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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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maulte der
erste.
    „Jemand, der Messer Caravaggio gut
kennt und in Rom und Neapel bereits mit ihm gesprochen hat!“
    Es machte Nerina Freude zu sehen,
wie der Johanniter zusammenzuckte und sofort einen freundlicheren Ton anschlug.
Offensichtlich genoss er unter den Johannitern einen guten Ruf.
    „Nun, wenn das so ist, ja. Er wohnt
hier.“
    „Kann ich ihn sprechen?“
    Die Wache musterte sie von oben bis
unten.
    „Selbst wenn das möglich wäre,
dürfte ich niemanden in die Herberge lassen, der nicht ein Permit des
Großmeisters in Händen hält. Das allerdings erhält man nur beim Großmeister
selbst. Ihr müsstet schon in den Orden eintreten, um bei den Noviziaten wohnen
zu dürfen.“
    Die Hände in den Hüften stellte sie
sich auf die Zehenspitzen, da die Wache sie um gut eineinhalb Köpfe überragte.
    „So ruft ihn mir heraus.“
    „Unmöglich, da er sich eben im
Großmeisterpalast aufhält.“
    „Dann warte ich, bis er
wiederkommt.“
    „Eine gute Idee, aber kaum Erfolg
versprechend. Nachts müssen die Straßen La Vallettas leer sein. Es kommt vor, dass
Caravaggio häufig nicht nach Hause kommt. Die Arbeiten im Palast“, dabei sah er
grinsend seinen Kumpanen an, „lassen ihm nur wenig Zeit. Vor allem jetzt, wo
seine Ernennung bevorsteht.“
    Nerina legte ihre Stirn in Falten
und hob eine Augenbraue.
    „Ernennung? Welche Ernennung?“
    „Ich denke, das darf ich Euch
mitteilen. Michelangelo Merisi da Caravaggio wird in den nächsten Wochen zum
Ordensritter geschlagen. Sein Noviziat von einem Jahr und einem Tag ist um. Ich
glaube Mitte Juli. Seiner Verdienste wegen, die er sich um Malta, vor allem
aber um Alof de Wignacourt erworben hat. Kennt Ihr das Gemälde im Dom?“
    Nerina nickte.
    „Sie schlagen ihn zum Cavaliere di
Grazia!“
    „Zum Ehrenritter!“
    Nerina wusste plötzlich, welches
Interesse Fra Domenico an ihr hatte.
8.
    Von Meister Peterzano hatte Enrico
den entscheidenden Hinweis erhalten. Jetzt stand er vor dem Elternhaus
Michelangelo Merisis, schräg gegenüber Kirche und Kloster Santa Maria dei Servi
auf dem gleichnamigen Corso, das die Schwester angeblich immer noch bewohnen
sollte. Ein dreistöckiges Wohnhaus, großzügig, mit flachem Dach und kleinem
Balkon zur Straße hinaus. Mit den geschlossenen grünen Fensterläden, wirkte es,
als schlafe das Haus, wie der gesamte Corso dei Servi ausgestorben dalag. Kein
herrschaftliches Haus, aber ein großbürgerliches, das von einem gewissen
Wohlstand zeugte, obwohl bereits Verputz abbröckelte und das Holz grau
verwitterte.
    Enrico klopfte gegen die
geschnitzte Eingangstür, die hinter Arkaden zurückgesetzt im Schatten lag, und
wartete. Durchgang und Straße selbst waren gepflastert. Hinter der Tür regte
sich nichts. Enrico trat einige Schritte auf die Straße hinaus. Sorgsam
beobachtete er die Fensterläden, bis er sah, dass sich einer davon im ersten
Stock leicht bewegte. Fröhlich winkte er hinauf und hoffte, seine freundliche
Art würde die Hausherrin davon überzeugen, dass er harmlos war und eingelassen
werden konnte.
    Wieder wandte er sich der Tür zu,
und tatsächlich vernahm er dahinter Schritte die Treppe herabkommen. Kurz
danach öffnete sie sich und der Kopf einer grauhaarigen Alten erschien im
dunklen Spalt zwischen Türblatt und Laibung. In ihr vermutete Enrico eine
Hausangestellte, eine ehemalige Amme oder Hausdame.
    „Ihr wünscht?“
    „Wohnt hier die Schwester des in ganz
Italien bekannten Malers Michelangelo Merisi, Caterina Merisi?“
    Er verbeugte sich leicht, um des
guten Eindrucks willen. Etwas verwundert sah ihn die Alte an.
    „Sie wohnt hier. Aber mittlerweile
ist sie verheiratet und heißt nicht mehr Merisi.“
    „Ich bin Chronist und komme im
Auftrag des Kardinals Ferdinando Gonzaga. Er will eine Lebensbeschreibung des
allberühmten Malers anfertigen lassen – und Meister Peterzano, bei dem
Michelangelo Merisi gelernt hat, verwies mich auf seine noch in Mailand lebende
Schwester.“ Enrico hoffte, dass seine dreiste Lüge nicht allzu sehr gestellt
wirkte. Normalerweise gelang es ihm nicht, in solchen Situationen glaubwürdig
zu wirken. „Darf ich eintreten und der Herrin des Hauses einige Fragen stellen?
Natürlich nur in Eurer Anwesenheit!“
    Die Alte knurrte mürrisch und warf
das Portal wieder zu. Enrico grinste, seiner frechen Bemerkung zum Schluss
wegen, wusste jedoch nicht, ob die Äußerung der Alten Zustimmung oder Ablehnung
hatte ausdrücken sollen, zwang sich aber, einfach zu warten. Aus

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