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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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Stück Käse in den
Mund, deutete auf seinen vollen Mund und bedauerte gestenreich, dass er nicht
reden konnte. Vom Meer her wehte ein Geruch nach Tang und altem Fisch herauf,
den er mochte. Das Narbengesicht zog seine Nase kraus und setzte hinzu: „Wir
mögen Fremde hier nicht.“
    Enrico grinste, trank langsam einen
Schluck Wein nach und meinte dann:
    „Da geht es Euch wie mir!“
    Mit der Zunge spielte der Fremde an
seinen Zähnen und zog hörbar Speichel zwischen den Lücken hindurch. Die Antwort
schien ihm einerseits nicht zu behagen, andererseits konnte er seine Person
offenbar nicht recht einschätzen.
    „Ihr solltet woanders essen!“
    Auch jetzt fühlte Enrico keinerlei
Bedürfnis, auf den Fremden näher einzugehen. Wieder schob er ein Stück Käse in
den Mund, riss ein Stück Brot ab und spülte alles mit Wein hinunter.
    „Mir wurde die Osteria empfohlen.“
    Das Narbengesicht stutzte, legte
den Kopf schief und sah Enrico eine Zeit beim Essen zu. Seine dünnen Haare
verwehte der Wind.
    „Von wem?“
    Enrico vermied anfänglich jeden
Blickkontakt. Erst als der Käseteller sich leerte, sah er den Fremden wieder
an.
     „Von guten Freunden.“
    „Ich habe keine Freunde“, knurrte
das Narbengesicht und beugte sich über den Tisch. Bevor er ihm den letzten
Käsebrocken vom Teller stahl, ließ Enrico eine halbe Silbermünze auf den Tisch
schnalzen. Zufrieden beobachtete er, wie sich die Männer vor der Osteria zu
ihnen umdrehten. Die Münze hatte selbst das Geschrei vom Hafen her übertönt.
Dennoch hielt er die Hand auf dem Geldstück, das durch seine Finger hindurchschimmerte.
    „Mein Freund heißt Mario Minniti.“
    Der Mann mit der Narbe nickte und
wollte nach der Münze greifen, aber Enrico hielt dessen Arm mit der anderen
Hand fest. Er lächelte unverbindlich, als das Narbengesicht aufspringen wollte.
Sein Griff schloss sich enger um das Handgelenk des Mannes.
    „Ich brauche eine Auskunft.“
    „Welcher Art?“
    „Ich weiß, dass Ihr die Fremden
kennt, die sich hier in Syrakus aufhalten – und dass Ihr wisst, wie sie
heißen.“
    „Wenn Ihr da nur nicht falsch
liegt.“
    Enrico lachte leise. Die Versuche
des Narbengesichts, sich zu verstellen, waren durchsichtig. Sein Mienenspiel
und die Unruhe seiner Hände verrieten ihn. Hinzu kam die schwüle, dampfige
Atmosphäre. In diesem Morgen lag keine Erfrischung. In Rom, dachte er, in Roms
Intrigensumpf wäre dieser Mann dazu verurteilt gewesen, sang- und klanglos
unterzugehen, und er wüsste nicht einmal, warum ihm dies geschah.
    „Ich suche einen Johanniter!“
    Im selben Moment ließ Enrico die
Münze frei, und die Finger des Narbengesichts griffen nach und schlossen sich
um das Metall.
    „Einen  Johanniter sucht Ihr?“
    Wieder ignorierte Enrico den
Fremden. Aus den Augenwinkeln heraus sah er, dass er sich nach den anderen
Gästen im Lokal umsah. Die aber beschäftigten sich mit Dominospiel oder
schienen derart vertieft in ihre Unterhaltungen, dass Enrico ahnte, wie aufmerksam
sie den Ausführungen seines vernarbten Gegenübers lauschten.
    „Mit einem Ring am Daumen?“
    Enrico horchte auf. Er kannte nur
einen Johanniter, der ein solches Merkmal trug. Er hatte also recht behalten. Enrico
nickte kaum merklich.
    Die Tür zur Osteria wurde
aufgestoßen, und zwei Fischer traten aus dem Innenraum der Schenke ins Freie.
Sie sahen sich um. Enrico beachtete sie erst, als das Narbengesicht seine
Stimme senkte und sich zu ihm herüber beugte. Die beiden ließen sich an einem
freien Tisch in ihrer Nähe nieder und bestellten einen Krug Wein, den sie sich
teilten.
    „Wann kam er an?“
    „Vor einer Woche. Seine Galeere
lief in der Nacht in den Hafen ein und verließ ihn wieder, als der Johanniter
abgesetzt war. Nur zwei Seeleute haben ihn begleitet.“ Er deutete mit einem
Kopfnicken zu den Männern hinüber, die schweigend dasaßen und vor sich hin stierten.
    Also hatte Fra Domenico Michele
gefunden! Was sich Enrico nur nicht erschloss, war die Tatsache, warum der
Johanniter Michele nicht hinter einer Ecke auflauerte und ihn einfach abstach.
Die Überraschung wäre auf seiner Seite gewesen. Doch das schien nicht im
Interesse Fra Domenicos zu liegen. Zufrieden mit sich, wollte er sich erheben,
als das Narbengesicht ihn seinerseits am Arm festhielt.
    „Sicherlich interessiert Euch ein
weiterer Umstand, der mit dem Johanniter zu tun hat.“
    Langsam ließ Enrico sich wieder
nieder, doch sein Gegenüber schwieg, bis er eine Handvoll Münzen aus

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