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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Brígida und Doña Bárbara in eine Schachpartie vertieft hatten.
    Nach einem unauffälligen Zeichen des Geistlichen blieb Martí in angemessener Entfernung stehen, und beide warteten, bis das Musikstück enden und Almodis geruhen würde, ihnen Beachtung zu schenken.
    Die Zither verstummte, und die Gräfin wandte sich an den Zwerg, als bemerkte sie nicht, dass Besucher warteten. So etwas tat sie gern, um die Leute zu verwirren, die zu ihr kamen und etwas von ihr erbitten wollten.
    »Delfín, fällt es dir wirklich so schwer, den Hund in Ruhe zu lassen, wenn ich Musik höre?«
    Ironisch und bissig wie üblich antwortete der Bucklige: »Sagt das dem Hund. Er fordert mich heraus. Er hat eine besondere Vorliebe für meine Waden bekommen, und wenn ich mich nicht verteidige, kann ich daran sterben. Für Euch ist er vielleicht ein Schoßhündchen, aber bei meiner Größe kommt er mir wie ein Wolf vor.«
    »Also gut. Meine Damen, du und der Wolf, ihr alle lasst mich jetzt allein. Ich muss mich mit meinem Beichtvater und Herrn Barbany besprechen.«
    Der kleine Hofstaat zog sich zurück. Nachdem die Türen wieder geschlossen waren, trat ein tiefes Schweigen ein. Die Gräfin provozierte es absichtlich, weil sie auf diese Weise das Verhalten ihrer Besucher prüfte.
    Ein paar Augenblicke danach wandte sich Almodis an sie, als wäre es für sie eine Überraschung, dass sich Fremde in ihrem Zimmer befanden.
    »Welch angenehmes Wiedersehen! Seid willkommen, Martí Barbany. Pater Llobet hält immer eine Überraschung für mich bereit. Welche Angelegenheit führt Euch zu mir?«
    »Ich habe es gewagt, Euch zu belästigen, um etwas zu erbitten, was recht und billig ist und was sich über kurz oder lang als einträglich für den Dienst des Grafen erweisen wird«, begann Martí.
    »Antwortet mir nicht in Rätseln, für die ich wenig übrighabe, und spannt mich auch nicht auf die Folter. Es ist besser für alle, dass Ihr zur Sache kommt.«
    Martí verfluchte sich, dass er eine der Hauptregeln vergessen hatte, die ihm Llobet eingeschärft hatte.
    »Sehr wohl, Herrin. Am Hof gibt es Leute, die sich mehr um den eigenen Nutzen als um das Wohl Barcelonas kümmern.«

    »Damit sagt Ihr mir nichts Neues«, antwortete die Gräfin lächelnd. »In einem Garten, das weiß ich genau, gibt es Dornen an den Rosen und Würmer in den Früchten.«
    »Dieser Vergleich ist höchst zweckdienlich, und es wäre nicht so wichtig, wenn die Person, die ich meine, dem Grafen nicht sehr nahestünde. Ich möchte sogar sagen, dass diese Person nicht den Charakter eines guten und treuen Ratgebers hat.«
    Langsam und wohl überlegt wählte Almodis einen nachdrücklicheren Ton, als sie antwortete: »Am Hof, mein Herr, gibt es treue Untertanen und verlogene Höflinge. Ich weiß gut, wer mein Freund und Anhänger ist und wen ich ertragen muss, weil er den Grafen amüsiert oder unterhält, indem er ihm schmeichelt. Nicht alle sind nach meinem Geschmack: Mit manchen komme ich oft zusammen, und andere dulde ich. Doch selbst ich muss bei meinen Anschuldigungen behutsam vorgehen. Ich werde nicht so ungeschickt sein, meinen erhabenen Gemahl eines Spielzeugs zu berauben, an dem sein Herz hängt. Wenn Ihr etwas Konkretes zu sagen habt, so tut es.«
    Eudald wechselte mit Martí einen schnellen und bedeutungsvollen Blick.
    »Gewiss. Der Ratgeber für Versorgung dient der Grafschaft in dem Maße, wie er sich selbst dient, und dafür ist ihm kein Mittel zu schade. Ich muss ihn anklagen, und ich klage ihn an, dass er ein mir gehörendes Bauerngut angezündet, den Tod meiner Mutter und eines treuen Dieners herbeigeführt und außerdem den Selbstmord seiner Stieftochter verschuldet hat.«
    Almodis musterte Martí aufmerksam mit ihren grünen Augen.
    »Was Ihr sagt, ist sehr gefährlich. Ihr müsst Beweise haben, bevor Ihr es öffentlich erklärt.«
    »Das ist nicht alles, und ich möchte Euch mit meinen Sorgen nicht übermäßig belasten.«
    »Ihr seid gekommen, um zu reden. Tut es.«
    »Nun denn: Er hat eine Freigelassene geblendet und ihr die Zunge abgeschnitten, ohne dass er ein Recht dazu hätte. Bei der Verteilung der Marktstände hält er die Hand auf und steckt ungeheure Summen in seine eigene Tasche.«
    Nach einer weiteren Pause fragte die Gräfin: »Und was soll ich tun?«
    »Dass Ihr mir gestattet, ihn zu einer öffentlichen Gerichtsverhandlung vor dem ganzen Volk vorzuladen.«

    »Das steht nicht in meiner Macht. Als Ratgeber des Grafen darf er nicht von einem Untertanen

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