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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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anderen etwas zurief, stellte Marie fest, dass er zu einer Gruppe von Männern gehörte, die wie Edelleute wirkten. Sie waren größer als die anderen Marktbesucher und auch anders gekleidet. Der junge Bursche neben Alika wirkte sehnig und wäre mit seinen hellblonden Haaren und den blauen Augen im Reich höchstens durch sein gutes Aussehen aufgefallen. Obwohl es recht warm war, trug er über einem mit Sternen bestickten blauen Hemd einen bis zu den Hüften reichenden Mantel, dessen Säume ebenso mit Pelz besetzt waren wie die Kappe auf seinem Kopf. Seine Hosen bestanden aus rötlich schimmerndem Damast, und seine Füße steckten in wadenlangen Stiefeln.
    Seine Begleiter, die ähnlich gekleidet waren, scharten sich um einen Anführer, der sich durch seine Haltung und seine Gesten ebenso von ihnen unterschied wie durch die Pracht seiner Erscheinung. Sein Mantel war länger und die Säume waren so breit mit Zobel besetzt, dass man sich für den Gegenwert im Reich eine Burg samt mehreren Dörfern hätte kaufen können, und seine Mütze bestand sogar ganz aus diesem kostbaren Pelz. Auchdie Schuhe demonstrierten den hohen Stand des Mannes oder zumindest seinen Reichtum, denn sie waren aus weichem, rot eingefärbtem Saffianleder gefertigt. Die Tracht erschien Marie jedoch weniger fremdartig als die Bärte, die den Männern bis auf die Brust reichten. Bei den jüngeren Mitgliedern der Gruppe wirkte der Gesichtsschmuck ein wenig lächerlich, denn er war dünn und ungleichmäßig über Wangen und Hals verteilt.
    Marie schüttelte sich leicht, denn ihr wurde bewusst, dass sie die Fremden ebenso angegafft hatte wie diese Alika, und wollte sich schon abwenden. Doch die Blicke, mit denen die Kerle das dunkelhäutige Mädchen verschlangen, und ihre Mienen verrieten ihr, dass die Männer an keiner anderen Sklavin Interesse hatten. Da die Leute ihrem Aussehen und den scheelen Blicken etlicher Umstehender nach zu urteilen nicht aus dieser Stadt stammten, mochte es gut sein, dass sie Alika kauften und in ein noch ferneres Land brachten. Dann würde sie mit ihrer dunklen Freundin den einzigen Menschen verlieren, dem sie vertrauen konnte.
    Während Marie in der düsteren Betrachtung ihres Schicksals versank und die Menschen um sich herum kaum noch wahrnahm, winkte Fürst Dimitri einen Weinhändler zu sich und befahl ihm, für ihn und jeden seiner Begleiter einen Becher seines besten Tropfens zu bringen. Dann grinste er Andrej an, der nun begonnen hatte, Alikas restlichen Körper zu untersuchen.
    »Hast du schon einmal eine solche Rappstute geritten, mein Freund?«, rief er ihm zu.
    Lawrenti fuhr mit den Fingern durch seinen bereits stark ergrauten Bart und schüttelte angewidert den Kopf. »Rappen vermag es bei Pferden zu geben, aber nicht bei Menschen. Eine dunkle Haut ist das Zeichen des Teufels.«
    Die jüngeren Edelleute streiften das Gesicht ihres Fürsten mit fragenden Blicken, und als sie seine spöttisch verzogene Miene sahen, begannen sie wie auf Befehl zu lachen.
    Andrej lachte nicht über seinen Onkel, ließ sich aber auch nicht von seinen Worten einschüchtern, sondern streckte seinem Fürsten die Handflächen hin. »Die Farbe des Weibes ist echt! Ich habe kräftig an ihr gerieben, und es ist nichts abgegangen!«
    Fürst Dimitri leckte sich die Lippen. »Was meint Ihr, sollen wir uns diese Rappstute satteln? Gelüsten würde es mich!«
    Seine jungen Begleiter nickten eifrig, doch der alternde Schwertträger machte das Zeichen gegen den bösen Blick. »Mein Fürst, es bringt Unglück, ein Geschöpf, das der Teufel sichtlich gezeichnet hat, auch nur anzusehen! Mit diesem Wesen Dinge zu treiben, die wir sündigen Menschen nur mit dem uns anvermählten Weibe im trauten Ehebett tun dürfen, könnte Euch die ewige Seligkeit kosten!«
    Auch mit dieser Warnung erntete Lawrenti bei seinen Begleitern nur Gelächter. Sein Neffe kletterte vom Podest und grinste den alten Kämpen geradezu unverschämt an. »Was ist, wenn man noch kein Weib hat, einen aber die Lenden drücken? Glaub mir, Onkel, das dort ist kein Teufelswesen, sondern ein weiblicher Mohr. Am Hof von Terbent Khan gab es während der zwei Jahre, die ich als Geisel dort zubringen musste, ein männliches Mitglied dieser Rasse, das wie ein kostbarer Schatz gehütet und hohen Gästen vorgeführt wurde. Ich bin zwar nie so nahe an den schwarzen Mann herangekommen, dass ich ihn hätte berühren können, doch ich weiß genug über diese Wesen, um sagen zu können, dass diese Mohrin

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