Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
Vom Netzwerk:
Babylon reisen wolle, jener berühmten Hauptstadt, die wenige Meilen von Kerbela entfernt war. Er erkundigte sich, wie er seinen Plan am schnellsten und sichersten verwirklichen konnte.
    »Euer Vorhaben ist kein leichtes Unternehmen. Es ist ein weiter Weg von hier bis nach Mesopotamien. Ihr müsst Syrien durchqueren, und ich würde Euch niemals raten, dass Ihr diesen Weg allein bewältigt.«
    »Was empfehlt Ihr mir?«
    »Ihr müsst durch die Wüste, und das ist mehr als gefährlich.«
    »Was soll ich dann tun?«
    »Ihr müsst Euch einer Karawane anschließen, die von Damaskus auszieht und nach Saba-Abar wandert. Von dort aus könnt Ihr in der Begleitung eines erfahrenen Führers, der die Oasen kennt, die Wüstenroute versuchen.«
    »Wird es schwer sein, Reisegefährten zu finden?«
    »Ihr seid nicht allein mit Eurem Problem. In Sidon übernachten gegenwärtig adlige Herren, Ritter, Kaufleute und alle möglichen anderen, die diesen Weg zurücklegen wollen. Da sie die Gefahren kennen, schließen sie sich gewöhnlich zusammen und warten, dass eine Karawane aufbricht, die von einer Söldnereskorte beschützt wird. Diese wird dann von einem berühmten und erfahrenen Hauptmann geführt, der den Zug sicherer macht, denn die Banditen, die den Wert der transportierten Waren kennen, schrecken vor einem Angriff nicht zurück: Wenn er ihnen keinen anderen Gewinn einbringt, bleibt ihnen doch immer
das Geschäft, Gefangene zu machen, die entweder für ein hohes Lösegeld freigelassen werden oder die Sklavenmärkte des Kalifen von Bagdad versorgen können. Doch wenn es Euch recht ist, könnt Ihr in mein Haus einziehen: Die Wartezeit ist möglicherweise lang, und ich kann Euch eine Unterkunft anbieten, die Eurem Rang als Baruchs Freund angemessen ist.«
    »Ich möchte Euch nicht mehr Unannehmlichkeiten als nötig bereiten.«
    »Die Freunde von Baruch Benvenist sind auch meine Freunde. Als ich das letzte Mal Eure schöne Stadt besucht habe, war ich sein Gast. Wenn Ihr mein Angebot nicht annehmt, fühle ich mich beleidigt. Außerdem werde ich alles versuchen, den Hauptmann, der die Eskorte zusammenstellt, zum Abendessen einzuladen, damit Ihr ihn kennenlernt.«
    Martí Barbany zog also ins Haus des liebenswürdigen Kaufmanns ein, und sogleich wurde er mit der Hochachtung behandelt, die sein Rang als Teilhaber des einflussreichen Baruch von Barcelona verdiente. Er teilte den Tisch mit der Familie, und bei einem hierfür ausgerichteten Abendessen lernte er Meister Hugues de Rogent kennen, einen fränkischen Ritter, in dessen Adern auch arabisches Blut floss. Dessen Fähigkeiten und Kenntnisse erstaunten Martí. Er sollte der Führer der Gruppe sein, die, so Gott wollte, in zwei Wochen losziehen würde. Hierfür stellte er in diesen Tagen die Männer seiner Eskorte zusammen. Er suchte sie unter den vortrefflichsten Söldnern aus, die ihr Schwert, ihren Bogen und ihren Köcher für solche Aufgaben vermieteten. An diesem Abend sprach man über viele wissenswerte Dinge, die mit der Reise zu tun hatten: über ihre Rastplätze, die Leute, die sich ihr anschließen wollten, und vieles andere, von den am besten geeigneten Tieren bis zu der Ausrüstung, die man brauchte, um das Abenteuer erfolgreich zu bestehen.
    Eine gewaltige und vielgestaltige Menge wartete geduldig auf die Gelegenheit, die Wüste zu durchqueren. Die Leute wohnten so, wie es ihrem Rang oder Vermögen entsprach. Die Herbergen, Wirtshäuser und Schänken Sidons waren überfüllt. Außerhalb der Stadt hatte sich ein Lager aus Zelten, Hütten, Schuppen und sogar Ställen gebildet, die die Familien der Gegend vermieteten, während sie ihre eigenen Pferde im Freien ließen, weil sie die Möglichkeit nutzen wollten, gutes Geld zu verdienen.
    Martí richtete sich derweil nach den Ratschlägen, die ihm Yeshua Hazan und Hugues de Rogent gegeben hatten. Am Morgen des dritten
Tages besuchte er den Tiermarkt, und nach dem üblichen Feilschen versorgte er sich zunächst mit einem guten Pferd, wobei er mehr auf Widerstandskraft und Charakter als auf Schnelligkeit achtete, und dann mit einem Kamel – genossen diese Wiederkäuer doch einen legendären Ruf, weil sie so gut mit dem glühenden Sand zurechtkamen und so genügsam im Fressen und Trinken waren. Er nahm auch einen Jungen in seinen Dienst, einen erfahrenen Kameltreiber, der das widerspenstige Tier führen sollte. Er hieß Marwan, und er durchquerte die Wüste nicht zum ersten Mal. Er beriet Martí bei Geschirr und Zaumzeug.

Weitere Kostenlose Bücher