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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Karawane anschließen, die ihm Kerbela, seinem Ziel, näher brachte. Deshalb musste er mit Basilis Manipoulos reden, damit dieser auf ihn wartete.
    Alles gelang ihm nach Wunsch. Elefterios holte ihn pünktlich ab, und auf seinem alten Wagen kam er zur Reede, wo die Stella Maris ankerte. Er wies den Kutscher an, oben an der Felswand auf ihn zu warten, und stieg zur Küste hinab. In der Ferne waren die schlanken Umrisse des Schiffs zu erkennen. Am Ufer plauderten zwei alte Fischer und warteten darauf, dass jemand eine ihrer schäbigen Schaluppen mietete, um zu einem dort ankernden Schiff zu kommen. Nachdem Martí den Preis für die Überfahrt vereinbart hatte, kletterte er auf eine dieser ramponierten Nussschalen, deren Bug mit der stolzen Gestalt eines Drachen geschmückt war. Ein Alter setzte sich auf die Ruderbank, während der andere, der die geflickte Hose bis zur halben Wadenhöhe aufgekrempelt hatte, das kleine Boot vorwärtsstieß, bis es im Meer schwamm. Als er ein Ruder in die Dolle einlegte und bemerkte, dass sein Passagier neugierig die Galionsfigur musterte, unterbrach er seine Arbeit für einen Augenblick und sagte: »Das ist ein Drache. Wohin soll es gehen?«
    »Zu dem Schiff dort mit dem schwarzen und spitzen Rumpf, das neben dem Dreiruderer ankert.«
    Der Alte begann zu rudern und sprach weiter von seinem Thema.
    »In meiner Jugend habe ich Kaperfahrten mit einem Berber unternommen, der ein Teufel war. Er hieß Draco. Alles, was ich vom Meer weiß, habe ich von ihm gelernt. Ihm zu Ehren habe ich meine Galionsfigur gewählt.«
    »Sie ist sehr schön.«
    »Es freut mich, dass sie Euch gefällt. Euer Gnaden müssen ein Seemann sein.«
    »Gewissermaßen, ja. Ich bin an einem Schiff beteiligt. Man kann sagen, dass ich so etwas wie ein Reeder bin.«
    »Setzt Ihr Eure Reise fort, Euer Gnaden?«
    »Darum kümmere ich mich gerade. Ich will sehen, ob ich an Bord der Stella Maris gehen kann.«
    »Wie ich Euch beneide! Wenn man auf dem Meer gelebt hat und das Alter einen zwingt, dass man mit seinen Knochen auf dem schmutzigen Land versauert, wird die Sehnsucht zu einem Fluch. Jedem Seemann
wäre es lieber, dass sein Skelett an einem Strand anspült, als wäre es das Gerippe seines Schiffs, anstatt einen langsamen Tod zu erleiden und in einem dreckigen Loch zu enden.«
    Martí beschloss, das Gespräch mit dem Alten nicht fortzusetzen, damit dieser seine wenige Atemluft dem Rudern widmen konnte. Deshalb sagte er kein Wort mehr, bis sie am Schiff angelegt hatten.
    Ein Seemann der Wache erkannte Martí und warf eine Strickleiter hinunter. Bevor Martí hinaufstieg, sagte er zu dem Alten im Boot: »Wartet auf mich, bis ich zurückkomme. Macht Euch keine Sorgen wegen Eurer Zeit, ich werde großzügig sein.«
    »Ich bleibe hier, bis Ihr geruht zurückzukommen, Kapitän.«
    Martí lächelte in sich hinein, weil ihm der Alte einen neuen Rang zuerkannt hatte.
    Als er das alte Deck betrat und seine Nase die bekannten und geliebten Gerüche witterte, atmete er wonnevoll ein.
    »Ist der Kapitän an Bord?«
    »Ihr findet ihn in seiner Kajüte.«
    Martí folgte der Wache und lief zu Basilis’ Kajüte.
    Als er gerade anklopfen wollte, um eintreten zu dürfen, ging die Tür auf, und der Seemann zeigte sich in der Öffnung. Er reagierte erstaunt und dann freudig.
    »Was für eine angenehme Überraschung! Ich dachte, Ihr wäret in Pelendri.«
    »Das war meine Absicht, aber das Schicksal zeichnet die Wege vor, und gestern Nacht habe ich etwas erlebt, was meine Pläne geändert hat, sodass das Kupfergeschäft, mit dem ich mich noch heute befassen will, nicht mehr im Vordergrund steht.«
    »Und was hat jetzt den ersten Platz?«
    »Gebt acht, Basilis. Es würde mich außerordentlich interessieren, mit Eurem Schiff nach Sidon zu fahren, wenn dies weiter Eure Route ist.«
    »Selbstverständlich, das ist sie. Ebenso sage ich Euch noch einmal, dass es auf meinem Schiff immer eine Hängematte gibt, die darauf wartet, dass Ihr an Bord geht. Ich sehe nur ein Problem.«
    »Welches?«
    »Wie ich Euch gesagt habe, sind die Leute, die ich in Nikosia sprechen muss, wirklich schwierig, und ich weiß noch nicht, an welchem Tag ich abfahren kann.«
    »Darauf kommt es nicht an. Ich wohne im Minotauros und warte
auf Eure Nachricht, damit ich an Bord gehe, sobald Ihr mir einen Boten schickt. Außer der Nacht heute und vielleicht morgen, die ich in Pelendri verbringe, weil ich über das Kupfergeschäft verhandeln will, bin ich jeden Tag in

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