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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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außerdem, dass der Mann mehrere Maghreb-Dialekte, Latein und eine eigentümliche Umgangssprache der Wüstenbeduinen beherrschte und sich ebenso auf Rechnen und Schreiben verstand. Der Mann wusste gar nicht, wie er Martí danken sollte, und bemühte sich, seinem jungen Herrn eifrig zu dienen, der ihn so behandelte, als wäre er ein Freier und kein Sklave. Seine Frau Naima hatte eine Tochter geboren. Also hatte nun Mohammed, der Junge, der die Gruppe vervollständigte, eine kleine Schwester.
    Es geschah an einem Morgen unter den Säulen am Eingang der Pia Almoina, an der immer noch gebaut wurde. Martí besprach gerade mit Eudald Llobet die Probleme, die ihn beunruhigten, während Omar, der wie immer kein Wort sagte, Martís Pferd in respektvollem Abstand am Zügel hielt.
    »Es ist nämlich so, dass die Lage und der Preis des Hauses mir zusagen, aber der Mann will es ja zusammen mit den Weinbergen verkaufen, und der Grund ist kein anderer als der Boden dort. Ich habe mich erkundigt: Es gibt nicht genug Wasser, um etwas anderes anzubauen.«
    »Und die Mühle, von der Ihr mir erzählt habt?«
    »Sie ist eine halbe Meile entfernt.«
    »Verzeiht, Sajid «, griff Omar da in ehrerbietigem Ton ein. »Das Wasser lässt sich dort hinleiten.«

    Die beiden Männer drehten sich zu dem Sklaven um.
    »Was sagst du? Es ist mehr als eine halbe Meile entfernt, und das Land, das die Mühle davon trennt, gehört einem anderen.«
    »Wenn es daran liegt: Man kann es kaufen«, sagte Eudald nachdrücklich.
    »Und wenn der Besitzer nicht verkaufen will?«
    »Falls man das Wasser dorthin bringen kann, pachtet man das Durchleitungsrecht.«
    »Das lässt sich machen?
    »Das ist vollständig legal.«
    »Was meinst du, Omar?«, fragte Martí.
    »Ich meine, Sajid , dass man es dort hinleiten kann.«
    Beide blickten den Sklaven an.
    »Das ist zu weit. Selbst wenn wir einmal annehmen, dass ich das Zwischengrundstück kaufe, würde zu viel Wasser verloren gehen, weil der Boden sehr durchlässig ist.«
    »Nicht, wenn man es richtig kanalisiert, verehrter Herr.« Omar war sich seiner Sache offenbar ganz sicher.
    »Lasst ihn das erklären, Martí.«
    Anderthalb Monate später besaß Martí Barbany jedenfalls ein Haus an der Stadtmauer, mehrere Weinberge, die durch ein der Bewässerung dienendes Zwischengrundstück erweitert waren, eine Mühle und ein Wasserleitungssystem, das von der Mühle zu den Weinbergen führte. Es bestand aus umgekehrten, mit Bruchsteinen zusammengefügten arabischen Kehlziegeln, sodass es einen kleinen Kanal bildete, und aus mehreren, mit Ketten zu regulierenden Schleusen, die es Omar ganz nach Belieben ermöglichten, dass das Wasser selbst den letzten Winkel des Grundstücks erreichte.
    Das Haus des Weinhändlers stützte sich an die Stadtmauer. Es hatte ein Pultdach, und sein Hauptgebäude bestand aus zwei Stockwerken. Im ersten Stock richtete Martí seine Wohnung ein. Im Erdgeschoss befanden sich der Eingang des Gebäudes und der Raum für die Weinfässer aus Eichenholz. Die Arkade der Haupttür war oben mit ungleichmäßigen Steinen verziert. Den Boden bedeckten große Steinplatten. An der rechten Hausseite schloss sich ein ungepflasterter Hof an. Ihn begrenzte eine Mauer, die einen eigenen Eingang hatte. An einer Hofseite befand sich die Brustlehne eines artesischen Brunnens, der das gesamte Anwesen mit Wasser versorgte, und auf der anderen Seite war der kleine Raum,
in dem Omar und seine Familie untergebracht waren. Daneben standen ein Stall für drei Reittiere – ein Maulesel und zwei Pferde -, außerdem zwei Ställe für Kleintiere: Hühner und Kaninchen. Um all das kümmerten sich der kleine Mohammed und Naima. Darum verzichtete Martí auch auf seine ursprüngliche Absicht, einen Schweinestall einzurichten, denn er wusste, wie sehr die Muselmanen Schweine ablehnen und verabscheuen.
    Martí segnete täglich den Augenblick, an dem er beschlossen hatte, diesen Sklaven zu kaufen. Er war fleißig, umsichtig und sehr erfahren in der Arbeit, neue Weinberge anzulegen. Deshalb ließ sich eine glänzende Ernte erwarten. Außerdem kamen drei weitere Mühlen zu der ersten hinzu, die er gekauft hatte. Dafür bezahlte er die ungeheure Summe von siebenhundert Mancusos. Die Wasserleitung, die Omar geplant hatte, brachte solchen Nutzen, dass er das begehrte Nass über ein Schleusensystem an mehrere Nachbarn verkaufen konnte. Sie bezahlten ihn bar oder traten einen Teil ihrer Ernten ab.
    Martí war ständig beschäftigt. Er kümmerte

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