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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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mir ist.«
    »Bringt den Satz zu Ende: ›Wegen eines dummen Zufalls.‹«
    »So sind unsere Gesetze. Hätte ich sie bei mir zu Hause aufgenommen, würde die Hochzeit, die wir heute feiern, nicht stattfinden.«
    »Ich verstehe Eure Haltung, und hier, in Eurem verschwiegenen Kabinett, will ich Euch gestehen, dass wir Christen auch Gesetze haben, deren
Verständnis sich meinem beschränkten Verstand entzieht. Aber verzeiht, wenn ich Euch sage, dass das Wort ›verbannt‹ die Lage Ruths nicht richtig beschreibt.«
    »Stimmt es etwa nicht, dass die Umstände sie gezwungen haben, sich fern von ihrem Elternhaus aufzuhalten?«
    »Gewiss, aber erlaubt mir, Euch zu sagen: Wenn Ihr sie wählen ließet, so glaube ich, dass sie sich entscheiden würde, dort zu wohnen, wo sie jetzt ist.«
    »Ich danke Elohim, dass er mir die Gnade gewährt, einen so vortrefflichen Freund wie Martí Barbany zu haben.«
    »Nie hättet Ihr für Eure Tochter einen besseren Zufluchtsort finden können.«
    »Ich habe nicht seinetwegen Angst, lieber Freund. Ich weiß, dass er ehrenhaft und rechtschaffen ist, aber sie ist jung und verliebt. Ich habe beschlossen: Sobald Batsheva verheiratet ist, nehme ich Ruth trotz alledem wieder zu Hause auf. Danach werde ich meinen Entschluss schon denen gegenüber rechtfertigen, die das für nötig halten.«
    Nachdem Benvenist eine Pause gemacht hatte, wechselte er das Thema.
    »Eudald, was denkt Ihr über die unselige Angelegenheit mit den Maravedis?«
    Llobet stellte eine Gegenfrage: »Habt Ihr etwas Neues erfahren?«
    »Inzwischen ist eine Woche vergangen, und ich habe nichts aus dem Schloss gehört.«
    »Einerseits scheint es ein gutes Vorzeichen zu sein, dass Ihr keine Antwort erhalten habt. Ihr wisst ja, was das Sprichwort sagt: ›Keine Neuigkeiten sind gute Neuigkeiten.‹ Trotzdem, weil ich den Ratgeber für Versorgung genau kenne, fällt es mir schwer, zu glauben, dass er nicht versucht, die Lage auszunutzen.«
    »Was für einen Nutzen soll er aus diesem Durcheinander ziehen?«, fragte Baruch erstaunt.
    »Das weiß ich nicht … Vielleicht will er Euch eine Geldstrafe auferlegen, weil Ihr nicht rechtzeitig herausgefunden habt, dass die Maravedis falsch sind.«
    »Das hieße, das Pferd beim Schwanz aufzuzäumen. Die Abordnung, die über das Lösegeld verhandelt hat, hatte die Aufgabe, das Geld zu prüfen, damit man nicht hinters Licht geführt wurde. Ich habe die drei Kisten lediglich aufbewahrt. Erst als es darum ging, neue Münzen zu
prägen, konnten wir den Betrug entdecken. Der Übeltäter ist jedenfalls derjenige, der Falschgeld in Umlauf bringen will.«
    In diesem Augenblick klopfte es mehrmals leise an die Tür, um dem Geldverleiher anzukündigen, dass die Beteiligten des Minjan eingetroffen waren.
    »Lieber Freund, ich will die Ketubba meiner Tochter unterschreiben, damit wir die Zeremonie beginnen können.«
     
    Dass sich Aixa nach und nach von den Schicksalsschlägen und Entbehrungen erholte, die ihr verstümmelter Körper ertragen hatte, war der Fürsorge Ruths, der guten Ernährung und ihrer eigenen Charakterstärke zu verdanken. Die seelischen Verletzungen heilten ebenfalls, und dabei half ihr, dass sie wieder ihren Oud spielen konnte. Das tat sie beinahe jeden Tag im kleinen Salon des ersten Stocks, den Martí als Musikzimmer eingerichtet hatte. Dort traf sich der junge Mann gewöhnlich nach dem Abendessen mit Ruth und hörte den Melodien zu, die die geschickten Hände seiner früheren Sklavin dem Instrument entlockten. Ruth ließ sich von dieser zauberhaften Stunde faszinieren und stimmte manchmal, von Aixa begleitet, wohlklingende Lieder an, die sie von ihrer Familie gelernt hatte. Martí fand großes Vergnügen an einem alten jüdischen Lied, das sieben Rezepte schilderte, wie man ein Auberginengericht kochen konnte, und er verlangte immer wieder danach. Doch in dieser Nacht tat er es nicht, weil er merkte, dass das Mädchen nicht in der Stimmung war, etwas Heiteres zu singen. Leise ertönte die Musik, und das Paar plauderte miteinander.
    »Was bekümmert Euch, Ruth?«
    »Nichts, das sind meine Sachen.«
    »Ich kenne Euch gut, wir sind schon lange Freunde. Wollt Ihr mir nicht erklären, was Euch betrübt?«
    Ruth sagte nach kurzem Schweigen: »Nach allem, was Ihr für mich getan habt, habe ich nicht das Recht, Euch mit meinen Kindereien zu behelligen.«
    »Wenn wir laut äußern, was wir für ein Problem halten, wird es manchmal viel leichter erträglich.«
    »Kümmert Euch nicht um mich.

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