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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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sich um alle Streitigkeiten, zu denen es bei der Nutzung des Wassers kam. Er schloss sich den Plaudergruppen der Kaufleute an, um Möglichkeiten für neue Geschäfte zu entdecken. Er besuchte seinen Ratgeber, den Juden Baruch, oder ging zum Domherrn Llobet, den er mit Fragen überschüttete, was er tun solle, um mit dem Plan voranzukommen, der ihn zwanghaft beschäftigte: eines Tages voll berechtigter Bürger dieser Stadt zu werden.
    Einmal machten beide einen Spaziergang am Meer. Es war ein strahlend heiterer Nachmittag, und unablässig glitten Boote zwischen den Galeeren und dem Strand hin und her, um Waren auszuladen. Der Domherr, der sich ständig mit Pergamenten, Papierstapeln und Tinte abgeben musste, schwärmte für dieses harmlose Samstagsvergnügen. Gierig sog er die vielfältigen Gerüche ein: Salpeter, Teer, Hanf und unterschiedlichste Gewürze. Sie unterhielten sich über alle möglichen Fragen.
    »Ihr sagt also, dass Ihr mit dem Haus zufrieden seid, das Ihr erworben habt.«
    »So ist es, Eudald. Jetzt brauche ich eine Haushälterin, die es mir abnimmt, die kleinen häuslichen Arbeiten zu leiten, denn diese rauben Zeit, die mir bei anderen Dingen fehlt. Sie müsste es verstehen, sich bei den Leuten durchzusetzen. Kennt Ihr nicht zufällig jemanden, der sich dafür eignet?«
    »Lasst mich nachdenken. Vielleicht habe ich die Richtige für Euch.«

    »Ich höre.«
    »Zu meinen Beichtkindern gehört eine sehr tüchtige Witwe, die sich jedoch in einer äußerst schwierigen Lage befindet. Ihr Mann war Steinmetz, und vor drei Jahren hat ihn ein großer Steinblock erschlagen. Ihr einziger Sohn ist vor einem Jahr mit einer Karawane aufgebrochen, die in die Berberei zog. Er ist nicht zurückgekehrt, und man hat auch nichts mehr von ihm gehört.«
    »Wovon lebt sie jetzt?«
    »Man könnte sagen, dass sie sich recht und schlecht durchschlägt, indem sie an manchen Tagen, wenn sie Glück hat, hier oder da ein paar Arbeiten übernimmt, und wenn sie kein Glück hat, kommt sie zu mir und hilft mir, in der Pia Almoina die Armensuppe auszuteilen. Sie ist eine sehr tüchtige Frau von unbestechlicher Ehrlichkeit, und außerdem kann sie gut befehlen.«
    »Wie heißt sie?«
    »Caterina. Sie ist mit ihrem Vater aus einem Dorf im Norden gekommen. Hier hat sie ihren Ehemann kennengelernt, und nach der Heirat haben sie sich in der Stadt niedergelassen. Das Leben war nicht leicht für sie, und ich glaube, sie wäre genau das, was Ihr braucht.«
    »Redet mit ihr, und wenn sie nur die Hälfte der Tugenden besitzt, die Ihr gelobt habt, so sagt Ihr, dass sie schon ein Zuhause hat.«
    Von einem Thema sprangen sie zum nächsten.
    »Mir ist etwas eingefallen, und wenn es sich ausführen lässt, würde es mir großen Nutzen bringen, wie ich glaube. Hört zu, Eudald. Man hat mir erzählt, dass es viele schöne Dinge in den Wohnungen unserer reichsten Bürger gibt, die sie nur erwerben können, wenn sie ein genuesisches oder pisanisches Schiff zu unseren Küsten bringt. Manchmal kaufen sie solche Dinge nicht, weil sie gerade danach gesucht haben, sondern bloß, weil sie das Einzige sind, was es in diesem Moment gibt. Ich meine, wenn diese Bürger wüssten, dass sich solche Waren ständig an einem Ort unserer Stadt finden lassen, würden sie nicht zögern, sie sich auch dort zu beschaffen. Und da ich weiß, wonach unsere Kunden am meisten verlangen, könnte ich so etwas zu einem günstigen Preis am Herkunftsort kaufen und zu einem viel höheren Preis hier verkaufen. Ich habe darüber schon mit Baruch gesprochen, und er stimmt mir zu.«
    »Bei meiner Ehre, Ihr erstaunt mich! Euer Vater war ein tapferer Krieger, aber Ihr seid, so scheint mir, ein unerschrockener Mann des Friedens.
Ich wage nicht vorherzusehen, wie weit Euch Euer gutes Gespür bringt.«
    »Mich bedrückt nur ein Zweifel. Ich denke mir, dass es jemanden am Hof gibt, der ein solches Projekt zu genehmigen hat, und dass es schwierig für mich sein wird, zu ihm vorzudringen.«
    Der Erzdiakon strich sich über den dichten Bart.
    »Der Mann, der Euch gestatten muss, Euren Plan ins Werk zu setzen, ist Bernat Montcusí, ein Prohom von Barcelona. Ich glaube, ich habe Euch schon von ihm erzählt. Er kümmert sich um alles, was die Versorgung der Stadt betrifft, und außerdem ist er einer der Vertrauten des Grafen. Er gehört nicht zu meinen Freunden. Seine Wesensart missfällt mir. Aber ich habe einen gewissen Einfluss auf ihn: Er sucht gewöhnlich meinen Beichtstuhl auf, um mit Gott ins

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