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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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liebt, so besorgt mir einen Gifttrank, den ich zu mir nehmen kann, wenn ich sehe, dass ich die Schmerzen nicht aushalten kann.«
    Laia versuchte, ihre verängstigte Freundin zu beruhigen.
    »Damit ist es vorbei. Ich kann die Lage beherrschen, und ich werde mich so stellen, als gäbe ich den Wünschen des Alten nach. Wenn ich auf eine Heirat verzichte und ihm weismache, dass ich bei ihm bleibe, um ihn in seinem Alter zu pflegen, werden seine Wutanfälle nachlassen, und dann vergisst er dich. Ich werde mich darum kümmern, wenn es so weit ist, dass du freigelassen wirst, selbst wenn die Gefahr besteht, dass man dich verkauft und von meiner Seite reißt. Jeder andere Herr ist besser als der hier.«
    »Wenn Ihr den Trank an Euch bringen könnt, den er in seinem Nachttisch
verwahrt und der ihm beim Einschlafen hilft, werde ich mich jedenfalls ruhiger fühlen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das kann. Edelmunda bewacht mich, und sie folgt mir wie ein Schatten. Aber hab keine Angst, ich lasse dich in dieser Not nicht im Stich. Seitdem meine Mutter gestorben ist, habe ich niemanden so lieb gewonnen wie dich.«
    »Mir geht es genauso. Seitdem man mich versklavt hat, hatte ich niemals eine Freundin wie Euch. Habt Vertrauen, Laia. Es kommt alles in Ordnung.«
    »Wenn ich es nicht so einrichten kann, dass man dich verkauft, ändert sich nie etwas. Aixa, ich weiß, wie rachgierig mein Stiefvater ist: Wir sind dazu verurteilt, in diesen Mauern zu bleiben, bis der Herrgott in seiner Barmherzigkeit, dein Herrgott oder meiner, darauf kommt es nicht an, uns herausbringen will.«
    Edelmundas raue Stimme unterbrach ihre Zwiesprache.
    »Herrin, es ist schon so weit, dass wir zurückkehren müssen. Ich bin über die Zeit hinausgegangen, und ich bin nicht bereit, mir Vorwürfe einzuhandeln. Außerdem kann niemand den Gestank aushalten, den man hier unten atmen muss.«
    Laia umarmte Aixa noch einmal. Schließlich stand sie auf und antwortete: »Nun, dann sagt es dem, der Euch schickt: dass es Leute gibt, die diese schmutzige Höhle nicht nur besuchen, sondern die hier leben müssen.«
    »Das geht mich nichts an. Euer Vater weiß, was er tut, und jeder bekommt, was er verdient. Wenn es Euch recht ist, Herrin, geht vor mir.«
    Die Nacht brach herein. Stille herrschte im dunklen Herrenhaus. In den Gängen spendeten ein paar kleine Öllampen ein schwaches Licht. Bernat Montcusí machte bedächtig die Tür seines Arbeitszimmers zu. Kurz davor hatte er die Bodenklappe geschlossen, durch die er das sich ausziehende Mädchen heimlich beobachtete. In dieser Nacht hatte er seinen Drang und seinen Samen zurückgehalten. Mit langen Schritten erreichte er das Zimmer seiner Pflegetochter. Sobald er angekommen war, trat er ein, ohne anzuklopfen. Laia hatte sich gerade ins Bett gelegt.
    »Was sucht Ihr in meinem Zimmer?«, fragte Laia und deckte sich zu.
    »So viel ich weiß, ist das mein Haus. Ich muss an keiner Tür anklopfen.«
    »Tut mir den Gefallen und entfernt Euch. Ich bin müde. Wenn Ihr mit mir reden wollt, dann morgen.«

    Bernat Montcusí ließ ein dumpfes Keuchen hören und sprach mit heiserer Stimme. Seine Augen blickten seine Stieftochter starr an.
    »Ich bin nicht zum Reden gekommen. Ich bin hier, um das zu verlangen, was mir gehört. Besser für alle, wenn es im Guten geschieht.«
    Laia schloss die Augen und presste die Betttücher an ihren Körper.
    »Ich habe Euch schon gesagt, dass eher die Sonne für immer untergeht.«
    Bernat machte einen Schritt auf das Bett zu.
    »Mach mir Platz an deiner Seite, und bringen wir es endgültig hinter uns!«
    »Eher sterbe ich.«
    »Gib acht auf deine Worte! Ich halte mich für einen Ehrenmann, ich führe immer aus, was ich sage. Mein Wort ist Gesetz in dieser Stadt und... noch viel mehr in meinem Haus!«
    »Wenn Ihr nicht auf der Stelle geht, schreie ich.«
    Bernat stieß ein ironisches Gelächter aus.
    »Und, sag mir, wer, glaubst du, kommt dir zu Hilfe?«
    »Ihr werdet als der lüsterne Alte bloßgestellt, der Ihr seid.«
    »Du wirst schon sehen, wer ich bin, und du wirst merken, wer hier befiehlt!«, rief Bernat, von der Wut überwältigt.
    Er ging zum Bett, packte Laia am Handgelenk und zwang sie, ihm zu folgen.
    Die junge Frau war verängstigt. Ihr Hemd verfing sich zwischen den Beinen, und sie konnte den langen Schritten des Mannes kaum folgen. So kam er, Laia hinter sich herschleppend, zum Eingang der Kellertreppe. Montcusís wütende Stimme zwang den Kerkermeister, der in dieser Nacht Dienst

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