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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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unglücklichen Schläfer waren gerade erst erwacht, als dem Wächter, der das Fleisch aufwärmen wollte, der Zinnteller aus der Hand fiel. Da erschien schon der Wachoffizier aus dem Verschlag im Hintergrund. Er war in
Hemdsärmeln und zog sich die Hose hoch, während er sich laut erkundigte, was es da gebe.
    »Es hat nichts gegeben, und es wird auch nichts geben, wenn Ihr vernünftig seid und meinen Anweisungen gehorcht.«
    Auf jemanden, der nichts von Pater Llobets geistlichem Amt wusste, wirkte sein Aussehen tatsächlich einschüchternd, denn er hatte einen Riesenleib und trug in der Rechten einen gewaltigen Streitkolben, an dessen Ende sich eine Kugel mit Eisenspitzen befand.
    »Wer seid Ihr, und was wollt Ihr?«
    »Ich bin es, der hier Befehle gibt und Fragen stellt.«
    Der Offizier sah sich um und ließ sich vom Anblick der Gruppe überzeugen, dass das Spiel verloren war.
    »Wie viele Leute habt Ihr unter Eurem Befehl, und wo sind sie?«
    »Fünfundzwanzig Soldaten. Sie schlafen im Keller.«
    »Gibt es dort eine Tür? Wenn ja: Kann man sie von außen schließen?«
    »Es gibt eine zweiflügelige Tür. Man sperrt sie mit einem Querbalken zu.«
    »Schickt einen Eurer Männer dorthin. Ihn begleiten zwei von meinen Leuten. Wenn er so unvernünftig ist, dass er seine Kameraden warnen will, bezahlen das er und Ihr mit dem Leben.«
    »Darum kümmere ich mich«, meldete sich Manipoulos.
    Der Offizier befahl einem der angstschlotternden Kerle, den Auftrag auszuführen.
    »Jetzt begleitet Ihr uns unverzüglich zu den Räumen des Burghauptmanns.«
    »In dem Haus hier gibt es keinen Burghauptmann, nur einen Verwalter. Der Garnisonskommandant bin ich. Der Verwalter, der sich um den Besitz des Herrn kümmert, ist im Turmschlafzimmer.«
    »Nun, dann führt uns zu ihm.«
    Der Mann bat um die Erlaubnis, sich vollständig anziehen zu dürfen. Dabei beaufsichtigten ihn weitere zwei Angreifer. Als er vorschriftsmäßig gekleidet war, ging er zusammen mit Llobet, Martí und Jofre los, während Felet und seine Männer die Übrigen bewachten.
    Das Gebäude war eine kleine Grenzburg mit engen Räumen und einem bescheidenen Hauptturm. Sie stiegen die Treppe hoch und standen vor der Schlafzimmertür des Verwalters.
    Martí flüsterte dem Mann ins Ohr, wie er sich verhalten solle.

    Der Offizier klopfte an die dicke Tür, und kurz danach antwortete eine verschlafene Stimme von drinnen.
    »Was gibt es um diese Zeit?«
    »Don Fabià, wir haben ein kleines Feuer in der Küche. Ihr solltet herauskommen.«
    Von draußen hörte man Kleidungsstücke rascheln und die Stimmen von zwei Leuten, einem Mann und einer Frau. Die Tür ging auf, und die Gestalt eines notdürftig bekleideten Mannes mit zerzausten Haaren erschien, eine Lampe in der Hand haltend. Als er hinausschaute, wollte er überrascht wieder ins Schlafzimmer zurück, was Jofre und Martí verhinderten.
    Der Mann gab den Widerstand auf. Dennoch verlor er nicht seine würdevolle Haltung und erklärte: »Meine Herren, da drinnen ist meine Frau. Benehmt Euch bitte wie gesittete Menschen. Ich will das Notwendige tun.«
    »Niemand will Euch etwas Böses. Handelt so vernünftig, wie Ihr sagt, und dann ist alles bald vorbei wie ein schlimmer Traum.«
    Man hörte eine Frauenstimme von drinnen.
    »Was gibt es, Fabià?«
    »Nichts, Frau, schlaft weiter. Ein kleines Feuer in der Soldatenküche.«
    Mit ruhiger Stimme befahl Martí: »Bringt uns zu einem Ort, wo wir reden können, ohne dass uns jemand stört.«
    Der Herr ging voran und führte die unerwarteten Gäste in den Hauptsaal. Dort befahl er einem seiner Männer, das Feuer im Kamin zu schüren. Dann wandte er sich den nächtlichen Besuchern zu.
    »Nun, meine Herren?«
    Martí ergriff das Wort.
    »Ich heiße Martí Barbany. Es ist nicht notwendig, dass Ihr einen anderen Namen erfahrt. Entschuldigt unser sonderbares Eindringen. Wir sind ehrliche Leute. Ihr habt nichts zu befürchten, wenn Ihr nicht versucht, unsere Absichten zu durchkreuzen.«
    Der Verwalter antwortete ironisch.
    »Ehrliche Leute, die im Schutz der Nacht ein fremdes Gut überfallen? Das kommt mir merkwürdig vor … Denkt daran, dass der Arm des Herrn dieses Hauses weit reicht.«
    »Wir kennen Don Bernat Montcusí genau«, kommentierte Eudald.
    Als dem anderen klar wurde, dass sie es gewagt hatten, dieses Gut
zu überfallen, obwohl sie den Namen des Besitzers kannten, begriff er auch, dass seine Besucher nicht irgendwelche hergelaufenen Kerle waren. Trotzdem widersprach er:

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