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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Meinung, die Ihr davon haben mögt, kümmert mich nicht das kleinste bisschen!«
    Ermesenda antwortete in spöttischem Ton: »Ich glaube, Ihr wisst nicht einmal, wo Euer Zuhause ist. In Arles, in Lusignan oder vielleicht in Toulouse. Ich habe gehört, dass man Euch aus den beiden ersten Städten hinausgeworfen hat und dass Ihr aus der dritten entlaufen seid.«
    »Die armen Grafschaften Gerona und Osona! Sie haben eine Schlange als Gräfin! Ihr speit Gift, Herrin.«
    »Gräfin, es ist wohl besser, diese Unterredung auf morgen zu vertagen«, griff der Prälat ein, als er sah, dass sich die Gemüter erregten. »Das Kopfkissen ist ein guter Ratgeber, und es hilft, seine Haltung zu mäßigen.«
    Ermesenda ergriff das Wort.
    »Bischof! Diese Verhandlung geht jetzt zu Ende, und ich meine, dass Ihr bei den Themen eingreifen solltet, die Eure Kirche betreffen. Übrigens habe ich festgestellt, dass Ihr in Bezug auf die Simonie kalt und nachsichtig geblieben seid.«
    »Dann, Herrinnen, ist es besser, den Saal zu räumen, wenn es Euch recht ist.«
    Almodis, die sich von den Schmähungen erholt hatte, ergriff wieder das Wort.
    »Tut, was Ihr für richtig haltet, Herr Bischof, aber mein Hauptmann und mein Schreiber bleiben bei mir. Jemand soll einen solchen Frevel bezeugen und bestätigen.«
    »Also dann, wenn es Euch recht ist...«
    Beide Gräfinnen neigten den Kopf, und auf ein Zeichen des Prälaten wurde der Saal geräumt.
    Murmelnd und Kommentare abgebend, traten die Leute langsam hinaus. Sobald der Letzte verschwunden war, schloss der Türhüter die Türflügel von draußen.
    Balsareny wandte sich an Almodis.
    »Gräfin, Ihr seid an der Reihe.«

    Almodis äußerte sich nun in einem gleichmütigen Ton, der allerdings nicht frei von Stolz war.
    »Ob Ihr es glaubt oder nicht, ich liebe Euren Enkel, und ich erlaube Euch nicht, dass Ihr über mein Leben urteilt. Früher oder später gibt die Kirche nach, wie sie es bei einer Staatsangelegenheit immer tut, und wenn Eure Fürsprache nicht notwendig ist, um aus dieser schlimmen Lage herauszukommen, in der wir uns befinden, werdet Ihr es bedauern, dass Ihr nicht das Euch unterbreitete hochherzige Angebot berücksichtigt habt. Eines Tages müsst Ihr sterben, und Eure Grafschaften gehen in Ramóns Hand über, ob Ihr es wollt oder nicht. Untertanen haben ein feines Gespür, um herauszufinden, was ihnen nutzt, und Euer Enkel hat sich dann ein Vermögen gespart, das Ihr für Messen hättet aufwenden können, die Euch das Fegefeuer erleichtern, das, wie ich ahne und wie es Eurem überschäumenden Hass entspricht, lang sein wird.«
    »Ich verstehe, Herrin, dass Ihr Euch widersetzt, das Bett meines Enkels zu verlassen. Stellen wir fest, dass Ihr keinen Ort habt, wohin Ihr gehen könnt. Macht Euch keine Sorgen: Sagt Ramón, dass er Euch die für mich bestimmten Mancusos gibt. Ihr könntet in jeder Stadt Septimaniens ein Hurenhaus aufmachen. Dort seid Ihr besser am Platz. Ihr kennt ja schon das Sprichwort: ›Wie man sich bettet, so liegt man.‹«
    »Ihr seid eine verbitterte und unerträgliche Frau«, explodierte Almodis. »Ich bin in friedlicher Absicht gekommen, und Ihr habt Streit mit mir gesucht. Ihr habt mich als ausgehaltene Geliebte und als alles Mögliche andere bezeichnet. Es ist gut, Ihr sollt die Wahrheit erfahren. Bald kommt ein Kind zur Welt, das mein Sohn und der Eures Enkels ist: ein Berenguer, ein Kind der Sünde, wie Ihr behauptet. Wenn dieser Sohn großjährig ist, wird ihm seine Mutter erklären, welche Meinung seine Urgroßmutter über ihn geäußert hat, bevor er geboren wurde. Wie Ihr behauptet, wird Euer Urgroßenkel das Kind einer Beischläferin sein, und dieser Hurensohn, in dessen Adern das Blut der Berenguers und des Hauses Carcassonne fließt, wird alles erben: Barcelona, Gerona und Osona. Sic transit gloria mundi. Herrin, wer zuletzt lacht, lacht am besten.«
    Der Bischof erblasste, Roger de Toëny erhob sich, nahm die Rechte an die leere Schwertscheide und machte eine Gebärde, als wollte er zur Waffe greifen. Dann stieß ein Schreiber das Pult um und fiel in Ohnmacht, wobei er das Dokument mit Tinte besudelte.

49
    Finstere Pläne
     
    B ernat Montcusís Seele kannte weder Rast noch Ruhe. Eine rote Wolke, eine Mischung aus Wut und Lüsternheit, zog sich über seinen Tagen und Nächten zusammen. Die Morgenröte überraschte ihn, während er in seinem Himmelbett saß, an zwei Kopfkissen gelehnt, und keinen Schlaf fand. Vergebens hatte ihm der Arzt Halevi

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