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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Euch, guter Mann. Ich suche Nikodemos. Mich schickt Elefterios.«
    »Ihr steht vor ihm, ich bin es. Woher kennt Ihr diesen Spitzbuben, meinen Schwager?«
    »Er hat mich in seinem Wagen hergebracht, und er hat sich sehr lobend über Euch geäußert.«
    Als der andere diese Schmeichelei hörte, änderte er den Ton, in dem er über seinen Schwager sprach.
    »Persönlich habe ich nichts gegen ihn, aber Ihr wisst ja, wie die Familien sind: Er wollte nicht das Geschäft meines Schwiegervaters weiterführen, und seitdem gilt er bei ihnen als schwarzes Schaf. Wie Ihr sicher versteht, will ich, nur weil sie nicht gut miteinander auskommen, keinen Streit mit seiner Schwester haben, die meine Frau ist. Jeder soll sich um sich selbst kümmern, meint Ihr nicht?«
    »Natürlich. So vermeidet man Zank und Ärger... Ich brauche eine Herberge, vorläufig für eine Nacht. Könnt Ihr mich aufnehmen?«
    »Das ist mein Beruf, außerdem habt Ihr ja eine Empfehlung. Wollt Ihr ein Zimmer mit Fenster zur Straße, oder macht es Euch nichts aus, dass es nach innen liegt?«
    »Wo es den wenigsten Lärm gibt. Ich will zuerst essen, damit mich der Hunger nicht weckt, und danach schlafe ich, bis es das Bett nicht mehr aushält.«
    »Ich gebe Euch das letzte Zimmer hinten im Gang. So hört Ihr nicht einmal die, die sich nachts erleichtern wollen, denn keiner muss an Eurer Tür vorbei.«
    »Wie teuer ist es?«
    »Zwei Drachmen, wenn Ihr mich in griechischem Geld bezahlt. Ich nehme auch Dirhams an.«
    »Ich habe barcelonisches Geld. Ist Euch das auch recht?«
    »Alles aus dieser Stadt ist willkommen: Die Katalanen sind zuverlässig bei ihren Angelegenheiten und ihrem Geld, ob es nun Solidi, Dinare, Mancusos oder Pfunde sind. Ihr Wert schwankt nicht, und außerdem biete ich Euch einen guten Tausch an.«
    Martí hielt das Angebot für günstig, und sie einigten sich.
    Der Zyprer brachte seinen neuen Gast zu dem Zimmer. Es war ein großer Raum mit rotem Steinfußboden, der in der Mitte von einem Bogen, einer Erinnerung an den ursprünglichen Verwendungszweck des Gebäudes, geteilt wurde. In einer großen Truhe konnte man seine Sachen
verwahren, außerdem gab es einen Stuhl, einen Wasserkrug mit einem Handbecken und darunter einen Eimer. Hinter dem Bogen stand ein großes Bett mit einer dicken Wollmatratze und darüber einer guten Decke.
    Der Mann erwartete, dass der Gast seine Meinung äußerte.
    »Das gefällt mir wirklich, ich danke Euch sehr.«
    »Also, wenn Ihr nicht noch etwas wünscht, womit ich Euch dienen kann...«
    »Mir fallen zwei Bitten ein.«
    »Sagt nur, was Ihr wollt.«
    »Morgen muss ich nach Pelendri fahren, und es wäre mir recht, wenn Ihr mir dafür einen Wagen besorgt.«
    »Wenn es Euch gefällt, kann ich meinen Schwager benachrichtigen.«
    »Als Ihr mir gesagt habt, dass die Familienverhältnisse schwierig sind, wollte ich Euch das nicht zumuten.«
    »Seid unbesorgt. Wann soll die Fahrt beginnen?«
    »Am späten Vormittag.«
    »Womit kann ich Euch noch helfen?«
    »Nennt mir einen Ort, wo ich gute Meeresfrüchte essen kann.«
    »Der Hafen ist eine halbe Meile entfernt. Geht in die Goldene Muschel .«
    »Danke für Eure Auskunft.«
    »Entschuldigt, aber ich rate Euch, dass Ihr im Wagen hinfahrt. Es ist nicht ratsam, um diese Zeit allein herumzulaufen.«
    »Habt keine Angst um mich. Ich habe schon zu viele Meilen auf dieser Erde hinter mir, als dass mich ein unvorhergesehenes Ereignis überraschen könnte.«
    »Tagsüber gibt es kein Problem, aber wenn es dunkel wird, treibt sich alles mögliche Gelichter herum.«
    »Ich sage es Euch noch einmal: Macht Euch keine Sorgen, ich sehe mich vor.«
    Als der Wirt ging, räumte Martí seine Sachen auf, und nachdem er sich im Becken gewaschen und zweckmäßig angezogen hatte, nahm er einen kurzen Dolch mit einem schönen Elfenbeingriff aus seinem Sack, steckte ihn in den Gürtel und brach zur Goldenen Muschel auf.

46
    Entdeckungen
     
    D as Verlangen war unbezwinglich. Bernat Montcusí kämpfte seit Monaten gegen seine Libido, doch immer wieder verfiel er dergleichen Sünde der Wollust, wie sie jene alten Männer in der biblischen Geschichte anspornte, die sich am Bad der keuschen Susanna ergötzten. In den Knoten der Baumstämme sah er die knospenden Brüste des Mädchens und die üppige Rundung ihrer Hüften in den Linien einer Laute, die ein Straßenmusikant spielte, um vor dem Grafenschloss Almosen zu erbetteln. Immer häufiger suchte er den Beichtstuhl auf. Wenn er in seinem Arbeitszimmer

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