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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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kräftigen Eselhengst und dachte an seine Soldatenzeit
zurück. Martí, Jofre und Felet ritten neben ihm, während Omar und Manipoulos – dieser hatte es vorgezogen, kein Pferd zu besteigen, denn im Sattel fühlte er sich unsicherer als während eines Sturms auf dem Deck seines Schiffs – die Wagen führten, in denen sich die eigenartige Truppe zusammendrängte. Sie schleppte eine Reihe von Geräten mit, die für diese gefährliche Aufgabe notwendig sein würden.
    Als es dunkel wurde, erreichten sie ihren Bestimmungsort: ein befestigtes Gehöft in der Nähe von Terrassa. Die fünf stiegen in einem Wäldchen ab, das sich in Sichtweite des Ziels befand, und besprachen sich. Eudald trat als Wortführer auf, weil er sich bei Angriffen auf Festungen auskannte.
    »Wenn wir still und umsichtig vorgehen, sollten wir keine Probleme bekommen.«
    »Erklärt das genauer«, verlangte Martí flüsternd.
    »Das ist kein uneinnehmbares Bollwerk, sondern ein zur Festung ausgebauter Bauernhof. Dort wohnt bestimmt der Burghauptmann, der die Steuern in diesem Gebiet einnehmen soll. Gebt acht: Der Turm an der Nordecke hat nicht einmal Zinnen.«
    »Was schlagt Ihr vor?«
    »Ich rate zu diesem Plan: Oben auf zwei Mauerstücken könnt Ihr sehen, dass es ein paar Posten gibt, die vielleicht mit zwei verschlafenen Wächtern besetzt sind. Wir müssen dort hinaufklettern und die Wächter unauffällig außer Gefecht setzen. Dann sollen die Männer, die hochgestiegen sind, zur Wachstube hinunterlaufen. Dort finden sie die übrige Mannschaft. Die Leute schlafen bestimmt oder würfeln. Zwei oder drei von uns halten sie in Schach, und der vierte macht die Türen auf, damit die übrigen hineinkönnen. Der Rest ist dann ein Kinderspiel.«
    Nun griff Jofre ein.
    »Martí, das ist meine Sache, wenn du es erlaubst.«
    Martí drehte sich zu seinem Freund um.
    »Was meinst du?«
    »Das ist leicht: Das habe ich mehr als einmal bei stürmischer See getan. Auf den Wagen habe ich Enterhaken mitgebracht. Lass mich die richtigen Männer aussuchen. Manche klettern das Takelwerk wie Seiltänzer hoch. Wir sind im Handumdrehen oben. Dann geht es darum, die Mannschaft zu überrumpeln und unschädlich zu machen: Warte an der Tür, und Ihr alle seid bald da drinnen.«
    »Damit Ihr die Haken werfen könnt, ohne dass das Metall laut an
den Steinen klirrt und die Leute drinnen warnt, müsst Ihr die Zeit nutzen, wenn es zur Matutin läutet«, sagte Eudald. »Das ist das letzte vorgeschriebene Läuten. Dann lassen sie die Glocken bis zum Morgen schweigen.«
    »Also los, wähle deine Männer aus«, wies Martí seinen Freund Jofre an.
    »Du musst nur drei aussuchen. Ich gehe auch mit.«
    »Einverstanden, Felet. Wir warten hier unter den Bäumen, bis die Tür aufgeht. Dann schnell dorthin, und wir sind drinnen. Noch eines: Denkt beide daran, dass niemand einen Namen nennen soll. Ich will als Einziger für dieses Unternehmen verantwortlich sein.«
    Alle nickten zustimmend.
    Jofre näherte sich der Gruppe, die beiseite stand und auf Befehle wartete. Er sprach kurz mit ihnen, und sofort traten drei Freiwillige vor: Beppo, ein Pisaner, Jonat, den sie »den Affen« nannten, weil er so mühelos das Takelwerk hinaufkletterte, und Sisquet, ein Menorquiner, der mit ihm schon zusammen war, als sie noch das Piratenhandwerk betrieben hatten. Die Übrigen postierten sich hinter der ersten Baumreihe.
    Als die Glocken zur Matutin läuteten, bissen sich drei Enterhaken in den Mauerzacken fest, und die Angreifer kletterten gewandt an den herunterhängenden Stricken hoch. Martí wartete: Es schien, als wäre die Zeit stehen geblieben. Man hörte keinen Ruf und kein Geräusch. Schließlich öffnete sich die Eingangstür, und die übrigen Verschwörer, an deren Spitze Eudald trotz seines Alters rannte, drangen in den kleinen Waffenhof ein, der ganz still dalag. Jofre hielt sich einen Finger an die Lippen und machte Martí auf sich aufmerksam.
    »Das ging wie von selbst. Auf einem Posten stand überhaupt keiner, und auf dem anderen schlief ein Wächter, der jetzt geknebelt ist. Sisquet leistet ihm Gesellschaft.«
    Man sah das schwache Licht einer Fackel, das durchs Fenster der Wachstube schimmerte. Die Tür war angelehnt. Fünf Männer schliefen auf Strohsäcken, und ein sechster war gerade dabei, über der Glut eines kleinen Kamins ein Stück Fleisch aufzuwärmen.
    Eudald rechnete mit dem Überraschungseffekt. Er stieß die Tür mit einem Fußtritt auf und stand sogleich mitten im Zimmer. Die

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