Das Vermächtnis des Martí Barbany
fürchte sehr, dass sie von meinen drei Töchtern diejenige ist, die mir das größte Kopfzerbrechen bereitet, wenn ich sie angemessen verheiraten will. Die Älteste heiratet im nächsten Jahr einen Jungen aus Besalú, über den nur das Beste bekannt ist und dessen Vater das Geschäft mit den Bädern leitet. Die Zweite gebe ich dem ältesten Sohn des Rabbiners Shemuel Melamed, mit dem ich schon die Hochzeit vereinbart habe. Aber ich habe Angst, dass diese Kleine jeden Mann zurückweist, den wir, ich oder ihre Mutter, vorschlagen. Und ich bin sicher, sie setzt am Ende ihren Willen durch.«
38
Bekenntnisse
D ie Anweisungen, die Pater Llobet hatte, waren eindeutig. Der Geistliche sollte morgens ins Schloss kommen, um in der Privatkapelle der Gräfin die Messe zu lesen und ihr die Beichte abzunehmen, solange die angekündigte Exkommunikation nicht bestätigt würde. Wenn die befürchtete Entscheidung aus Rom eintraf, dann und nur dann, würde er es nicht mehr tun, denn ein Exkommunizierter durfte nicht die Sakramente empfangen. Sein Gewissen schrieb ihm trotz alledem etwas anderes vor.
Der Priester hatte sein neues Amt übernommen, weil sein Vorgänger verstorben war. Als ihm sein Vorgesetzter diese Aufgabe übertrug, wollte er sie zuerst ablehnen, denn die Erfahrung, die er in seinem stürmischen Leben erworben hatte, riet ihm, sich von den Mächtigen und weltlichen Einflüssen fernzuhalten. Diese brachten lediglich Probleme und boten nur denen einen Ausgleich, die um jeden Preis vorankommen wollten, und so etwas galt nicht für ihn.
Er konnte sich selbst nicht verbergen, dass er mit einigen Vorurteilen zu der Verabredung ging. Gräfin Almodis war nicht gerade auf die angemessenste Art an den Hof gelangt. Trotzdem gerieten seine christlichen Überzeugungen ins Wanken, als er sie kennenlernte, und je enger er mit ihr zusammenkam, desto besser verstand seine Soldatenseele, dass diese Frau, wenn sie die Klippe des Bannfluchs überwand, für die Grafschaft Barcelona weitaus nützlicher als die verstoßene Blanca von Ampurias sein würde. Er hatte die Geschichte von ihrem Zusammenstoß mit den Piraten gehört, und obwohl er genau wusste, wie die Tatsachen aufgebauscht werden, wenn man sie von Mund zu Mund weiterträgt, konnte er seine alte Freundschaft zu Gilbert d’Estruc nutzen und sich mit ihm darüber unterhalten. Dieser erzählte ihm in allen Einzelheiten, was in der unheilvollen Nacht geschehen war, als die Piraten in der Montjoi-Bucht
das Schiff enterten. Sein alter kriegerischer Drang ließ sich vom offenkundigen Mut der Gräfin rühren, und von diesem Augenblick an behandelte er sie voller Bewunderung und Sympathie.
Sein Auftrag begann am frühen Morgen. Nach den Primgebeten ging er ins Schloss, und in der einsamen Privatkapelle setzte er sich auf die kleine Bank des Beichtstuhls und wartete, dass sein einziges Beichtkind zu ihm kam. Dieses erschien pünktlich zusammen mit den Hofdamen und dem winzigen Delfín. Ihre Zusammenkünfte waren lediglich Zwiegespräche, denn vom ersten Tag an wollte Llobet seine Haltung unmissverständlich erklären.
»Seht, Herrin«, sagte er, »Ihr und ich, wir wissen, dass Ihr in einem eindeutig ehebrecherischen Verhältnis lebt, was ein offenes Ärgernis für Eure Untertanen ist. Obwohl mir klar ist, dass meine Entscheidung schlimme Folgen für mich haben kann, sollt Ihr erfahren, dass ich Euch nicht die Absolution erteile, wenn Ihr keine schmerzerfüllte Reue und keinen Besserungsvorsatz zeigt. Da ich weiß, dass Ihr die Bedingungen nicht erfüllen werdet, die das heilige Sakrament verlangt, ist es zwecklos, dass Ihr vor mir niederkniet. Bevor man Eure vorherige Ehe in Rom aufhebt, was Ihr ja offenbar leicht erreichen könnt, denn es ist Euch schon zweimal gelungen, und bevor Ihr den heiligen Ehebund mit dem Grafen eingeht, wenn er das Gleiche durchsetzen kann, dürft Ihr nicht mit meiner Zustimmung rechnen. Falls Ihr nicht einverstanden seid, betrachte ich mich gleich am ersten Tag als entlassen, und ein anderer, gefälligerer Geistlicher, den Ihr gewiss findet, wird sich um Euren Seelenfrieden bemühen.«
Die stolze Antwort der Gräfin überraschte Pater Llobet.
»Erstens werden wir beide, Ihr und ich, schon von heute an auf gleich hohen Schemeln sitzen, um miteinander zu sprechen. Wenn ich nämlich nicht würdig bin, die Absolution zu erhalten, lege ich auch keine Beichte vor einem Diener des Herrn ab, und wer in diesem Fall einem einfachen Geistlichen die Ehre
Weitere Kostenlose Bücher