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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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dem Duft des Salzwassers trug ihr dieser auch Enricos
Geruch zu. Sie drückte ihm einen Kuss auf den Mund und schmeckte das Salz, das
allgegenwärtig Haut, Haar und Kleidung durchdrang. Seine Lippen schmeckten bitter
und hungrig.
30.
    „Wir sind betrogen worden!“
    Mit ausgestreckten Armen lief
Scipione Borghese auf seinen Mitbruder im Amt zu, der sich mithilfe einer
Sänfte bis zum Pincio-Hügel und den Gärten empor tragen hatte lassen und sich
jetzt aus ihr heraus quälte. Er versuchte in dessen Gesicht zu lesen, bemerkte
aber nur ehrliches Erstaunen über seine Ankündigung.
    „Ich verstehe nicht ...“
    „Ihr werdet gleich verstehen, mein
lieber Ferdinando, doch zuerst einen Blick auf mein zukünftiges Casino!“
    Er packte Kardinal Ferdinando
Gonzaga unter dem Arm und zog ihn von seinen Trägern weg, denen er gleichzeitig
den Wink gab zu verschwinden. Er hatte absichtlich einen Ort ausgewählt, an dem
kein Spitzel, kein bestochener Lakai oder sonst ein Maulwurf in seinem
weltlichen Gemüsebeet lauschen konnte. Hier oben, bei der zukünftigen Baustelle
zu seinem neuen Casino, waren sie tatsächlich allein und konnten sich über ein
Problem unterhalten, das Scipione Borghese seit der Auseinandersetzung mit
seinem Oheim bedrückte. Die letzten Tage hatten ihm einen unruhigen Schlaf
beschert – und er wusste nicht genau, wem er dies zu verdanken hatte.
Möglicherweise gehörte selbst Ferdinando Gonzaga zu den Urhebern, aber das musste
er erst ausloten – und dafür erschienen ihm die Rebengärten auf dem Pincio
gerade recht. Idylle lockerte die Gedanken, ließ sie fließen, und so mancher
hatte hier mehr ausgeplaudert, als ihm lieb war. Er erinnerte sich mit
Vergnügen an den Bericht Julias über die Verführung Enricos, des Sekretärs
Ferdinando Gonzagas, zwischen den Rebstöcken dieses Hügels. Er konnte nicht
verhindern, dass sich ein Lächeln auf seine Lippen stahl, das der Kardinal
neben ihm mit einer hochgezogenen Braue beantwortete. Auf einer Staffelei
breitete Scipione Borghese Zeichnungen und Pläne aus, die das Casino zeigten,
in Aufrisse und Bauabschnitte gegliedert und schließlich eingebettet in seine
naturlandschaftliche Umgebung.
    „Man kann bereits den Zeichnungen
die Bestimmung des Casinos ablesen. Noch drei Jahre, und ich werde hier
inmitten meiner Schätze wohnen dürfen. Es wird Maßstäbe setzen für unser
verschlafenes, etwas rückständiges Rom. Glaubt Ihr nicht?“
    „Dessen bin ich mit sicher,
Eminenz. Und doch verstehe ich nicht recht, was Euch beunruhigt.“
    Scipione Borghese zog, noch immer
begeistert von den Zeichnungen seines Casinos, Ferdinando Gonzaga weiter über
den Platz, an dem erste Rodungsarbeiten durchgeführt wurden, erläuterte,
erklärte und eröffnete seinem Kollegen im Geiste seine baulichen Pläne.
Beruhigen wollte er sich zuerst, innere Kräfte sammeln für den nächsten
Schritt. Tatsächlich aber behielt er die Umgebung im Auge, beobachtete die
Bauarbeiter, die Bauern und Weingärtner, die Handlanger und Zimmerer, die alle
an den Vorbereitungen seines Wunderwerks arbeiteten und den Platz räumten und
ebneten für seine Vision. Niemand nahm sie hier wahr. Alles konzentrierte sich
auf die Wurzelrodung.
    „Ich glaube, wir sind sicher“,
unterbrach er plötzlich seinen Redefluss. „Kommt mit hier herüber, hier soll
eine Allee entstehen, Akazien stelle ich mir vor, oder noch besser Oliven statt
der Weinreben, aber das werde ich selbst wohl nicht mehr erleben.“
    Der Missmut, der sich in Ferdinando
Gonzaga angestaut hatte, war nicht zu übersehen. Scipione Borghese fühlte eine
leichte Gegenwehr an seinem Arm. Nur widerwillig ließ sich sein junger Freund
dirigieren. Jetzt hielt Scipione Borghese den rechten Zeitpunkt für gekommen,
dem Kardinal seine Überlegungen mitzuteilen. Erneut hakte er sich bei diesem
unter, fester diesmal, obwohl er bemerkte, dass sich der Körper des jungen
Gonzaga unter der Berührung verkrampfte. Man musste seine Freunde an sich
binden und den Feinden seine Anwesenheit spüren lassen.
    „Mein Oheim will in den nächsten
Monaten die Begnadigung für Caravaggio ausstellen.“
    „Damit steht doch alles zum
Besten!“
    „Es geht zu leicht, als stünde eine
andere Hand dahinter und schiebe an!“
    Ferdinando Gonzaga sah ihn von der
Seite her an, und Scipione Borghese wurde den Verdacht nicht los, als spräche
Spott aus diesem Blick.
    „Findet Ihr? Mit diesem Versprechen
hält er uns mittlerweile seit über einem Jahr hin.“
    „Für

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