Das Vermächtnis der Wanderhure
echt ist. Dimitri Michailowitsch, du kannst diese Sklavin unbesorgt kaufen, wenn du sie haben möchtest.«
Dimitri musterte Alika noch einmal von oben bis unten und nickte. »Das würde der Reise, die wir auf Wunsch meines Weibes antreten mussten, eine angenehme Wendung geben.«
Andrej wiegte den Kopf. »Du solltest nicht schlecht über dein Weibchen reden, Dimitri Michailowitsch. Es ist immerhin eine Prinzessin aus dem heiligen Konstantinopel. Eine solche Ehregenießt nicht einmal dein allerdurchlauchtigster Vetter, der Großfürst von Moskau.«
Das Gesicht des Fürsten verzog sich, als habe er auf etwas Bitteres gebissen. Wassili II. Wassiljewitsch hatte vor wenigen Jahren den Thron von seinem Vater übernommen, obwohl die Krone nicht einem Kind, sondern den Bräuchen des heiligen Russlands zufolge dem nächstälteren Verwandten seines Vaters zugestanden hätte. Zudem gab es auch persönliche Gründe für den Fürsten von Worosansk, den Großfürsten und dessen machtgieriges Gefolge nicht zu seinen Freunden zu zählen, denn er glaubte schon die Hände zu sehen, die sich von Moskau nach seinem Land ausstreckten.
Dimitri schob den Gedanken an seinen verhassten Vetter rasch wieder beiseite und winkte den Sklavenverkäufer zu sich. »He, Bursche, was soll dieses Backofengesicht dort kosten? Die sieht ja aus wie ein verbrannter Laib Brot.«
Der Auktionator ließ sich von den barschen Worten des Fürsten nicht täuschen. Er verbeugte sich tief und pries Alikas körperliche Vorzüge. Dabei entblößte er ihre Brust, um seine Worte zu unterstreichen. Fürst Dimitri beherrschte seine Miene jedoch so gut, dass er den Mann verunsicherte. Kurz entschlossen hob dieser Alikas hemdartigen Rock bis zur Taille hoch.
Der Anblick der von einem kleinen wolligen Dreieck gekrönten Schenkel ließ den Fürsten erregt aufstöhnen. Nun begannen auch andere Männer sich neugierig näher zu drängen, wurden aber von Dimitris Begleitern und den Marktknechten mit scharfen Worten und Schlägen zurückgetrieben.
Der Sklavenhändler beachtete den Aufruhr nicht, sondern wandte sich liebedienerisch an den Fürsten. »Nun, Herr, ist das nicht ein Anblick, der jedem Mann das Blut in die Lenden treibt? Eine Haut wie schwarzer Samt und ebenso weich, besonders zwischen den Schenkeln. Wenn Ihr diese Sklavin kauft, könnt Ihr von Euch sagen, dass Ihr eine Pforte durchschreitet, wie sienoch kein anderer Mann im weiten russischen Land durchdrungen hat.«
»Dann sollte ich euch brünstige Burschen wohl davon abhalten, es mir gleichtun zu wollen!« Der Fürst bedachte seine Begleiter mit einem spöttischen Blick.
»Herr, wollte Ihr uns bei diesem Anblick hungern lassen? Das könnt Ihr uns doch nicht antun!«, flehte Andrej, der seine Belustigung gut zu verbergen wusste.
»Und ob ich das kann! Was kostet dieses verbrannte Brot?«
Die Frage galt dem Sklavenhändler. Der hatte von dem deutschen Kaufherrn eine Summe genannt bekommen, mit der er in die Verhandlungen einsteigen sollte. Doch er sagte sich, dass dieser aufgeblasene Kleinfürst seine Börse ruhig noch etwas weiter öffnen konnte. Daher verdoppelte er im Geist seine Forderung und nannte Fürst Dimitri einen Preis, für den der Herr von Worosansk sämtliche Sklavinnen hätte kaufen können, die in den letzten Wochen in Pskow angeboten worden waren.
Dimitris Gier, die Mohrin zu besitzen, stand in keinem gesunden Verhältnis zu seinem Verhandlungsgeschick. Zwar versuchte er, die Summe zu drücken, doch der Verkäufer hörte seiner Stimme an, wie wild der Fürst auf die Sklavin war, und ging kaum mit dem Preis herunter. Nach einem kurzen Wortwechsel akzeptierte der Fürst eine Summe, die seinen Schwertträger zu einem schrillen Protest veranlasste.
»Tu das nicht, mein Gebieter! Für dieses Geld kannst du ein halbes Dutzend kräftiger Kerle für deine Leibwache kaufen und ausrüsten. Die würden dir mehr nützen als so ein Teufelsweib. Es wird dich verhexen und deine Männlichkeit töten, wenn du versuchst, es zu besteigen!«
»Ich werde es nicht nur versuchen, sondern es auch wirklich tun. Und was meine Männlichkeit betrifft, so wird sie beim Anblick ihrer Schenkel eher noch wachsen!« Der Fürst lachte Lawrentiaus und gab dem Auktionator den Befehl, die Sklavin seinen Leuten zu übergeben.
Bislang war Alika den Verhandlungen verständnislos gefolgt, doch als die Knechte nach ihr griffen, klammerte sie sich verzweifelt an Marie, die sie tröstend an sich zog. Ein Rutenhieb, der beinahe
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