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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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müsst.«
    »Aber wohin?«
    »Das ist nicht meine Sache, und Eure auch nicht. Das erfahrt Ihr bald.«

    Llobets Donnerstimme erdröhnte vom Ende des Gangs her.
    »Aber es ist meine Sache!«
    Im Nu hatte er die trennende Entfernung zurückgelegt, und seine beeindruckende Gestalt füllte den Raum.
    »Und Ihr, Herr, wer seid Ihr, und wer hat Euch eingeladen?«
    »Ich lade mich selbst ein, und Gräfin Almodis, deren Beichtvater ich bin, wird Euch morgen mitteilen, wer ich bin.«
    Im Schein der Kandelaber am Eingang erkannte der andere, um wen es sich handelte, und er mäßigte seinen Ton.
    »Verzeiht. In dem halbdunklen Gang hier hatte ich Euch nicht erkannt. Ich weiß genau, wer Ihr seid.«
    »Dann erklärt mir, in welch dringender Angelegenheit man nach einem Vater am Hochzeitstag seiner Tochter verlangt.«
    »Ich versichere Euch, ich weiß nur, dass ich Don Baruch Benvenist, den Dayan des Call , holen und zum Grafenschloss begleiten soll. Damit ist mein Auftrag erledigt.«
    »Gut«, sagte Pater Llobet, und zu Baruch gewandt, fügte er hinzu: »Ich komme mit Euch.«
    Der Offizier unterbrach ihn.
    »Das geht nicht, Herr. Ich habe einen Gefangenenwagen dabei. Dort drinnen dürfen nur der Verhaftete und seine Wachposten fahren.«
    Das Gesicht des Geldverleihers hatte sich alabasterweiß verfärbt.
    »Wollt Ihr sagen, dass Don Baruch verhaftet ist?«, erkundigte sich Eudald.
    »So lautet mein Befehl.«
    »Aber das ist niederträchtig …«
    »Ich sage noch einmal, dass ich lediglich Befehle ausführe.«
    Benvenists Blick wirkte Mitleid erregend.
    »Eudald, sagt Rivka, sie soll sich keine Sorgen machen, und benachrichtigt meinen Fahrer Avimelech, dass er mit meinem Wagen zum Grafenschloss kommt und mich abholt.«
    »Ich glaube, Ihr werdet Euren Wagen eine Zeit lang nicht brauchen«, setzte der Offizier hinzu.
    »Nun, ich glaube, dass jemand für diesen absurden Unsinn büßen muss«, entgegnete Llobet.
    Auf der Straße wartete ein Reisewagen mit offener Hintertür, und zwei mit Spießen bewaffnete Männer standen bereit.
    Den Domherrn durchzuckte eine böse Vorahnung.

97
    Baruchs Verhaftung
     
    M artí Barbanys Herrenhaus wirkte auf den, der es nicht kannte, überwältigend. Das riesige Gebäude, die getäfelten Decken, die luxuriös ausgestatteten Zimmer und der prachtvolle Gesamteindruck ließen sich nur mit dem Grafenschloss oder mit den Adelshäusern innerhalb der Stadtmauern vergleichen. Martí Barbany, der nun schon siebzehn Schiffe, außerdem Lager- und Schiffszeughäuser besaß, konnte sich jeden Luxus erlauben, selbst wenn er damit den Neid eines wurmstichigen Adels heraufbeschwor, dessen uralte Wappenstücke in dem aufstrebenden Barcelona inzwischen weniger Achtung als die Geldstücke dieses entschlussfreudigen neuen Stadtbürgers genossen. Ishaí Melamed und Batsheva konnten bei dem Besuch, den sie dort abstatteten, um sich von Ruth zu verabschieden, alle Einzelheiten würdigen. Martí betrachtete das gerötete Gesicht Ruths, als sie erfuhr, dass er sein Versprechen gehalten hatte. Er sah die Dankbarkeit in ihren Augen, und das hielt er für einen mehr als ausreichenden Lohn. Sie trafen sich in dem Saal des ersten Stockwerks, der im arabischen Stil eingerichtet war und den Omar den »Saal des schwarzen Öls« nannte, denn das Mobiliar wurde erworben, nachdem das erste Schiff in Barcelona eingetroffen war, das in seinem Laderaum die Amphoren mit dem hochgeschätzten Produkt brachte. Beide Schwestern umarmten sich und fassten sich an den Händen, ohne sich um die Anwesenheit der Übrigen zu kümmern. Sie drehten sich schnell im Kreis, wie sie es in ihren gar nicht so fernen Kindertagen getan hatten, und sie lachten, als wären sie noch immer zwei kleine Mädchen. Dann blieben sie stehen, und Ruth küsste ihren nunmehrigen Schwager auf die Wange.
    »Gebt gut acht auf sie, Ishaí. Sonst komme ich, wo Ihr auch seid, und ziehe Euch zur Rechenschaft.«

    »Macht Euch keine Sorgen«, erwiderte nervös der junge Ehemann. »Eure Schwester wird wie eine Blume behütet, und da Ihr beide anwesend seid, möchte ich Euch und Don Martí für den außerordentlichen Gefallen danken, den Ihr mir erwiesen habt, als Ihr der Gemeinde gegenüber die Formen gewahrt habt. Unsere Hochzeit wäre lange hinausgeschoben worden, wenn Ihr in diesen Tagen zurückgekommen wäret, denn ich kenne meinen Vater genau.«
    Martí griff ein: »Vielleicht ist es jetzt nicht mehr so schlimm. Außerdem wissen viele Leute im Call , wie sich die Dinge

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