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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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und Respekt verdienten, aber keine Furcht.
    Als Ferruccio sich zu seinen Reisegefährten umdrehte und ihnen bedeutete, ihren Blick auf den Boden zu richten und ihm die Verhandlungen für den Wegezoll zu überlassen, verschwamm Gua Lis Antlitz mit dem Leonoras, und er bekam Angst. Niemals würde er beide haben können, und er verfluchte sich, dass er – wenn auch nur für einen Augenblick – daran gedacht hatte, was geschehen wäre, wenn er entdeckt hätte, dass Leonora nicht mehr da war. Er dankte der Lanze, die auf ihn gerichtet wurde und seine düsteren Gedanken augenblicklich vertrieb. Langsam zog er drei Denare aus seinem Geldsäckel und neigte sich zu dem Soldaten herab.
    »Lasst uns passieren, ich bitte Euch.«
    »Die Denare sind echt.« Der Soldat biss auf die Münzen. »Doch Ihr müsst warten, bis Ihr an der Reihe seid.«
    »Wir sind in Eile, ich habe Geschäfte in Tarquinia zu erledigen.«
    »Ich nicht.« Der Soldat stützte sich auf seine Lanze, »und ich muss den Befehlen folgen. Bei zwei Personen muss der Kommandant kommen und sie in Augenschein nehmen. Es ist ein Kopfgeld von zehn Florinen auf ein flüchtiges Paar ausgesetzt worden. Ihr braucht jedoch keine Sorge zu haben. Sie suchen einen wie Euch und eine Frau wie die dort, aber Ihr seid ja zu dritt.«
    »Siehst du?«
    Ohne einen Grund dafür zu haben, hatte Ferruccio die Worte viel zu laut herausgeschrien. Die Frau und der Türke drückten ihre Knie unwillkürlich gegen die Flanken ihrer Pferde und blickten noch starrer auf den Boden als zuvor. Der Soldat war nicht dumm, und als sich ihre Blicke kreuzten, erkannte er in Ferruccios blitzenden Augen die Panik. Dann ging alles sehr schnell: Ferruccios Brauner warf sich gegen die Brust des Soldaten, und Ferruccio stieß mit seinem Schwert über die Halskrause direkt in seine Kehle.
    »Los, weg von hier!«, schrie er seinen Freunden zu.
    Im wilden Galopp stürmten die Pferde durch das Tor und warfen dabei einen mit Orangen beladenen Karren um, der ihnen entgegenkam. Sie wandten sich nach links und nahmen einen kleinen Weg, der zu den Sümpfen führte und weniger genutzt wurde als die Straße Richtung Meer. Wie früher spürte Ferruccio in diesen Momenten seine Kraft und seinen Wagemut zurückkehren – Eigenschaften, die während der letzten Jahre zwar von der Vernunft beschwichtigt, jedoch nie ganz verloren gegangen waren. Geduckt schaute er hinter sich und sah Gua Lis ernstes Gesicht und dann Osman, der ganz eins mit seinem dahinpreschenden Tier die Nachhut bildete. Wenn sie erst einmal in Sicherheit waren, würde er Gua Li seine Tat erklären, und vielleicht auch sich selbst. Seit über zehn Jahren hatte er kein Leben mehr ausgelöscht.
    Gua Li verurteilte ihn nicht für den Mord an dem Soldaten, denn Ferruccio hatte für sie, für sie alle, getötet. Trotz alledem hatte er aber ein Leben ausgelöscht, und das konnte sie nicht akzeptieren – nicht einmal Ada Ta hätte das gekonnt. Und ohne es zu wollen, wuchs ihr Groll gegen Ferruccio. Sie war überzeugt, dass dies eine Art Selbstschutz war. Auch wenn sie ihn nicht liebte, so fühlte sie sich auf ganz besondere Weise mit ihm verbunden – er war ihr erster Mann gewesen. Sie hatte ihn gewählt, weil sie ihn bewunderte und weil er nicht nur für seine Ideale kämpfte, sondern auch gegen die Menschen und Ideen, die ihm im Wege standen. Doch wenn sie seine Art zu leben akzeptierte, das spürte Gua Li genau, dann würde sie in einen Sog geraten, aus dem sie nicht wieder auftauchen würde. So hielt sie sich zurück, sprach zwar freundlich, aber ohne Hingabe mit ihm, und sobald sie konnte, flüchtete sie sich zu Osman. Dieser kümmerte sich um sie wie um ein kleines Mädchen, erzählte ihr die Wunder und Tragödien seines Lebens, des osmanischen Hofes und des Sultans, den sie selbst kennengelernt hatte.
    Ferruccio verstand Gua Lis plötzliche Distanz nicht, die ihm auf der Seele brannte. Er hielt sie für undankbar, und im nächsten Moment suchte er nach einer Erklärung für ihr Verhalten. Immer wieder machte er die Unvereinbarkeit ihrer beider Kulturen dafür verantwortlich und redete sich ein, dass sie niemals zusammenleben könnten. Er wollte so denken, um zu vermeiden, dass die Gedanken der letzten Tage ihn wieder zu quälen begannen.
    Drei Tage Flucht. Drei Tage in der Hölle der Gefühle. Ferruccio fragte sich immer wieder, wie betäubt er wirklich gewesen war, als er Leonora betrogen hatte.
    Hinter den sicheren Mauern des Kamaldulenser Ordens

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