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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Adresse, die ich Euch sage. Dort verlangt Ihr eine versiegelte Empfangsbestätigung von der entsprechenden Person. Wenn Ihr sie mir gebt, erhaltet Ihr von mir noch anderthalb Unzen, sodass Ihr insgesamt zwei bekommen habt. Gefällt Euch das?«
    Die Augen des Mannes funkelten habgierig. Zwei Unzen waren ein richtiges Vermögen, und wenn er diese Summe gut anlegte, könnte er seinen Vorgesetzten bestechen, damit er einwilligte, mit ihm nach Barcelona zu gehen und die Geldstrafe zu bezahlen, die ihn von diesem Dienst hier draußen befreite. Dann könnte er das Soldatenhandwerk aufgeben, einen guten Wagen, zwei Pferde und ein Stück Land kaufen, und das würde ihm ein angenehmes Leben ermöglichen.
    »Ja.«
    »In drei Tagen erwarte ich Euch hier zur gleichen Zeit.«
    Edelmunda seufzte. Die Stunde der Rache war gekommen. Zur Kolonie gehörten in diesen Tagen vierzehn Unglückliche, doch als man Edelmunda eingeliefert hatte, waren es neunzehn. In großen Abständen traf ein neuer Leidensgefährte ein, weil man ihn entweder für ein Verbrechen bestrafen wollte oder weil er sich draußen die verdammte Krankheit zugezogen hatte. Viel häufiger geschah es, dass ein Insasse der Kolonie jene Reise antrat, von der man nie wiederkehrt – an einem solchen Tag beneideten ihn die Übrigen und freuten sich gewissermaßen darüber. Sie hoben ein Grab aus, bedeckten es mit Erde und stellten ein rohes Holzkreuz auf den Hügel. Danach verteilten sie die Habseligkeiten des Toten, und sie veranstalteten ein Leichenmahl, wenn ein weichherziger Angehöriger ein paar Lebensmittel am Rand des Lagers hinterlassen oder jemand irgendein Tierchen gejagt hatte, das man auf einen Spieß stecken und über einem Feuer braten konnte.
    Am Anfang wollte Edelmunda abseits von den anderen leben, doch sie merkte bald, dass so etwas unmöglich war. Als sie eingetroffen war, wollte sie sich am Höhleneingang vor der Kälte schützen, doch im strengen Winter kam sie allmählich näher an das Feuer heran, und das Bedürfnis, mit jemandem zu reden, drängte sie, sich dieser leidenden und ausgehungerten Gemeinschaft anzuschließen.
    Sie hatte ein Jahr in der schrecklichen Verbannung hinter sich, als sie eines Nachts entdeckte, dass sich ihr Körper mit Eiterpusteln überzog. Anstatt sich dagegen aufzulehnen, fühlte sie sich befreit. An jenem Tag erwachte ein Gefühl in ihrer Seele, das gebieterisch von ihr verlangte, ihre
einzige Pflicht sei es, bevor ihr der Lebensfaden abgeschnitten wurde, sich an dem Menschen vollständig zu rächen, der ihr Unglück verschuldet hatte. Cugat, einer der Unglücklichen, der in seinem früheren Leben Straßenräuber gewesen und kerngesund zu dieser Gemeinschaft gekommen war, hatte sich dort mit der schrecklichen Krankheit angesteckt. Er gab ihr einen Rat, der ihr nun als Richtschnur ihres Lebens diente: »Solange der Hass dein Herz in Brand setzt, hast du einen Grund, am Leben zu bleiben. Danach ist dir alles gleichgültig.« Nacht für Nacht erklärte sie Cugat die Umstände ihrer Verurteilung, und sie nutzte seine Ratschläge, um ihren Plan zu vervollkommnen.
    Der Frühling hatte schon begonnen, als sie eines Nachts an der Glut saßen und einen Aufguss von Kräutern tranken, die Cugat gesammelt hatte und die den Schlaf förderten. Die Übrigen waren schon schlafen gegangen, und ein Paar dieser Elenden trieb es miteinander unter einer Decke.
    »Haben die ein Glück, dass sie noch dazu imstande sind«, kommentierte Cugat.
    »Das Einzige, was mich erregt, ist der Hass. Ich muss einen Weg finden, wie ich ihn befriedige: Ich möchte wenigstens einen Tag nach draußen kommen, um diesen Schuft zu töten. Danach ist mir alles gleich«, entgegnete Edelmunda mit heiserer Stimme.
    »Man braucht nicht selbst dabei zu sein. Du kannst dich nicht direkt rächen, also musst du für die Mittel sorgen, damit es jemand an deiner Stelle erledigt.«
    »Ich verstehe dich nicht, Cugat.«
    »Sehr einfach: Man muss nur einen Totschläger finden, der die Arbeit übernimmt. Da du Geld hast, wie du mir gesagt hast, gibt es keine Schwierigkeiten.«
    »Was kann ich schon von hier aus tun?«, fragte Edelmunda und schüttelte resigniert den Kopf.
    »Diesem Mann, dem dein Feind die Geliebte geraubt hat und der ihn sicher noch mehr als du hasst, kannst du Beweise liefern.«
    »Und wie dringe ich zu ihm vor?«
    »Ein Posten lässt sich bestimmt bestechen. An dem Tag, an dem ein gewisser Oleguer Wache hat, erlaubt er, dass mein Freund bis zum Bachufer

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