Das Vermächtnis des Martí Barbany
Marmorskulptur, hörte zu, ohne einen einzigen Gesichtsmuskel zu verziehen.
Almodis sprach weiter.
»Ihr seid Gräfin von Gerona und Osona als Vertreterin, und Ihr wisst genau, dass bei Eurem Hinscheiden – gebe Gott, dass es erst in vielen Jahren eintritt – beide Grafschaften auf ihren natürlichen Erben übergehen, der mein Gemahl ist. Die Bitte, die Euch Euer Enkel vorträgt und die ich Euch lediglich übermittle, besteht darin, dass Ihr zum Wohl des Hauses der Berenguers Eure Rechte zu Euren Lebzeiten abtretet und dafür erbittet, was Ihr für gerecht haltet und was man Euch gewiss geben wird. Ihr könnt Euch in eines der Klöster zurückziehen, die Ihr gegründet habt, und dort das sorglose und geistliche Leben führen, das Euch so sehr gefällt und das Euch dank Eurer Verdienste und wegen Eures Alters zukommt.«
Spürbares Schweigen senkte sich auf den großen Saal herab. Almodis wartete gespannt auf Ermesendas Antwort. Diese ließ nicht auf sich warten.
»Verehrte Herrin«, Ermesenda vermied es, den Titel zu erwähnen. »Erstens bin ich voll berechtigte Gräfin von Gerona und Osona. Graf Ramón Borrell, mein Gemahl, hat sie mir als Sponsalici und als Hochzeitsgabe abgetreten, als er um meine Hand anhielt. Teilt darum meinem Enkel mit, dass ich nicht als Vertreterin handle und dass ich in meinem Testament verfügen werde, was meinem Willen entspricht, dass die Grafschaften, die ich besitze, ein besseres Schicksal verdienen, als dass sie ein käuflicher Graf regiert, der dieses Namens unwürdig ist. Titel muss man ehren, selbst wenn man sie erbt und nicht erwirbt, und mein Enkel ehrt vorläufig nicht den seinen, sondern verunglimpft ihn. Wenn er will, dass Barcelona von einem Exkommunizierten schlecht regiert wird, ist das seine Sorge, aber meine Grafschaften haben keinen Makel, und so werden sie bleiben.«
Almodis atmete tief durch, um sich zu beherrschen: Es stand viel auf dem Spiel.
»Hierüber wollte ich Euch danach etwas sagen, Herrin. Die Grafschaft Barcelona gehörte Eurem Gemahl, und ich meine, dass Ihr ihren Bewohnern das Beste wünscht. Die Exkommunikation, für die Ihr gesorgt habt, schafft eine sehr schwierige Lage, was den Gehorsam der Untertanen betrifft, und Euer Enkel, der Euch innig liebt, bittet Euch demütig, dass Ihr Viktor II. ersucht, sie zurückzunehmen. Als Gegenleistung für diese sehr wertvolle Hilfe wäre er bereit, Eure Auctoritas , allerdings nicht Eure Potestas, über Barcelona bis zum Ende Eurer Tage anzuerkennen und Euch siebzigtausend Mancusos zu geben, um zu Euren frommen Stiftungen beizutragen.«
Als man diese Summe hörte, breitete sich dumpfes Gemurmel im großen Saal aus.
Ermesenda ließ eine lange Pause vergehen, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden zu erreichen.
»Herrin! Es beleidigt mich und die Kirche, das Verlangen meines Enkels zu hören. Wenn ich nicht falsch verstanden habe, will sich dieser Wahnsinnige für siebzigtausend Mancusos von seiner Exkommunikation freikaufen. Sagt ihm, dass seine Großmutter, die während seiner Minderjährigkeit seine Rechte wie eine Löwin verteidigt hat, niemals als seine Komplizin und als Vermittlerin bei einem Akt der Simonie handeln wird, denn dies und nichts anderes ist der Name, den man dem Kauf und Verkauf heiliger Dinge gibt. Was nun die Auctoritas betrifft, die er mir anbietet, so muss ich ihm sagen, dass ich sie nicht brauche. Im moralischen Sinne habe ich sie schon. Wenn er seine Untertanen fragt, wird er erfahren, dass sie meine Person viel höher als seine schätzen. Wenn er kein Fürst wäre, würde er erleben, welch hohen Preis ein Exkommunizierter bezahlen muss. Er wäre zur Verbannung verurteilt, und nicht einmal seine Nachbarn würden ihn ansprechen.«
»Soll ich dies so verstehen, dass Eure Antwort endgültig und ein gütlicher Vergleich unmöglich ist?«, fragte Almodis und gab sich größte Mühe, um sich zurückzuhalten.
»Es kann einen solchen Vergleich geben, und er liegt in Eurer Hand«, sagte Ermesenda, während ein geringschätziges Lächeln ihre Lippen umspielte.
»Ich höre Euch zu.«
»Sagt Ramón, dass seine Großmutter in seinem Namen auf all ihre
Besitzungen verzichten und sich in ein Kloster zurückziehen wird, um für das Heil seiner gottlosen Seele zu beten, sobald Ihr aus seinem Bett steigt, ihm von der Seite weicht und nach Hause zurückkehrt, von wo Ihr nie hättet fortgehen sollen.«
Almodis sprang wie eine Tigerin auf.
»Mein Zuhause ist in Barcelona, bei meinem Gemahl, und die
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