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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Ratgeber beschuldigt, für den Tod seiner Patentochter verantwortlich zu sein, ohne den Grund genau anzugeben, denn das war hierfür nicht der richtige Zeitpunkt. Aber heute ist dieser Augenblick gekommen.«
    Die Leute rutschten aufgeregt auf ihren Sitzen hin und her, weil sie ahnten, sogleich ein schreckliches Geheimnis zu erfahren. Und so geschah es auch.
    »Ich klage Bernat Montcusí feierlich an, Laia Betancourt entehrt und unzählige Male geschändet zu haben, so sehr, dass dies und nichts anderes der Grund ihres späteren Selbstmords war.«
    Ein gedämpfter Schrei war von der Tribüne der Bürger zu hören, und im ganzen Saal breitete sich Gemurmel aus, während die Farbe aus Bernat Montcusís Gesicht wich. Er musste sich mit dem Pergamentbündel, das er auf dem Tisch liegen hatte, Luft zufächeln.
    Der Sekretär klopfte mit dem Holzhammer auf den Tisch, doch er konnte kaum den Tumult übertönen, und der Oberrichter musste damit drohen, den Saal räumen zu lassen. Schließlich verstummte der Lärm, und die Dinge gingen wieder ihren vorschriftsmäßigen Gang.
    »Bürger Barbany, Eure Anklage ist so schwerwiegend, dass dieses Gericht eine Gegenklage gegen Euch erheben kann, wenn Ihr sie nicht beweisen könnt. Dann wird das Gericht dem Grafen empfehlen, dass er Euch mit einer abschreckenden Strafe belegt. Beginnt mit Eurer Aussage.«
    Martí Barbany glaubte, dass der entscheidende Moment gekommen war. Er zeigte auf seinen Feind und schrie mehr, als er redete: »Dieser Mann, der das Amt entehrt, das er ausübt, hat den Einfluss ausgenutzt, den er auf seine Pflegetochter hatte, und er hat sie unter der Drohung entehrt, dass er sonst ihre Freundin Aixa töten würde. Er hat sie unzählige Male missbraucht und sie geschwängert. Als er dann sein Spielzeug satt bekam, hat er sie verstoßen, und um das Problem aus der Welt zu schaffen, wollte er erreichen, dass ich sie heiratete, was ich bedenkenlos getan hätte, denn ich liebte sie innig und wusste, dass sie ein reines Herz hatte. Sie sah sich jedoch als entehrt an und stürzte sich in einem Wahnsinnsanfall von der Mauer am Haus ihres Stiefvaters, und damit machte sie ihrem Leben ein Ende. Hier ist der Beweis für alles, was ich sage.«

    Bei diesen Worten ging er zum Richtertisch und legte Edelmundas Brief vor.
    Der Brief ging von Hand zu Hand, und als ihn die drei Richter gelesen hatten, stand Eusebi Vidiella auf und verlas das Schreiben laut.
    Danach wurde der Saal von fieberhafter Erregung gepackt. Der Richter forderte Martí auf, sich näher zu erklären, damit Montcusí die Begründung anhören und widerlegen konnte und damit die Grafen, ihre Ratgeber und die Tribünen erfuhren, ob die Anklage berechtigt war.
    Martí begann mit seinem Vortrag.
    »Eure Ehren! Als dieser Brief in meine Hände gelangte, weigerte sich mein Verstand, das anzuerkennen, was meine Augen lasen. Es trifft zu, dass ich vor meiner Abfahrt um Laias Hand angehalten hatte, und es trifft ebenfalls zu, dass der Ratgeber sie mir zwar verweigerte, mir aber Hoffnungen machte, wobei er die Bedingung stellte, dass ich das Bürgerrecht Barcelonas erhalten musste. Mit dieser Hoffnung sprach ich so oft mit Laia, wie es mir möglich war, und ich wusste, dass sie mich liebte. Als ich schon die Reise angetreten hatte, erhielt ich einen Brief von meiner Geliebten. Darin widerrief sie alles, was wir verabredet hatten, und riet mir, auf unsere Liebe zu verzichten. Allerdings fielen mir deutliche Widersprüche in dem Schreiben auf, die sehr klar auf das Gegenteil dessen hinwiesen, was die bloßen Worte besagten. Wie ich dann feststellen konnte, verhielten sich die Tatsachen ganz anders. Seht, wie dieser Mann seine eigene Patentochter missbraucht und unendlich oft bedrängt hat, wie er sie durch Drohungen von mir getrennt und seinem Willen unterworfen hat, wobei er sie vor allem mit dem Leben Aixas erpresst hat. Als ich zurückkam, änderte sich seine Haltung mir gegenüber, worüber ich mich freute, obwohl ich es nicht verstand, denn das bedeutete, dass er in unsere Heirat einwilligte. Doch alles wurde in der unseligen Nacht vereitelt, in der meine Geliebte schamerfüllt beschloss, die Welt der Lebenden zu verlassen. Damals verstand ich nicht, welchen Grund sie hatte, bis eines Tages der Brief der Wirtschafterin des Ratgebers in meine Hand gelangte. Dies ist das Schreiben, das ich Euren Ehren übergeben habe. Laia bekam ein Kind von diesem Mann, das gleich nach der Geburt starb, doch während ihrer

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