorthin, und Labadaire dürfte seine Reise bereits angetreten haben. Jetzt im Winter fehlen mir meine Knechte, denn die sind zu ihren Familien zurückgekehrt und werden sich kaum in das schlechte Wetter herauslocken lassen.«
    Schäfflein verstand die Bemerkung genau so, wie sie gedacht war, nämlich als Versuch, einen möglichst hohen Preis für die Passage herauszuschlagen. Es half ihm nichts, etliche ausgesuchte Flüche gegen den Mann auszustoßen und ihm zu drohen, sich einen anderen Schiffer zu suchen. Das Weib musste weg, und er erwog nicht zum ersten Mal, es samt dem Balg im Rhein zu ersäufen. Zumindest würde ihm dies etliche Gulden ersparen. Doch die Erinnerung an Frau Huldas hasserfüllte Miene ließ ihn von der Idee Abstand nehmen, denn ihm war klar, dass ihr Gefolgsmann ihm allein schon für den Vorschlag die Knochen brechen würde.
    Xander achtete nicht auf Schäffleins verkniffenen Gesichtsausdruck, sondern trat auf Harro zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wie viele Knechte brauchst du?«
    »Am besten zwei! Doch da es stromabwärts geht, könnte einer reichen. Aber den brauche ich!«
    »Ich komme mit und helfe dir.« Xanders Angebot überraschte sowohl Schäfflein als auch den Schiffer.
    Harro musterte die Rüstung des Ritters, die trotz ihrer einfachen Machart seinen Stand bekundete, und lachte auf. »Bei Gott, das möchte ich sehen, wie du in Eisen gehüllt die Stange führst! Wenn du über Bord kippst, und das wird gewiss der Fall sein, zieht deine Wehr dich unweigerlich auf den Grund des Stromes.«
    »Du wirst mir mit Kleidung aushelfen müssen, die einem Rheinschiffer angemessen ist.« Xander klopfte ihm noch einmal auf die Schulter und schritt dann voraus. Da sehr viel harte Arbeit vor ihm lag, wollte er sich vorher noch einmal richtig amüsieren.

IX.
     
    O bwohl Xander und Harro am Abend kräftig gezecht und sich auch bei den Mägden des Wirtes nicht zurückgehalten hatten, brachen sie am nächsten Morgen im ersten Schein der Dämmerung auf. Marie lag in warme Decken und Felle gehüllt mit der Kleinen an ihrer Seite in einer großen Kiste, die mit versteckt angebrachten Luftlöchern versehen war. Über diesen Behälter hatte Harro Ballen und Kisten gestapelt, die er mit der ersten Frühjahrsfahrt rheinabwärts hatte bringen wollen. Xander war zunächst verärgert gewesen, weil sie

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