Das Vermächtnis des Martí Barbany
Wunsch, vertraue Baruch Benvenist, dem Dayan des Call der Stadt Barcelona, in dieser Urkunde meinen letzten Willen an, damit er ihn meinem einzigen Sohn Martí Barbany von Montgrí übermittelt, wenn dieser großjährig geworden ist, nachdem er festgestellt hat, dass mein Sohn die Person ist, die die Eröffnung dieses meines Testaments erbeten hat.
An dieser Stelle erläuterte der Geldverleiher ausführlich die Bestimmungen, denen der Grundbesitz von Empúries unterlag. Er legte die Beglaubigungsurkunde vor, die der damalige Graf unter der Bedingung ausgestellt hatte, dass die Familie Barbany drei Generationen lang Vasallendienste leistete. Ebenso erklärte er das Nießbrauchsrecht an diesen Ländereien, das besagte, dass die Ehefrau zeitlebens die Ernteerträge der Felder behalten sollte, wobei allerdings das Recht, sie zu verkaufen, von der Zustimmung Martís abhing.
Bisher enthielt das Dokument nichts Sonderbares. Martí kannte diese Verfügungen schon aus dem Brief, den ihm Pater Llobet gegeben hatte, und darum konnte er nicht verstehen, was daran so seltsam war, dass es sich derart tief im Gedächtnis des Juden eingeprägt hatte. Dieser machte eine Pause und hob die Augen von dem Pergament, damit man ihm besonders aufmerksam zuhörte, und deshalb nahm Martí an, dass nun der entscheidende Punkt kam. Und so war es auch.
Da sich die bisherigen Verfügungen in nichts von dem unterscheiden, was jeder gute Familienvater bestimmen könnte, erkläre ich nun die Gründe, die
mich veranlasst haben, auf diese Weise zu handeln, und ich führe die Güter an, die mir in meinem ruhelosen Leben zugefallen sind. Darum habe ich mich genötigt gesehen, sie fortan Baruch Benvenist, dem Dayan des Call von Barcelona, anzuvertrauen.
In meinen langen Dienstjahren im Heer des Grafen von Barcelona, in denen ich entweder unter seinem Befehl oder unter dem Ermesendas von Carcassonne stand, die zweimal Regentin war (denn zuerst übte sie die Vormundschaft über ihren minderjährigen Sohn Berenguer Ramón I. und dann über ihren Enkel Ramón Berenguer I. aus), erreichte ich in der Miliz dank meiner Verdienste im Kampf den Rang eines Anführers der Fußsoldaten, womit ich einen entsprechenden Anteil an der Beute erhielt. Diese Güter gehören mir rechtmäßig, und ich habe sie gespart und aufbewahrt, um die Pflicht zu erfüllen, die ich meinem Sohn gegenüber habe, und sollte jemand sie von ihm verlangen, was höchst unwahrscheinlich ist, kann er hiermit beweisen, dass er dies als Erbschaft besitzt und dass die bis zur dritten Generation reichende Convenientia -Verpflichtung mit mir geendet hat. Ich möchte, dass ihm dieses Erbgut dazu dient, sein Leben von dem Frondienst zu befreien, an den das meine gebunden war. Da ich bedachte, dass ein Soldat keine unbeweglichen Güter behüten und verwalten und dass er als Einziges etwas beaufsichtigen kann, was er bei sich hat, verschaffte ich mir vor vielen Jahren ein geeignetes Behältnis, worin ich alles aufheben konnte, was mir bei den Verteilungen der Kriegsbeute zufiel. Mein Sohn, dies ist, was ich in all den Jahren bewahren konnte und Dir als Vermächtnis hinterlasse. In Anbetracht der Nöte, die ich überstanden habe, bin ich stolz auf meine Bemühungen, weil ich weiß, dass all das, wenn Du es umsichtig verwaltest, dazu gedient hat, aus Dir einen freien und angesehenen Mann zu machen, der vielleicht im Lauf der Zeit einer der Prohomes von Barcelona werden kann. All das befindet sich nun bei Baruch Benvenist, und es ist seine Aufgabe, es Dir auszuhändigen. Ich hoffe, dass ich den richtigen Entschluss getroffen habe und dass Du die Frucht meiner Mühen richtig gebrauchst, damit Du auf diese Weise einen Ersatz für die Jahre findest, in denen ich Dir als Vater wenig gegeben habe.
Leb wohl, mein Sohn. Wenn Du dieses Dokument liest, bin ich nicht mehr auf dieser Welt. Bete viel für meine ewige Seelenruhe.
GUILLEM BARBANY VON GORB
Am Rand hatte Baruch Benvenist dann, wie zu sehen war, das Testament mit seinem senkrechten Namenszug bestätigt.
Nachdem Martí den Worten des Juden zugehört hatte, erbat er das Testament, weil er es noch einmal persönlich lesen wollte. Er dachte kurz nach und gab dann Pater Llobet das Pergament, damit auch er es noch einmal studierte. Hierauf blickte er den Dayan erwartungsvoll an. Baruch Benvenist verstand die Botschaft, erhob sich wortlos vom Tisch und verließ das Zimmer. Wenig später kam er zusammen mit einem Diener zurück. Dieser trug
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