Das Vermächtnis des Martí Barbany
erkundigte sich bebend: »Und was wünscht Ihr?«
»Ich kenne dich von klein auf. Ich habe die ganze Liebe, die ich für deine Mutter empfand, auf dich übertragen. Jetzt bist du ins heiratsfähige Alter gelangt. Nun bist du schon eine Frau. Der Altersunterschied, der uns trennt, ist kein Hinderungsgrund, denn er ist der gleiche wie bei vielen anderen Paaren in diesen Grafschaften, und es ist nicht gut, dass ein Mann noch in der Fülle seiner Kraft niemanden hat, der ihm das Bett wärmt. Ich bin ein treuer Sohn der Kirche und war nie bereit, eine käufliche Lust bei öffentlichen Frauen zu suchen. Sogar der Graf würde seinen Segen geben und uns als Trauzeuge dienen, und ich könnte die Schwierigkeit überwinden, dass ich dein Pate bin.«
»Es gibt keinen Zweifel, dass Ihr völlig verrückt seid. Nie, versteht Ihr, niemals würde ich Euch als Gatten annehmen!«, rief Laia mit Tränen in den Augen.
»Es ist gut. So soll es sein. Du hast es so gewollt. Ich habe dich geehrt, indem ich dir die Ehe vorschlug, und du hast sie verschmäht. Du musst die Folgen tragen«, sagte Bernat, dessen kalte Stimme nur mühsam seine Wut verbergen konnte.
»Ich versichere Euch, dass ich bei der erstbesten Gelegenheit fliehe, selbst wenn ich nicht weiß, wohin ich gehen kann.«
Die Stimme des Ratgebers zischte.
»Das wirst du nicht tun. Ich will dir erklären, wie alles von jetzt an sein wird. Die Briefe sind nicht im Fluge in dieses Haus gelangt, und ich weiß, wer die unselige Botin war. Von dir hängt es ab, was geschieht. Ich werde Aixa von dir trennen und sie einsperren. Wenn du freiwillig auf meine Bitte eingehst, gestatte ich dir, dass du ihr jeden Tag Wasser und Essen bringst. So kannst du feststellen, dass sie weiterlebt. Du wirst deinem Geliebten einen Brief schreiben, in dem du ihm mitteilst, dass es vorbei ist mit deiner Schwärmerei: Ich erlaube dir, die Worte zu wählen,
die dir am besten gefallen. Denk daran, dass dieser junge Mann, wie ich möchte, seine Enttäuschung der weiblichen Schwäche zuschreiben soll. Ich will auf keinen Fall, dass er glaubt, ich wäre in die Angelegenheit verwickelt, und obwohl ich ihm einmal gesagt habe, er sei nicht würdig, deine Hand zu erhalten, ist es für mich nützlich, dass er meint, von mir aus gäbe es kein Problem, denn seit damals hat sich seine Lage gründlich geändert, und ich sehe voraus, dass er es zu großer Macht und großem Reichtum bringt. Darum wirst du nachdrücklich betonen, dass dein Entschluss allein deine Angelegenheit ist. Ach, und bemühe dich, mir gegenüber eine respektvolle Haltung zu bewahren. Ich lasse nicht zu, dass etwas oder jemand meine Autorität in meinem eigenen Haus beeinträchtigt. Jetzt darfst du dich zurückziehen.«
50
Pelendri
M artí kam in seiner zerknitterten Kleidung zum Minotauros zurück, und Nikodemos, der in seinem Arbeitszimmer saß, sprach ihn besorgt an, als er ihn sah: »Ich habe Euch doch gesagt, dass der Ort gefährlich ist. Habt Ihr ein schlimmes Abenteuer erlebt?«
»Es war nicht so, wie Ihr denkt. Ich musste nur ins Meer springen, um einem armen Kerl zu helfen, der beinahe ertrunken wäre.«
Nikodemos schüttelte den Kopf.
»Alle Häfen sind gefährlich, aber unserer hier ist es zu bestimmten Zeiten ganz besonders.«
»Mir geht es gut, und ich habe ein ruhiges Gewissen. Ich habe ein gutes Werk getan. Wenn ich nicht zum Abendessen in die Goldene Muschel gegangen wäre, weilte eine Seele Gottes um diese Zeit vielleicht nicht mehr auf Erden.«
»Ich freue mich für Euch, aber wenn es nach mir ginge, können alle betrunkenen Seeleute Famagustas zur Hölle fahren.«
Martí wechselte das Thema und erklärte, dass er seine Pläne geändert habe.
»Es wäre mir recht, dass Ihr Euren Schwager benachrichtigt, damit er mich zu einer anderen Zeit abholt. Ich muss noch einmal zu dem Schiff zurück, das mich gestern hergebracht hat, bevor ich nach Pelendri aufbreche. Ich habe etwas Wichtiges an Bord gelassen.«
»Macht Euch keine Sorgen. Ich weiß, wo ich ihn finde. Sobald die Sonne aufgeht, gehe ich zu Elefterios. Wann soll er Euch abholen?«
»Ruft mich am späten Nachmittag, und er soll mich am Abend abholen.«
Am nächsten Tag stand Martí früh auf, denn vor seinem Aufbruch nach Pelendri hatte er in Famagusta viel zu erledigen.
Martí hatte sich einen genauen Plan zurechtgelegt. Er würde mit der Stella Maris abfahren, denn ihre Route entsprach seinen Absichten: Nach seiner Ankunft in Sidon wollte er sich dort einer
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