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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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beiden Feinde das Buch niemals teilen würden.
    »Wir wollen Jesu Buch und Wir wollen auch die Frau, die die Geschichte auswendig kennt.«
    »Ehrwürdiger Vater, auch das Feuer wollte das Wasser heiraten, doch jedes Mal, wenn es über das Wasser kommen wollte, erlosch es.«
    »Tu nicht so, als wärst du wahnsinnig, Mönch. Das wird dich nicht retten. Wir kennen euch Verrückte, und Wir wissen, dass ihr den Tod nicht fürchtet – wohl aber den körperlichen Schmerz. Rede! Wir versprechen dir nicht das Leben, aber einen schnellen Tod, wenn du sprichst.«
    »Würdiger Vater, ich bin erfreut zu sehen, dass Ihr das Lotus-Sutra kennt und wisst, wie Schmerzen zum Nirwana werden können. Dafür bin ich Euch sehr dankbar.«
    »Was redest du da, Alter?«
    »Über den edlen Nichiren, Erleuchteter Vater. Indem Ihr mir Schmerzen zufügt, übertragt Ihr mir seinen Besitz, ohne dass ich darum bitten musste. So wie es der reiche Vater mit seinem heimgekehrten Sohn tat.«
    »Was hat dein Geschwätz mit der Geschichte über den heimgekehrten Sohn zu tun?«
    »Gesegneter Vater – Euer Gedächtnis ist wie das eines Elefanten, der ab und an vergisst, dass er größer ist als die Maus, die ihn stört. Das war der vierte Teil der altehrwürdigen Lotus-Sutra, Fleißiger Vater.«
    Nachdem Alexander VI. kontrolliert hatte, dass der an dicke Ketten gefesselte Alte zu keiner Bewegung fähig war, ging er auf ihn zu und schlug ihm mit dem rechten Handrücken ins Gesicht. Der Ring hinterließ auf Ada Tas Wange den Abdruck eines Bootes mit einem Petrus, der die Netze auswarf.
    »Ihr könnt kommen«, schrie er.
    Flink wurde die kleine Zelle von ein paar Männern mit Tischen, Flaschenzügen, glühenden Kohlen, Eisen, Seilen und Zangen ausgestattet. Auch ein Priester erschien, der vor dem Pontifex niederkniete.
    »Wir wünschen nicht, dass er stirbt, doch ansonsten überlassen Wir Euch die Entscheidung über Nachsicht und Bestrafung. Meldet Euch erst, wenn er bereit ist zu reden. Doch nehmt Euch in Acht, er könnte auch ein Hexer sein.«
    Während der Papst sich entfernte, konnte er einen der Folterknechte hören, der den Priester eifrig darauf hinwies, dass sich auf der Schulter des Gefangenen ein eindeutiges Zeichen des Dämons befand, das man unverzüglich samt seiner Wurzeln herausreißen müsse.
    Palazzo des Fürsten Colonna
    Der Regen hatte aufgehört und der Tramontanawind die Wolken vertrieben, als Silvio Passerini zur sechsten Stunde mit lauter Stimme nach Kapitän Britonio rief, damit dieser dem Fürsten Colonna die Ankunft des Kardinals Giovanni de’ Medici ankündigen möge.
    »Es ist sinnlos, dass Ihr so herumbrüllt, Bruder.« Der Kapitän hielt Passerinis Pferd an den Zügeln fest. »Der Fürst ist noch nicht aus Neapel zurückgekehrt.«
    »Wir haben hier ein Sendschreiben Seiner Heiligkeit, das den Überbringer bevollmächtigt, die Gäste des hochwohlgeborenen Fürsten in Empfang zu nehmen. Wollt Ihr Euch dem entgegenstellen?«
    »Ihr könnt gerne eintreten, ich wüsste nur nicht, was es Euch brächte. Denn die Vögelchen sind aus dem Käfig entwischt, und das bereits seit vielen Tagen. Bittet den Himmel, dem Ihr so nah seid, dass er Euch helfen möge, sie aufzufinden. Mit den besten Wünschen des Fürsten Fabrizio!«
    Die aufgerissenen Augen von Giovanni de’ Medici blickten in den aufgerissenen Mund von Bruder Silvio.
    Dann ging alles sehr schnell: Die Soldaten in de’ Medicis Gefolge wurden entlassen und preschten gen Westen. Als sie Santo Ciriaco an den Mauern der alten Via Aurelia erreicht hatten, empfingen die Kartäusermönche sie wortlos und ohne Regung. Selbst über die fünf Silberscudo, die Silvio dem Prior zuwarf, verlor keiner eine Bemerkung. Dies war der einzige sichere Ort in Rom, nicht wegen der alten dicken Mauern, sondern aufgrund des dort herrschenden Schweigegelübdes.
    In seiner kargen Zelle schlug Giovanni die Kapuze nach hinten und wickelte sich in einen Kardinalsumhang. Die Kälte machte das Denken schwer, deshalb befahl er Silvio, ein Kohlebecken aufzutreiben, dazu Papier und Schreibzeug. Und als sie sich endlich in der rußigen Wärme die Stiefel auszogen, hatten sie die knappe Luft in der Zelle innerhalb kürzester Zeit so verpestet, dass Silvio sich gezwungen sah, in eine Ecke zu kriechen und sich die Pferdedecken vor die Nase zu halten, deren Geruch immer noch angenehmer war als das Gekokel der Kohlen.
    Heiligkeit, ich konnte erfahren, dass die Unseren nicht mehr Gäste des Fürsten sind. Ein

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