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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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verhalten.«
    »Das weiß auch ich, Don Martí. Aber man muss die Form wahren. Die Gesetzeskundigen haben sich bei gewissen Problemen noch nicht geeinigt, und dass ein jüdisches Mädchen, das eine Nacht außer Haus verbracht hat, selbst wenn es durch einen unglücklichen Zufall geschah, nach Hause zurückkehrt, wird nicht gutgeheißen. So etwas hätte zu großen Spannungen in der Synagoge geführt.«
    »Nun ja, vergessen wir das. Ruths Freude ist für mich der schönste Lohn. Übrigens, Ruth, Euer Vater hat mir eine Nachricht für Euch mitgegeben … Aber verlieren wir jetzt keine Zeit. Eure Gäste warten, und ich habe Baruch versprochen, dass wir uns nicht lange aufhalten. Fahren wir zurück.«
    Omar kam eilig herein. An seinem Gesichtsausdruck erkannte Martí, dass etwas vorgefallen war.
    »Herr, Pater Llobet wartet in Eurem Arbeitszimmer.«
    Sobald Martí das Zimmer betrat, klärte ihn Llobet auf: »Martí, es hat eine Katastrophe gegeben. Ihr wart kaum fort, da ist die Wache gekommen und hat Baruch mitgenommen.«
    »Was für einen Grund haben sie genannt?«
    »Noch keinen, doch ich ahne, dass sich hinter alledem die Angelegenheit mit den Maravedis … und der lange Arm Montcusís verbergen.«
    »Glaubt Ihr, dass diese Schlange es gewagt hat, Baruch für die Sache verantwortlich zu machen?«
    »Und dazu das ganze Call , wenn es nötig ist.«
    »Man muss etwas tun!«
    »Erstens sollte man mit ihm reden und sich, wenn es notwendig ist, an die Gräfin wenden.«
    »Das Erste übernehme ich. Jetzt müssen wir schnell zu Rivka zurückkehren und sehen, welche Folgen all das hat.«
    »Nun, dann verliert keine Zeit.«

    »Ich hole das Brautpaar und fahre zusammen mit Euch. Sagt vorläufig nichts. Erschrecken wir die beiden Schwestern nicht unnötig.«
    Als sie zurückkehrten, herrschte allgemeines Durcheinander: Die Gäste fuhren überstürzt ab, fast ohne sich voneinander zu verabschieden. Ishaí und Batsheva wollten wissen, was vor sich ging, und es blieb nichts anderes übrig, als sie einzuweihen. Sobald sie ausgestiegen waren, liefen sie ins Haus. Es war fast niemand mehr da: Die Nachricht hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Frau des Rabbiners Melamed und Esther trösteten Rivka, die sich die Kleider zerrissen hatte und bitterlich weinte. Als der Rabbiner seinen Sohn und seine Schwiegertochter sah, ging er ihnen entgegen.
    »Kinder, welch ein großes Unglück! Und das musste an einem solch besonderen Tag geschehen! Verflucht sei die Stunde, die das Volk Israel gezwungen hat, unter Christen zu leben!«
    Batsheva stand bei ihrer Mutter und bemühte sich, trotz der Klagerufe ihre ältere Schwester zu verstehen, die ihr erklären wollte, was geschehen war.
    »Aber warum? Welchen Grund hat man für ein solches Unrecht angeführt?«
    Martí hatte sich wortlos dem Kreis genähert und half der jungen Ehefrau, sich aufzurichten, denn sie lag vor Rivka auf den Knien.
    Eudalds tiefe Stimme übertönte die Klagerufe und Gespräche der Gruppe: »Vorläufig kann man nichts tun, außer dass wir ausruhen, um Kräfte zu sammeln für das, was morgen und in den nächsten Tagen kommt. Man hat bestimmt einen schrecklichen Irrtum begangen. Wir müssen stark sein, um mit den kommenden Ereignissen fertig zu werden.«
    Die Worte des Domherrn wirkten überzeugend, und schließlich erhob sich Rivka, die sich auf ihre beiden Töchter stützte, und nachdem sie allen für ihre Hilfe gedankt hatte, zog sie sich in ihr Schlafzimmer zurück. Unterdessen versammelten sich die Männer im Arbeitszimmer des Dayan .
    Das waren der Rabbiner Shemuel Melamed, sein Sohn Ishaí, Pater Llobet, Martí, Eleazar Bensahadon, der bis zu diesem Jahr als Vorsteher der Geldverleiher amtiert hatte, und Asher Ben Barcala, der Schatzmeister.
    Als sie sich gesetzt hatten, ergriff Eudald Llobet das Wort.
    »Meine Herren, wir müssen vorsichtig sein. Man hat das Recht aufs
Schlimmste verletzt, aber wir kennen die Zwänge, denen uns die Beziehungen mit den Mächtigen unterwerfen.«
    Shemuel Melamed, der sich die Verhaftung seines Mitschwiegervaters nicht erklären konnte, erkundigte sich nach dem Grund dafür.
    Asher Ben Barcala, der nicht bemerkte, dass ihm der Erzdiakon heimlich Zeichen machte, schilderte ausführlich die unglückliche Geschichte mit den Maravedis.
    »Und so kommt es, dass wir jüdischen Geldverleiher ohne jede eigene Schuld in eine Angelegenheit hineingeraten sind, für die man uns bestimmt zur Verantwortung ziehen will.«
    »Elohim stehe uns bei!

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