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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Frucht einer jahrelangen Erfahrung als die des Studiums.«
    »Ich möchte wissen: Wie soll ich mich verständigen, damit ich meine Geschäfte ausführen kann?«
    »Unsere Leute geben Euch dort, wohin Ihr fahrt, einen Dolmetscher, aber um bei den normalen Alltagsdingen zurechtzukommen, ist Euer
Latein mehr als ausreichend. Alle Völker am Mittelmeer, denen Rom seine Herrschaft aufgezwungen hat, sprechen ein mehr oder weniger ihren Eigenheiten angepasstes Latein. Da Ihr die Umgangssprache der Gegenden hier kennt, versteht Ihr alle übrigen.«
    »Verzeiht meine hartnäckigen Fragen, mit denen ich Eure Geduld missbrauche«, sagte Martí, dessen Wissensdurst unstillbar zu sein schien.
    »Ihr braucht keine Bedenken zu haben. Unsere Leute werden ja gewissermaßen Eure Teilhaber sein.«
    Als der Geldverleiher aufstand, um sich für einen Augenblick zu entfernen, versicherte er seinem jungen Gast, dass ihm seine Besuche die größte Freude bereiteten.
    Er war kaum gegangen, als Ruth herauskam. Obwohl ihr die Mutter einen strengen Blick zuwarf, trat sie zu Martí und bot ihm an, sein Glas wieder mit der goldgelben Flüssigkeit aus dem Flakon zu füllen.
    »Ich glaube, ich habe gehört, dass Ihr zu einer langen Reise aufbrecht«, sagte das Mädchen, als hätte es nicht die tausend Einzelheiten dieses Plans belauscht.
    »So ist es. Ich habe mich auf ein Geschäft eingelassen, das mir unbekannt ist, und ich muss mich eifrig bemühen, um damit fertig zu werden. Deshalb brauche ich die guten Ratschläge deines Vaters.«
    »Fahrt Ihr sehr weit?«
    »So weit, wie es die Zeit und die Lage auf dem Meer gestatten.«
    »Wie sehr ich Euch darum beneide«, bekannte das Mädchen und schloss halb die Augen. »Ihr lernt die Welt kennen und erlebt vieles, was Eure Erinnerungen bereichert. Wenn ich noch einmal geboren werde, will ich ein Mann sein. Das Leben eines jüdischen Mädchens ist langweilig und eintönig. Außerdem hängt es vom Willen ihres Vaters und von den Launen des Schicksals ab, das ihr einen guten Mann oder einen Alten bringt.«
    Rivka wollte eingreifen, doch Martí kam ihr zuvor.
    »Ich glaube nicht, dass dir dein Vater jemanden aufzwingt, der dir nicht gefällt. Du hast das Glück, die Tochter eines außergewöhnlichen und sehr verständnisvollen Mannes zu sein.«
    In diesem Augenblick hörte man es in der Küche poltern, und Rivka ging, um nachzusehen, nachdem sie Ruth einen warnenden Blick zugeworfen hatte. Diese tat so, als hätte sie es nicht bemerkt.
    »Vielleicht habt Ihr recht. Aber wenn ich mich in einen Christen verliebte, so weiß ich, dass er niemals seine Zustimmung geben würde«, sagte das Mädchen nun, da ihre beiden Eltern nicht auf sie aufpassten.

    »Es ist doch normal, dass du dich mehr zu einem jungen Mann deiner Religion hingezogen fühlst, der dieselben Gewohnheiten wie du hat, und nicht zu einem anderen, der ihnen fremd gegenübersteht. Außerdem kennst du sicher mehr Juden als welche, die es nicht sind.«
    »Das ist nicht so sicher«, sagte das Mädchen und verzog das Gesicht. »Euch zum Beispiel habe ich kennengelernt, weil Ihr oft dieses Haus besucht und meinem Vater angenehm seid.«
    »Du bist ein entzückendes Mädchen mit zahllosen Vorzügen, aber vorhin hast du von der Möglichkeit gesprochen, dass du einen Alten heiratest, und ich möchte nicht zu dem Problem, das meine Religion bedeutet, den erschwerenden Umstand hinzufügen, dass ich im Vergleich zu deiner Jugend schon uralt bin.«
    »Ich würde nie behaupten, dass Ihr alt seid.«
    Martí wusste nicht mehr, welche Argumente er dem unerschrockenen jungen Mädchen gegenüber noch anführen konnte, als ihn Baruchs Stimme aus der Bedrängnis befreite.
    »Ruth! Was treibst du da und störst unseren Gast?«
    »Nichts, Vater. Er hat mir gerade die wunderbare Reise erklärt, die er unternehmen wird, und ich habe ihm mit Vergnügen zugehört, weil ich ihm die Zeit vertreiben wollte, während Ihr nicht da wart. Aber ich gehe schon. Möchtet Ihr wirklich nicht, dass ich Euch noch einmal einschenke?«, fragte sie und hielt Martí den Flakon hin.
    »Unser Gast will nichts weiter, und ich möchte als Einziges, dass du gehst«, erklärte der Jude.
    Das Mädchen zog sich nach einem anmutigen Abschiedsgruß zurück.
    »Verzeiht ihr. Sie ist sehr jung, hat viele überschwängliche Einfälle und kennt noch nicht das Maß der Dinge.«
    »Sie ist ein bezauberndes Geschöpf, und es wird Euch wohl kaum schwerfallen, den richtigen Mann für sie zu finden.«
    »Ich

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