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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Heute Morgen war ich im Laden, als mir Mohammed mitteilte, dass mich ein Mann in einer wichtigen Angelegenheit sprechen wollte. Zu mir kam jemand, an dessen Haltung man gleich erkannte, dass er ein Soldat war, obwohl er sich wie ein Kaufmann gekleidet hatte.
    ›Seid Ihr Omar, der Bevollmächtigte Martí Barbanys?‹, hat er mich angeherrscht.
    ›Genau der‹, habe ich geantwortet. ›Und wer seid Ihr?‹

    ›Das spielt keine Rolle. Ich habe Martí Barbany etwas äußerst Wichtiges zu überbringen, und man hat mich angewiesen, dass ich es einem gewissen Omar geben soll. Es kümmert mich nicht das kleinste bisschen, was darin steht, und ich lege auch keinen Wert darauf, dass jemand von mir als Boten erfährt. Wenn Ihr es nicht entgegennehmt, ist das Eure Sache, vorausgesetzt, Ihr unterschreibt mir eine Bestätigung, dass ich hier gewesen bin und es Euch geben wollte. Alles Weitere geht mich nichts an.‹<
    Als ich seine Worte hörte, wurde mir klar, dass es sich um etwas Wichtiges handelte und dass der Absender Euch kennt. Jedenfalls habe ich es entgegengenommen und einen Zettel unterschrieben.«
    »Worum geht es denn?«
    Omar wühlte in seinem Lederbeutel und zog eine versiegelte Pergamentrolle heraus, die er Martí gab.
    Dieser stand von seinem Stuhl auf, nahm das Pergament, ging zu einer Öllampe und prüfte eingehend das Lacksiegel, ohne dass er es wiedererkannte. Er brach es auf und faltete das Pergament auseinander.
    Je weiter seine Augen über die eng beschriebenen Zeilen huschten, desto mehr verdüsterte sich sein Gesicht.
     
    15. Dezember 1057
    Werter Herr!
     
    Ihr kennt mich nicht, aber ich kenne Euch genau. Was ich Euch erzählen werde, ist die reine Wahrheit, und in diesen Zeilen findet Ihr zuverlässige Beweise, dass meine Darstellung ebenso sicher zutrifft, wie die Sonne jeden Tag aufgeht. Ihr denkt vielleicht, dass sich die Unterzeichnerin in ihrem Herzen von Rachedurst anspornen lässt. Das wäre ganz ungerecht, denn mein letztes Stündlein naht, und ich will einzig und allein, dass meine Seele ihren Frieden mit Gott macht.
    Eure Geliebte Laia starb, wie Ihr ja wisst, indem sie sich in der Residenz des gräflichen Ratgebers Bernat Montcusí von der Mauer hinabstürzte. In jener Unglücksnacht habt Ihr dort zu Abend gegessen. Die Gründe, die sie zu einem solch verzweifelten Schritt trieben, sind Euch unbekannt, mir aber nicht, denn ich habe ihren Wahnsinn tagaus, tagein erlebt. Ich weiß zuverlässig, was für Gründe das waren: Sie wurde gerade von dem geschändet, der sie am meisten und besten hätte schützen müssen. Bernat Montcusí war dieser
Mann, und er hat ihr nicht nur einmal Gewalt angetan, sondern hat das eine ganze Weile fortgesetzt. Der Einfluss, den er als Mann ihrer armen Mutter auf sie hatte, wirkte sich noch zusätzlich aus, war aber nicht das Entscheidende. Ihre Gefährtin war Aixa, ihre einzige Freude, die Sklavin, die Ihr ihr geschenkt habt. Daraus mögt Ihr folgern: Wie kann eine Unbekannte all diese Dinge wissen, wenn sie nicht wahr wären und sie sie aus nächster Nähe erlebt hat? Nun denn, die Sklavin wurde eingesperrt und unendlich vielen Qualen unterworfen. Dazu gehörte ständiges Fasten, mit dem der Stiefvater Laia zwingen wollte, sich seiner schändlichen Leidenschaft zu fügen. Laia musste ihre Jungfräulichkeit der Sinnenlust eines Satyrs opfern, der sie für sich und nur für sich haben wollte. Aber die Dinge geraten durcheinander und entwickeln sich nicht immer so, wie man sie plant. Laia kam mit einem missgebildeten Sohn nieder, den sie bei der Geburt verlor, doch als sie schwanger war, hielt es Montcusí, der schon sein Verlangen befriedigt hatte, für vorteilhaft, dass Ihr sie heiratet und das Kind adoptiert.
    All meine Behauptungen mögen Euch wie die Lügenmärchen einer alten Frau klingen, aber was ich Euch nun sage, wird Euch begreiflich machen, dass sie stimmen, denn das eine hätte keinen Sinn ohne das andere.
    Man hat Euch gesagt, und alle haben es geglaubt, dass Eure Sklavin Aixa an der Pest gestorben ist. Nun, so ist es nicht: Aixa war in dem befestigten, Bernat Montcusí gehörenden Gehöft bei Terrassa eingesperrt, und ich weiß nicht, ob sie es noch immer ist. Wenn Ihr diesen Ort aufsucht und feststellt, dass sie nicht mehr lebt, kann man Euch davon unterrichten, was geschehen ist. Fragt den Burghauptmann Fabià von Claramunt. Er soll Euch sagen, wo die Sklavin nun ist, die sich im Festungsgefängnis befand. Wenn das, was ich Euch von Aixa erzähle,

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