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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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ihre Brust, drückte sie dann jedoch ebenso energisch wieder
hinab und legte sie zurück auf ihren Bauch.
    „In deiner Nähe, Enrico. Noch kann
ich nicht glauben, dass unsere Flucht zu Ende sein soll.“
    „Mag sein, wenn wir Neapel
erreichen, erwartet uns dort Micheles Dispens aus Rom!“
    Nerina sog kräftig die Meeresluft
ein. Sie roch nach Freiheit und Leben, ganz im Gegensatz zu den Katakomben der
Kapuziner. Dennoch vermittelte die Unterwelt des Konvents ein tröstliches
Gefühl: Leben und Tod bildeten eine ungewohnte Einheit. Die Lebenden kümmerten
sich ebenso liebevoll um ihre Toten wie um Kranke oder Sieche, und die
Verstorbenen dankten es ihnen, indem sie, sichtbares Zeichen einer
Auferstehung, den Weg der Lebenden über Jahrzehnte mitgingen. Mancher Mönch,
hatte Nerina festgestellt, begab sich nach dem Komplet sogar hinunter ins Reich
des ewigen Schlafes und hielt Angesicht zu Angesicht Zwiesprache mit den
Entschlafenen.
    „Glaubst du, dass Pater Domenico
weiß, wie wir die Stadt verlassen haben?“
    Enricos Stimme wirkte ernst, als er
antwortete, und Nerina fühlte, dass er seinen eigenen Worten nicht vertraute.
    „Wie soll er es erfahren haben? Wir
haben die Stadt seither nur einmal betreten, um mit Kardinalbischof Doria
unsere Flucht auszuhandeln. Niemand außer Doria selbst und wir waren zugegen.
Ansonsten sind wir vom Kloster aus den Oreto entlang bis ans Wasser, dann in
das Fischerboot umgestiegen, das uns außer Sichtweite der Küste gebracht hat,
und schließlich vom Schiff des Kardinalbischofs aufgenommen worden. Nur eine
Handvoll Menschen wusste davon. Die Johanniter mit Fra Domenico suchen in
Palermo selbst, nicht im Convento dei Cappuccini, bei den Kapuzinern.“
    Nerina kämpfte mit sich, bevor sie
Enrico den einzigen Fehler in ihrer Planung eröffnete. Ob er daran gedacht
hatte, wusste sie nicht, aber sie hielt es für möglich. Wenn Pater Leonardus
sich als Vertrauter Scipione Borgheses ausgegeben hatte ... Wind fuhr ihr ins
Haar und wehte es Enrico übers Gesicht. Michele stöhnte auf seiner Pritsche,
aber im Augenblick wollte sie keinen Blick hinüberwerfen, wollte auch ihren
Gedanken nicht weiterspinnen, sondern ganz in den Farben und Bildern aufgehen,
die ihr inneres Auge ihr vorgaukelten. Neben den Mumien der Kapuziner wehten
Erinnerungsschatten ihrer letzten Nacht mit Enrico durch ihr Gedächtnis, die
sie satt und zufrieden machten.
    „Fast hätte ich es mir denken
können! Der Gesandte Kardinal Gonzagas und mein Herr Bruder!“
    Wie ein Dolchstoß fuhr ihr diese
Stimme in die Eingeweide. Enricos warme Hand verschwand und machte einer
schmerzhaften Kühle Platz. Wie Enrico fuhr Nerina herum und starrte den Mann
an, der entspannt am Mast des Schiffes lehnte und um dessen dürre Figur das
Schwarz seiner Soutane wehte.
    „Pater Leonardus!“
    „Ich wusste es!“, entfuhr es
Nerina.
    „Ihr wusstet was?“
    Mit starrem Gesichtsausdruck
blickte Pater Leonardus über die beiden hinweg auf den Horizont, als suche er
dort etwas, das sich hinter dem dunklen Blau der Wasserlinie verbarg.
    „Ihr hattet das Vertrauen des
Kardinalbischofs! Ihr steht mit Scipione Borghese in Verbindung, seid von ihm
beauftragt. Ich hatte vergessen, darüber nachzudenken!“
    Nerina entwickelte ihre Gedanken eher
für sich selbst, als für den Pater. Sie wandte sich um und suchte den Horizont
ab. Jetzt allerdings entfuhr Pater Leonardus ein Lachen.
    „Wenn Ihr versucht, die Galeere
auszuspähen, muss ich Euch enttäuschen. Sie erwartet uns in Neapel. Selbst dem
mächtigen Großmeister auf Malta verbietet die Diplomatie, die Hand zu beißen,
die ihn führt.“
    „Und da die Spanier mit Rom nicht
gemeinsame Sache machen, wird sie uns dort nicht behelligen.“
    „Ihr seid zu lange von Rom
weggewesen“, erwiderte Pater Leonardus spöttisch. „Die politische Lage hat sich
geändert. Der Papst und Spanien nähern sich mehr und mehr an.“
    Im selben Augenblick erwachte
Michele, der sich streckte und dehnte, bis er den Pater, seinen Bruder,
erkannte. Sofort sprang er auf die Beine und suchte nach seinem Degen im
Gürtel. Aber auf Befehl des Kapitäns lagen ausnahmslos alle Waffen in dessen
Unterkunft, sodass er ins Leere griff, was seinen Zorn weiter anstachelte.
    „Giovan Battista. Hohl Euch der
Teufel.“
    „Mich wird er hoffentlich
übersehen, aber nach Euch, Bruder, scheint er bereits seine Hand ausgestreckt
zu haben. Oder setzt Euch die Seeluft derart zu?“
    Michele sprang, behände wie eine
Katze, auf

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