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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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unreinlich seine Kleidung aussah, erklärte sie: »Eure Angelegenheit muss
tatsächlich äußerst wichtig sein, denn ich glaube nicht, dass es Eure Art ist, in diesem Aufzug vor mir zu erscheinen.«
    Guillem von Balsareny blinzelte leicht, was der Gräfin nicht entging.
    »Verzeiht, Herrin, doch mich quälen so große Sorgen, dass ich die Reise nicht mit ausreichendem Gepäck antreten konnte.«
    »Ich verstehe. Also gut. Ich höre Euch zu.«
    Da der Bischof wusste, dass die Mächtigen die schlechte Gewohnheit haben, den Boten, der schlimme Neuigkeiten bringt, übel zu behandeln, ging er behutsam vor.
    »Herrin, der Auftrag, der mich zu Euch führt, ist schmerzlich, und ich wage es nicht...«
    »Guillem! Man erreicht nichts, wenn man lange um den heißen Brei herumredet. Erklärt mir, was Euer Gemüt so sehr beunruhigt, dass Ihr eine dermaßen weichliche Haltung einnehmt, die nicht zu Eurem würdigen und klugen Wesen passt.«
    Der Prälat fand seine Beherrschung wieder, und auf einen Wink der Gräfin setzte er sich auf den Stuhl, der neben dem Thron stand.
    »Wie Ihr sehen werdet, Herrin, ist es so, dass ich traurige Neuigkeiten habe, die die Sicherheit Eurer Herrschaft bedrohen und die Ihr aus erster Hand erfahren müsst, was nicht nach meinem Belieben, sondern auf Anweisung des Heiligen Vaters geschieht, der mir diese Aufgabe übertragen hat.«
    »Ihr beunruhigt mich, Herr Bischof. Kommt bitte zur Sache. Je schneller Ihr mir von Eurem Auftrag berichtet, desto mehr Zeit habe ich, dem Unglück abzuhelfen.«
    Die Hände des Bischofs zerknitterten unbarmherzig seinen Reisehut.
    »Es ist so, Herrin, dass Euer Enkel, der Graf von Barcelona, kurz davorsteht, einen Frevel mit unabsehbaren Folgen zu begehen.«
    Ermesenda hörte zu, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Sprecht weiter, Vater. Ich gestehe Euch, dass Ihr mich in Atem haltet, obwohl mich nichts mehr erstaunen kann, was dieser unvernünftige Mensch tut.«
    »Herrin, im vergangenen Jahr ist Euer Enkel mit zwei Aufträgen ins Land der Ungläubigen gereist. Der erste betraf die Interessen Barcelonas, weil es darum ging, seinen Handel mit den von Türken und Muselmanen beherrschten Gebieten zu schützen, und der zweite bestand darin, Seine Heiligkeit über alles zu unterrichten, was die Kirche angeht, weil seine Nachbarschaft zu diesen Leuten und seine Erfahrung mit ihren
Bräuchen und Absichten unbestreitbar sind. Der Papst glaubt, dass Euer Enkel eine Autorität bei diesem Thema ist.«
    Ermesenda verharrte einige Augenblicke nachdenklich. Dann fragte sie: »Nun ja, was kann denn so schwere Folgen für die Zukunft meiner Herrschaft haben?«
    »Wie Ihr wisst, hat Euer Enkel im letzten Winter Blanca von Ampurias geheiratet, und diese Verbindung brachte viele Vorteile für die Grafschaften Barcelona und Ampurias und folglich auch für Gerona, weil sie einen für alle günstigen Frieden förderte, wenn man den zügellosen Charakter des Grafen Hugo von Ampurias, des Brautvaters, und seine verderbliche Streitlust bedenkt.«
    Ermesendas Gesicht nahm einen undurchdringlichen Ausdruck an.
    »Ich denke mir, dass Ihr nicht einen derart langen Weg hinter Euch gebracht habt, um mir etwas so Selbstverständliches zu erklären. Bekanntlich habe ich mich selbst für diese Ehe eingesetzt, und außer meinen Mühen hat sie mich gutes Geld gekostet, denn ich musste dem Grafen die Gebiete von Ullastret abtreten, die ich von meinem Gemahl geerbt hatte und derentwegen ich einen jahrelangen Streit mit Graf Hugo hatte.«
    Der Bischof erblasste.
    »Herrin, gerade darum hat das, was geschehen ist, so ernste Folgen.«
    »Ihr reizt mich, Herr Bischof. Kommt der Sache auf den Grund, damit wir ein Ende finden.«
    »Wie Ihr wisst, bin ich nicht aus meiner Diözese Vic, sondern aus Barcelona eingetroffen, denn ich habe auf Anweisung des Heiligen Vaters versucht, die Angelegenheit mit Eurem Enkel zu regeln, ohne dass ich mich an Euch wenden müsste. Doch meine Bemühungen waren zwecklos.«
    Die Stimme der Gräfin hallte im Saal nach.
    »Nun reicht es, Herr Bischof! Ihr raubt mir endgültig die Geduld: Sagt mir ein für alle Mal, worum es geht.«
    Bischof Guillem schluckte und machte sich bereit, die Folgen seines Auftrags auf sich zu nehmen.
    »Herrin, Euer Enkel will bald seine Gattin Blanca von Ampurias verstoßen, um eine Kebsehe mit der Gattin des Grafen Pons von Toulouse einzugehen, und wie ich aus seinem Mund gehört habe, ist er bereit, sie in Barcelona zu empfangen und notfalls als Konkubine zu

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