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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gedacht. Darüber wunderte er sich nicht, denn Frau Hulda war schließlich auch nur ein Weib, das der Leitung durch den Verstand eines Mannes bedurfte. Ritter Falko wäre dieser Fehler nicht passiert.
    Während Xander noch regungslos dastand und in die Luft starrte, schwangen sich zwei Knechte des Franzosen auf Harros Schiff und legten die große Kiste frei. Einen Augenblick stritten sie sich, ob sie das schwere Ding hochhieven oder es lieber öffnen und nur die Frau auf ihre Barke schaffen sollten. Ein scharfes Wort ihres Herrn beendete den Disput. Da niemand sehen sollte, welche Fracht hier den Besitzer wechselte, schlangen sie auf Labadaires Befehl zwei Seile um die Kiste und zogen sie mit Hebebaum und Flaschenzug an Deck des eigenen Schiffes.
    Xander, der sich immer noch alle Schrecken ausmalte, die eine Rückkehr der Marie Adlerin nach Kibitzstein zur Folge habenkonnte, knirschte mit den Zähnen. Doch er konnte nicht mehr tun, als zuzusehen, wie der sargähnliche Kasten auf dem Deck des Sklavenschiffs abgestellt und geöffnet wurde. Die Matrosen waren offensichtlich geübt darin, mit menschlicher Ware umzugehen, denn sie zogen die Frau behutsam, aber mit so geschickten Griffen aus dem Kasten, dass sie sich auch dann nicht hätte wehren können, wenn sie kräftig und bei vollem Bewusstsein gewesen wäre. Bei dem Anblick der bleichen, ausgemergelten Gestalt verzog Labadaire angewidert die Lippen. Doch als einer seiner Knechte ihm das Kind zeigte, schluckte er die Flüche, die ihm über die Lippen hatten kommen wollen.
    »Die Frau hat vor kurzem geboren?«
    Xander nickte heftig. »Das hat sie! Und deswegen phantasiert sie auch. Du darfst nichts auf das geben, was sie sagt.«
    Labadaire machte eine wegwerfende Handbewegung. »Glaubt ihr, ich schwatze mit meinen Sklaven? Um die kümmern sich meine Leute! Die sind eurer Sprache jedoch kaum mächtig und werden gar nicht verstehen, was dieses Weib daherredet – wenn sie überhaupt noch redet. Sie sieht ja jetzt schon halb tot aus, und ich bezweifle, dass sie den heutigen Tag überleben wird.«
    »Sie ist verdammt zäh, mein Freund. Diese Geburt hätte so leicht keine zweite Frau überstanden. Während der Rheinfahrt hat sich ihr Zustand schon gebessert. Dennoch musst du eines sicherstellen: sie darf nicht zurückkommen!« Xander lachte nervös, und das bewies Labadaire, dass mehr dahintersteckte, als er angenommen hatte.
    Der Sklavenhändler interessierte sich weder für das Weib noch für den Mann, der so nervös war wie ein Füllen, welches zum ersten Mal den Sattel spürt. Was ging es ihn an, aus welchen Gründen diese Person aus dem Weg geräumt worden war. Er zuckte nur mit den Achseln, scheuchte Xander und Harro von Bord und befahl seinen Knechten, die Seile zwischen den Booten zu lösen.
    Xander konnte sich gerade noch an Harro festhalten, als ihr Kahn freikam und auf den Wellen tanzte. »Verdammt! Beinahe hätte ich doch noch in diesem verdammten Strom gebadet«, fluchte er und blickte der französischen Barke nach, die nach kurzer Zeit vom Nebel verschluckt wurde.
    »Das wäre erledigt! Jetzt sollten wir zusehen, dass wir in Koblenz anlegen und uns dort erst einmal richtig aufwärmen. Ich muss dort noch den Rest meiner Fracht abliefern und mir eine neue suchen, die flussaufwärts geht. Der nächste Teil der Fahrt wird etwas leichter, denn ich werde einen Treidelknecht mieten, der uns hochzieht.« Harro rieb sich zufrieden die Hände und dachte an die harten Gulden, die Schäfflein ihm für diese Fahrt versprochen hatte.
    Xander bleckte die Zähne wie ein missmutiger Hund. Glaubte der Kerl etwa, er würde weiterhin seinen Knecht spielen? Seine Laune besserte sich jedoch, als er daran dachte, dass der Schiffer neben Schäfflein der Einzige war, dem die Verbindung zwischen Frau Hulda und dem französischen Sklavenhändler nachgewiesen werden konnte. Was aus dieser Marie wurde, war ungewiss. Sie konnte ebenso gut sterben wie in die Fremde verschleppt werden. Darauf hatte er keinen Einfluss mehr. Aber hier konnte er tun, was notwendig war, um seine Herrin zu schützen.
    Kaum hatte Xander diesen Entschluss gefasst, trat er hinter den Schiffer und klopfte ihm lachend auf die Schulter. »Ja, kalt ist es fürwahr! Und für dich wird es gleich noch viel kälter werden.«
    Bevor Harro reagieren konnte, legte Xander ihm die Hände um den Hals und drückte zu. Der Schiffer riss den Mund weit auf, griff mit einer Hand nach Xanders Daumen, um ihn zu brechen und so den Griff

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