Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
Vom Netzwerk:
meine Wirtschafterin, wird sich ständig um sie kümmern und ihr keine einzige Nacht von der Seite weichen. Wenn jemand das nachprüfen will, könnt Ihr ihn zu mir schicken. Dann überzeugt er sich, dass Eure Ruth eine Anstandsdame hat, die sie nicht aus den Augen lässt. Außerdem wisst Ihr«, setzte Martí mit gebrochener Stimme hinzu, »dass mich die vergangene Zeit nicht verändert hat: Laia beherrscht meine Gedanken wie am ersten Tag.«
    Eine Träne entsprang Baruch aus dem tiefsten Innern, die ihm aus den müden Augen trat und über seine runzlige Wange rann. Er stand auf, ging um den Tisch und umarmte Martí.

80
    Die Bestechung
     
    D ie Morgenkälte ließ die Gliedmaßen Oleguers erstarren. Er war der Wachposten, der es Almodis ermöglicht hatte, das Schloss zu verlassen, und den man wegen seiner wiederholten Disziplinverstöße damit bestraft hatte, in dieser trostlosen Einöde am Berghang des Montseny zu dienen. Der Frühnebel machte es ihm nahezu unmöglich, über seine Nasenspitze hinauszusehen. Bis zur Ablösung blieb ihm noch eine ganze Weile. Seine Augenlider schlossen sich schläfrig, und er dachte eifrig darüber nach, wie er diese todesgleichen Qualen beenden könnte, um nach Barcelona zurückzukommen. Plötzlich bewegten sich ein paar Zweige. Oleguer vergewisserte sich, dass Windstille herrschte und dass kein einziger Grashalm schwankte. Er bemühte sich, ins Dickicht hineinzuspähen, und nun bemerkte er, dass dort ein langer Ast hervorkam, an dem ein kleines Säckchen hing. Dieses berührte schließlich fast seine Beinkleider. Rasch trat er zur Seite, nahm einen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn an den Bogen, spannte die Sehne, drückte sich den Bogen ans Gesicht und zielte ins Gestrüpp.
    Seine Stimme tönte rau in der morgendlichen Stille: »Ihr seid so gut wie tot, wenn Ihr nicht sofort herauskommt und ich Euch ins Gesicht blicken kann.«
    Eine brüchige und unsichere Frauenstimme antwortete, während sich die Zweige des Gebüschs etwas auseinanderschoben.
    »Damit würdet Ihr mir einen ungeheuren Gefallen tun. Sterben ist über alle Maßen besser, als hier drinnen zu leben.«
    Eine braune Gestalt, die mit Sackleinenfetzen bekleidet war, trat auf den Weg. Oleguers Haut wurde unter Helm und Panzerhemd leichenblass. Die Person, die es gewagt hatte, sich dem Weg zu nähern, war eine Kranke der Kolonie.

    »Verschwindet zu den Höhlen, oder Ihr bekommt einen Pfeil zwischen die Rippen!«
    »Wenn man von dieser Krankheit befallen ist, gibt es wenig, was sie verschlimmern kann«, sagte Edelmunda. »Seid so gütig und hört mir zu, denn das ist gewiss vorteilhaft für uns beide.«
    Der Mann zögerte kurz.
    »Gut. Kommt nicht näher. Was wollt Ihr?«
    »Öffnet den kleinen Beutel, der vorn an der Stange hängt.«
    »Rührt Euch nicht vom Fleck.«
    Oleguer lehnte den Bogen an einen Baumstamm, zog den Dolch heraus, den er am Gürtel trug, und zerschnitt die Schnur, die das Ledersäckchen verschloss. Im ersten Sonnenstrahl erglänzte eine halbe Goldunze.
    Wieder ließ sich Edelmundas Stimme vernehmen.
    »Seit beinahe zwei Jahren hause ich hier. Ich habe gutes Geld, das dort, wo die Leute leben, viel wert ist, hier drinnen aber nichts.«
    »Ja und?«
    »Wenn Ihr mir einen Gefallen tut, mache ich Euch reich.«
    »Was für ein Gefallen ist das?«
    »Gebt acht. Solange ich von der Krankheit verschont blieb, hatte ich noch gehofft, dass der, der mich ungerecht zu dieser Strafe verurteilt hat, seine Ungerechtigkeit bereut und mich hier herausholt. Darum habe ich mein Geld aufgehoben. Aber seitdem ich weiß, dass ich verdammt bin, hält mich nur der Rachedurst am Leben. Es ist etwas sehr Einfaches, worum ich Euch bitte: Ihr helft mir, meine Rache auszuführen, und ich, das sage ich Euch noch einmal, mache Euch reich.«
    »Wie reich? Und was muss ich tun?«
    »Ihr setzt Euch keinerlei Gefahr aus. Vorläufig habe ich Euch eine halbe Unze gegeben, und Ihr wisst, dass der Kommandant einer Grenzfestung drei Unzen verdient. Ihr habt den Auftrag, mir Pergament, Schreibfeder, Tinte und Lack für mein Siegel zu besorgen, damit ich einen Brief schreiben und versiegeln kann, den Ihr später jemandem bringt, den ich Euch noch sage.«
    »Ist das alles?«
    »Das ist alles.«
    »Ich kann Eure Mancusos nehmen und verschwinden.«
    »Ich bin krank, aber nicht schwachsinnig. Das Geld, das ich Euch gegeben habe, ist für das Pergament und die Schreibutensilien bestimmt.
Dann, an Eurem freien Tag, bringt Ihr ein Schreiben zu der

Weitere Kostenlose Bücher