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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Heiltränke mit Laudanum und Mohn verordnet. Er fürchtete sich davor, ins Bett zu gehen, damit ihm nicht die Parze ohne eine Warnung den Lebensfaden abschnitt und seine Seele für alle Ewigkeit verdammt wäre. Das Laster Onans gehörte nun zu seinen täglichen Verrichtungen, und obwohl er sich zurückhalten wollte, konnte er nicht die Gewohnheit überwinden, jeden Abend sein Arbeitszimmer aufzusuchen, das Guckloch zu öffnen und den Anblick des nackten Körpers seiner Stieftochter zu genießen.
    Am Tag, nachdem er Laias Heimlichkeiten entdeckt hatte, schickte er sie und ihre Sklavin zu einem weit entfernten Ort, um eine Besorgung zu erledigen. Er nutzte die Gelegenheit und stöberte in den Sachen des Mädchens herum. Es fiel ihm nicht schwer, das Kästchen zu finden. Er öffnete es mit einem kleinen Nachschlüssel und las die Briefe. Das brachte ihn an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Nachdem er sie immer wieder gelesen hatte, legte er sie an ihren Platz zurück. Er schloss das Kästchen, stellte es wieder an seinen Platz und ging in sein Arbeitszimmer zurück, weil er darüber nachdenken wollte, welche Entscheidung er zu treffen hätte. Seine Habgier widersprach seiner Eifersucht, und er befürchtete, dass ihn sein Zorn zu einer falschen Maßnahme verleiten könnte. Dieser Martí Barbany entwickelte sich für ihn zu einem einträglichen Geschäft: Die Zeit hatte ihm recht gegeben, und in diesem Augenblick, zwei Jahre nach ihrer ersten Begegnung, war der Gewinn, den ihm seine Geschäfte mit diesem jungen Mann einbrachten, zu
einem unbestreitbar wichtigen Betrag angewachsen. Das Erstaunlichste war, dass sich diese Summe zukünftig noch vervielfachen könnte, wenn er es schlau anstellte. Nein, entschieden nein. Er durfte die Hoffnungen des jungen Mannes nicht vollständig zunichte machen. Er ersann einen sibyllinischen Plan, der alles umfasste, worauf er keinesfalls verzichten wollte. Erstens sollte Laia zeitlebens ihm gehören, also musste die Aufgabe, Martí von seiner Stieftochter zu trennen, dem Mädchen selbst zufallen, sodass sich der Galan nicht von ihm gekränkt fühlte. Dieser energische junge Mann sollte glauben, dass die Auserwählte seines Herzens für ihn vielleicht eine vorübergehende jugendliche Träumerei empfand, die sich jedoch durch Zeit und Entfernung abkühlte. Aber dazu musste er erreichen, dass ihm das Mädchen diese Botschaft persönlich übermittelte. Es war entscheidend, dass er unumstößliche Argumente fand, damit das Mädchen seinen Forderungen im Guten oder im Bösen zustimmte.
    Er entschied, dass es am besten war, die Abwesenheit des Galans zu nutzen, um seine Pläne zu verwirklichen, und darum wollte er das Problem noch an diesem Nachmittag anpacken.
    Laia hatte zusammen mit Aixa in der neuen Sänfte, einem Geschenk ihres Stiefvaters, das Angelusgebet in Sant Miquel besucht. Danach sollten die beiden ein Paket Bernats in einem Haus abgeben, das hinter dem Castellnou lag. Mit der Erlaubnis des Führers der Eskorte hatte sich Aixa entfernt. Sie wollte auf den Markt gehen, um Omar zu treffen und zu erfahren, ob dieser eine Nachricht von Martí erhalten hatte. Sie sollte nach Hause zurückkehren, wenn sie ihren Auftrag erfüllt hatte, und in diesem Fall den Brief unter ihrer Kleidung einschmuggeln, damit sie ihn am Nachmittag ihrer Herrin und Freundin geben konnte.
    Als die Gebete zu Ende waren, bei denen Laia wie immer die Heilige Jungfrau um Schutz für ihren Geliebten angefleht hatte, ließ sie sich in ihrem Tragsessel von vier farbigen Sklaven davontragen, die die Stangen auf ihren Schultern stützten, und ihr folgte die Eskorte bis zu Montcusís Herrenhaus.
    Als sie dort eintrafen, teilte ihr der Hausverwalter mit, man habe den Herrn ins Schloss gerufen, und sie müsse allein essen. Das war ihr nur recht. Sie erklärte dem Diener, sie wolle in der Gartenlaube essen, und er solle eine einfache Mahlzeit vorbereiten.
    Aixa war ohne weitere Neuigkeiten zurückgekehrt. Sie hatte lediglich erfahren, dass Sidon Martís nächstes Reiseziel sein werde und dass er
von dort aus zu anderen Königreichen aufbrechen wolle. Danach werde er in diese Stadt zurückkehren, um wieder an Bord eines Schiffs zu gehen. Außerdem hatte ihr Omar mitgeteilt, wenn sie ihm vor dem Ende des dritten Tages einen Brief gebe, wolle er sich darum kümmern, dass das Schreiben den jungen Mann pünktlich erwarten werde, bevor er zu seiner neuen Seereise aufbreche.
    Laia war überglücklich, dass sie Neuigkeiten von

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