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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Pyrenäengrafschaft nicht die absolute Macht erreichen. Die alte Dame kümmerte sich sehr sorgfältig um ihre Sicherheit, indem sie die Hand ihrer Tochter Estefanía, der Tante Ramón Berenguers I., dem Normannen Roger de Toëny gab, wofür sie den Schutz seiner wilden normannischen Rotten erhielt, obgleich diese Schirmherrschaft den Unwillen der Untertanen in der Stadt Gerona wegen der Übergriffe der Soldateska herausforderte. Auf diese Weise war Ramón Berenguer I. zwar dem Namen nach Graf von Barcelona und Gerona, aber eigentlich nicht der, der in der nördlichen Grafschaft bestimmte. Die Streitigkeiten mit seiner Großmutter hatten viele Ursachen. Der letzte Grund des Problems entschwand beinahe aus seinen Erinnerungen, und dann kam noch der Charakter der alten Dame hinzu.
    Wer in seinem Herzen allerdings die absolute Herrschaft innehatte, war Gräfin Almodis de la Marche, die seinen Willen so sehr bestimmte, dass sie durch seine Vermittlung mit eiserner Hand ihre Macht über die Barcelonesen ausübte. Sie war von grenzenlosem Ehrgeiz beseelt und versuchte mit allen Mitteln, ihre Zukunft und die ihrer Zwillingssöhne zu sichern, die sie durch ihr sündhaftes Beilager mit Ramón Berenguer von Barcelona empfangen hatte, um für den Fall vorzusorgen, dass sich
das Schicksal wieder einmal gegen sie wendete und sie aufs Neue verstoßen würde, wie es ihr schon bei einer früheren Ehe geschehen war.
    Vom ersten Augenblick an waren die Misshelligkeiten zwischen Ramóns Erstgeborenem und seiner Stiefmutter nicht zu übersehen. Pedro Ramón glaubte, Almodis dränge ihn am Hof in den Hintergrund, und er stellte sich vor, das Gleiche werde bei den Erbschaftsregelungen seines Vaters geschehen, der, wie an den äußeren Anzeichen zu erkennen war, zweifellos einen seiner Halbbrüder bevorzugen würde. Die Spannungen zwischen Almodis und Pedro Ramón gingen offenkundig weiter und hatten in den drei Jahren nur noch zugenommen. Die lauten Rufe, die Beleidigungen und das heftige Türenknallen erstaunten im Schloss keinen mehr, und die Begegnungen beider wurden immer unfreundlicher.
    Der Tag hatte ruhig begonnen, und trotzdem lag irgendetwas in der Luft. Die Schlossbewohner wahrten ein sonderbares Schweigen, wenn sie zu ihren Obliegenheiten hin und her liefen: Alle ahnten etwas voraus. Im Rosengarten, wo Doña Lionor, die erste Dame der Gräfin Almodis, gerade zusammen mit Delfín auf Anweisung ihrer Herrin die Rosen pflegte, lauschte man beunruhigt den Schreien und Beschimpfungen, die man durchs offene Fenster hörte. Die Stimme ihrer Herrin ließ sich nicht verkennen.
    »Ich habe Euch bis über beide Ohren satt! Gott allein weiß, wie viel Geduld ich täglich aufbringen muss, um Eure Schmähreden und Eure Respektlosigkeiten zu ertragen. Das kann Pater Llobet bezeugen, mein Beichtvater, der sich ständig um meine Bedenken und Zweifel kümmert.«
    »Ich bin es, Herrin, der sich angesichts des Unrechts zurückhalten muss, das man gegen den legitimen Erben der mir als Erstgeborenem zustehenden Rechte meines Vaters begehen will!«
    »Niemand verweigert Euch die Stellung, auf die Ihr hinweist, aber Euer Vater wird mit den Gütern und Besitzungen, die er durch seine Verdienste erworben hat, das tun, was er für das Angemessenste hält. Ihr habt ein Anrecht auf die Besitzungen und Burgen, die er von seinen Vorfahren erhalten hat, und das, wenn er nichts anderes bestimmt, aber nicht auf die, die er durch Eroberung, Kauf oder mit klugen Verträgen erworben hat, bei denen ich eine gewisse Rolle gespielt habe, wie ich glaube. Mein Beichtvater rät mir...«
    »Herrin, ich bitte Euch, dass Ihr nicht Euren Beichtvater als Bürgen
für Eure listigen Begründungen nehmt. Eine Exkommunizierte hat kein Recht auf die Sakramente, und wenn sich Pater Llobet damit abfindet, so deshalb, weil er korrupt ist. Er will lediglich in Eurem Schatten vorankommen, und Euer Schatten ist schließlich nichts anderes als der verlängerte meines Vaters.«
    Lionor spürte, dass in diesem Moment eine spannungsgeladene Pause zwischen den beiden eintrat und dass sich gewiss eine Halsader Almodis’ leicht scharlachrot verfärbte. Dann erklang die Stimme ihrer Herrin wieder zornig, doch beherrscht und stahlhart.
    »Pedro, Ihr setzt Euch maßlos weit über die Dämme meiner Geduld hinweg. Euer Vater hat auf meine Bitte die Grafschaften Carcassonne und Razès gekauft, und ich glaube, dass sie wegen der Verdienste, die Ihr bisher erworben habt, eine voll gültige Erbschaft

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